Depressionen, Angst- und Schlafstörungen, Suchtverhalten und Suizide: Die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sind in der Corona-Krise dramatisch gewachsen. Doch das Schlimmste steht uns noch bevor, ist die in Innsbruck tätige Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Barbara Haid überzeugt: „Die psychische Belastung ist enorm und die heftigste Welle kommt erst noch. Vergangene Krisen zeigen: Der Höhepunkt der psycho-sozialen Belastungen kommt erst nach dem Abklingen der ursächlichen Krise, weil die Psyche immer erst zeitverzögert reagiert.“
Die Welle kommt
Barbara Haid, die dem Präsidium des „Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie“ angehört, ist überzeugt: „Wir haben den Zenit noch nicht erreicht. Die große Welle kommt, wenn die existienzielle Bedrohung vorüber ist.“ Dann habe sich die Angst chronifiziert: „An die Stelle der Angst vor Corona tritt die Angst vor der Angst. Am Ende steht dann eine Angst vor dem Leben. Es wird bei uns als Gesellschaft etwas an Narben zurückbleiben.“
Zahlreiche Störungen
Bereits jetzt würden sich bei vielen Kindern Ängste, Schlafstörungen, psychosomatische Reaktionen und viel Traurigkeit zeigen. Bei Jungen verstecke sich Depression oft hinter Wut, Ärger, Aggressionen und Hyperaktivität. Viele Mädchen seien sehr ängstlich, traurig, schnell gestresst. Der Anstieg der Essstörungen sei enorm. „Auf den Jugendpsychiatrien sind die Suchtstationen extrem voll. Realistisch ist, dass wir einen Teil dieser Generation verloren haben“, sagt Haid im „Tagespost“-Interview. DT/sba
Lesen Sie das vollständige Interview mit der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Barbara Haid am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.