Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Neue Studie zur Pandemie

Corona hat Familien langfristig belastet

Die Pandemie hat sich negativ auf die Familie ausgewirkt, findet eine neue Studie heraus. Ein Resilienzfaktor ist eine gute Eltern-Kind-Beziehung.
Corona und Familie
Foto: Kzenon via imago-images.de (www.imago-images.de) | Auch wenn manche Familien von der zusätzlichen gemeinsamen Zeit während des ersten Lockdowns profitierten, habe sich die Pandemie langfristig gesehen negativ auf die gesamte Familie ausgewirkt, so die Studie.

Die Corona-Pandemie hat Familien langfristig belastet. Das zeigt eine neue Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die am Montag veröffentlicht wurde. „Es ist die erste Studie, die allgemeine Effekte der Pandemie von Lockdown-spezifischen Effekten auf das kindliche Wohlbefinden unterscheiden kann", erklärte Markus Paulus, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der LMU. Paulus hat mit einem Team das kindliche psychosoziale Wohlbefinden in den verschiedenen Phasen der Pandemie aus Lockdowns und Lockerungen der rechtlichen Vorgaben untersucht.

Die Studie belegt die hohe Bedeutung von Freundschaften und Kontakt zu Gleichaltrigen für das Wohlbefinden der Kinder. Dieses sank in Zeiten der Lockdowns, um sich während der Lockerungen kurzfristig wieder zu erholen.  

Elterlicher Stress als Risikofaktor

Auch wenn manche Familien von der zusätzlichen gemeinsamen Zeit während des ersten Lockdowns profitierten, in dem noch kein Distanzunterricht von Eltern und Kindern gemanagt werden musste, habe sich die Pandemie langfristig gesehen negativ auf die gesamte Familie ausgewirkt. Dabei stellte sich der zunehmende elterliche Stress als großer Risikofaktor für die emotionale Situation der Kinder dar. Eine gute Eltern-Kind-Beziehung dagegen half den Kindern, besser mit der Situation zurechtzukommen. 

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Beides, den elterlichen Stress und die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung, bezeichnet die Studie als „Schlüsselvariablen zur Erklärung individueller Unterschiede“ im Umgang der Kinder mit der Pandemie. Die Eltern-Kind-Beziehung sei ein „wichtiger Resilienzfaktor“, der die negativen Auswirkungen der Pandemie sogar unabhängig von elterlichem Stress abschwäche.

Im Rahmen der Studie wurden Familien im Zeitraum von Frühling 2020, und damit dem ersten Lockdown, bis zum Ende des letzten Lockdowns im März 2021 zu vier verschiedenen Zeitpunkten nach dem Wohlbefinden befragt. Untersucht wurden emotionale Schwierigkeiten, Verhaltensprobleme und Hyperaktivität von Kindern, das Wohlbefinden der Familie als Ganzes, Stress der Eltern und die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kind. 

Mütter schulterten Sorgearbeit hauptsächlich

Die Teilnehmer waren Eltern von drei- bis zehnjährigen Kindern, wobei der Hauptteil der Sorgearbeit den Angaben zufolge auf die Mütter entfiel. Während der Lockdowns arbeiteten die meisten der Befragten im Homeoffice, in der Phase der Lockerungen dagegen außer Haus. Dann besuchten auch knapp 90 Prozent der Kinder wieder Kindergarten und Schule.

Die Studienautoren empfehlen, dass zukünftige Arbeiten auch Einschätzungen und Beobachtungen der Lehrkräfte zum Wohlbefinden der Kinder erfragen sollten. Länderübergreifende Stichproben könnten das Bild des allgemeinen psychischen Wohlbefindens vervollständigen. Des Weiteren sollte die individuelle Lockdown-Situation von Kindern im Detail untersucht werden, denn die Auswirkungen auf das psychosoziale Wohlbefinden könnten sich bei Kindern mit einem strengen Regime der sozialen Distanzierung in ihrer Familie und langen Schließungen von Bildungs- und Bildungseinrichtungen von denjenigen Kindern unterscheiden, die weniger von sozialer Distanzierung und Schließungen betroffen sind.  DT/chu

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