Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Humanitäres Engagement

Als Priester in der Seenotrettung aktiv

Priester Mussie Zerai hilft Flüchtlingen, die in Seenot geraten. Sein Glaube hilft ihm, mit der Verantwortung für das Leben anderer umzugehen.
Der katholische Priester Mussie Zerai
Foto: Peter Klaunzer (KEYSTONE) | Von der Organisation „Pro Asyl“ wurde Mussie Zerai mit dem Menschenrechtspreis geehrt, 2020 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität von Luzern, 2015 wurde er gar für den Friedensnobelpreis nominiert.

Über 150.000. So vielen Flüchtlingen soll Mussie Zerai schon das Leben gerettet haben. Immer wieder erreichen ihn Anrufe von Flüchtlingen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten. Zerai übermittelt die Koordinaten der Boote an die italienische und maltesische Küstenwache. Bis zu 20 Anrufe am Tag erreichten ihn seit 2003. Doch inzwischen sind es weniger geworden, denn Bekannte des aus Eritrea stammenden Priesters haben inzwischen ein „Alarmtelefon“ eingerichtet, das von rund 300 Freiwilligen betreut wird.

Lesen Sie auch:

Sowohl Auszeichnungen als auch Anklagen wegen Engagement

Sein Glaube ist für Zerai die Erinnerung, dass das Schicksal dieser Welt und seiner Bewohner nicht in seiner Hand liegt. Doch das muss er sich immer wieder in Erinnerung rufen. Als er bereits mehrere Jahre in der Seenotrettung aktiv war, habe sein Rektor ihn in sein Büro rufen lassen und gesagt: „Denk dran: Du bist nicht der Retter dieser Welt! Der Retter dieser Welt ist Jesus Christus. Du musst alles tun, was in deiner Macht steht, um diesen Leuten zu helfen, aber wenn du alles getan hast, was du kannst, dann überlass den Rest Gott.“ Zerai wiederhole diese Aussage für sich selbst täglich, wie er im Gespräch mit der „Tagespost“ sagt. 

Für seine Tätigkeit erhielt der Priester der Eritreisch-Katholischen Kirche sowohl Auszeichnungen als auch Anklagen. Von der Organisation „Pro Asyl“ wurde er mit dem Menschenrechtspreis geehrt, 2020 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität von Luzern, 2015 wurde er gar für den Friedensnobelpreis nominiert. Zur selben Zeit wurde der Priester wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung angezeigt, die Anklage wurde inzwischen aber fallen gelassen. „Ein Teil der Politiker und der Medien kriminalisiert Solidarität, weil sie nicht wollen, dass Flüchtlinge ins Land kommen. Ich habe nichts Kriminelles gemacht. Ich klage nur die Verletzung der Menschenrechte an“, meint Zerai.  DT/vwe

Wie Zerais Telefonnummer berühmt wurde und warum ihm der Wunsch Priester zu werden zunächst abgeschlagen wurde, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Flüchtlinge Geistliche und Priester Glaube Jesus Christus

Weitere Artikel

Der aus Eritrea stammende Priester Mussie Zerai hilft Flüchtlingen, die in Seenot geraten. Sein Glaube hilft ihm, mit der Verantwortung für das Leben anderer umzugehen.
06.04.2022, 11 Uhr
Veronika Wetzel
Der tschechische Priester und Soziologe Tomáš Halík kritisiert die gegenseitige Entfremdung von Kirche und Gesellschaft.
14.04.2023, 05 Uhr
Kristina Ballova
Die EU will Schlepperbanden bekämpfen, die Seenotrettung professionalisieren und die Solidarität zwischen ihren Mitgliedern stärken.
23.11.2022, 19 Uhr
Stephan Baier

Kirche

In der 64. Folge des Katechismuspodcast geht es mit dem Theologen Andreas Wollbold um die Beziehung der Geschöpfe untereinander.
10.06.2023, 14 Uhr
Meldung
In der 63. Folge des Katechismuspodcasts spricht Theologe Andreas Wollbold über das richtige Verhältnis von Mensch und Schöpfung.
09.06.2023, 14 Uhr
Meldung
In der Schöpfungsgeschichte spiegele sich die Kunstfertigkeit Gottes wider, so Theologe Andreas Wollbold in der 62. Folge des Katechismuspodcasts.
08.06.2023, 14 Uhr
Meldung
Jacques Barthieu starb auf Madagaskar den Martyrertod bei einem Angriff von Rebellen.
08.06.2023, 07 Uhr
Claudia Kock
Wenn der Umgang mit Erzbischof Gänswein zum Stil vatikanischer Personalpolitik wird, sollten Kleriker in Zukunft Rom als Arbeitsplatz meiden.
09.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst