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Sir Francis Drake: Sklavenhändler, Freibeuter und Weltumsegler

Der bekannte Seefahrer Francis Drake, dem als erstem Engländer eine Weltumseglung gelang, hatte eine bewegtes Leben: Erst Handelskapitän, dann Sklavenhändler und Freibeuter und schließlich Weltumsegler. Weniger bekannt ist, dass die Herkunftsfamilie des späteren Sir Francis Drake einen noch eher im Katholischen verwurzelten anglikanischen Ritus kämpferisch verteidigte. Am 28 Januar ist sein 425. Todestag.
Ritterschlag von Elisabeth I. von England für Francis Drake
Foto: Adobe Stock | Die Hälfte der reichen Beute ging an die Krone und war einen Ritterschlag wert: Francis Drake wurde 1581 von Königin Elisabeth I. zum Ritter geschlagen.

Francis Drake, je nach politischem Standort Entdecker oder Freibeuter, dessen 425. Todestags am 28. Januar gedacht wird, ist um 1540 als ältester von zwölf Söhnen von Edmund Drake, einem anglikanischen Farmer, und seiner Frau Mary geboren. Wie viele Familien in dieser Zeit hatten auch die Drakes noch starke katholische Wurzeln. Konkret zeigt sich dies in der Flucht von Edmund Drake und den seinen in der Prayer Book Rebellion. Denn wie so viele, wollte auch Edmund Drake die Einführung des Book of Common Prayer, das die anglikanische Kirchenordnung und das gottesdienstliche Leben eindeutig protestantischer prägte und die zuvor gegebenen Freiheiten, in abgelegeneren Kirchen weiterhin mehr oder weniger ungehindert katholische Gottesdienste zu feiern, endgültig in die Vergangenheit verwies, nicht akzeptieren. Sein Widerstand gegen die anglikanische Liturgie war stark genug, um staatliche Verfolgung auf sich zu ziehen und nötigten ihn und seine Familie schließlich zur Flucht.

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Ein solcher Vorgang ist für einen Menschen, der eine Farm bewirtschaftet und daher stark an seinen Grund und Boden gebunden ist, keine Kleinigkeit. Aber die Drakes verließen Devon und siedelten sich in Kent an, wo Edmund Drake zunächst als Diakon und später als Vikar zum Seelsorger für die Angehörigen der königlichen Marine tätig war. Inwieweit seine Verkündigung anglikanisch oder katholisch war, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Es ist aber interessant, dass er überhaupt in den kirchlichen Dienst wechselte und sich als einer, der vor der Verfolgung durch die anglikanische Staatskirche fliehen musste, in der kategorialen Seelsorge engagierte, in der sein Tun weniger überprüfbar war, als es im Pfarreidienst der Fall gewesen wäre.

Drake lernte beim Nachbarn navigieren

Seinen Sohn aber motivierte er nicht, in seine Fußstapfen zu treten, sondern schickte ihn zu einem Nachbarn in die Lehre, der ein Boot besaß. Der war so angetan von den Fähigkeiten des jungen Francis, dass er, da er selbst kinderlos war, ihm sein Boot und den damit verbundenen Arbeitsplatz als Händler, der seine Waren entlang der Küste vertrieb, später vererbte. Von diesem Zeitpunkt an war Drake auf Schiffen zuhause.

Dass er infolge seiner Familiengeschichte eine selbstbewusste Unabhängigkeit gegenüber der Kirche und ihren Vertretern zeigt, erhellt eine Szene, die sich im Rahmen seines Konfliktes mit Thomas Doughty. Als der Schiffskaplan ihn in seiner Predigt indirekt dafür kritisierte, dass er seinen Stellvertreter hatte enthaupten lassen, indem er die Misshelligkeiten, die die Reisenden im Januar 1580 zu erdulden hatten, darauf zurückführte, ließ er ihn kurzerhand an einen Lukendeckel anketten und erklärte ihn für exkommuniziert.

Drakes Reiseziele entfernten ihn immer weiter von der heimischen Küste. 1563–1564 segelte er nach Guinea, 1566–1567 nach Amerika. Die erste Reise ins katholische Spanien erfolgte 1572. Seine Erfolge bewegten Elisabeth I. von England, ihn auf eine Expedition zu senden, die die spanische Pazifikküste entlangführte. Als er am 26. September mit der Golden Hind in Plymouth einlief, wurde er als erster Engländer gefeiert, der nicht nur mit seiner Flotte die Welt umsegelt hatte, sondern auch zumindest eins seiner Schiffe heil mit zurückgebracht hatte. Für Elisabeth war dieses Faktum aber vermutlich weniger interessant als die Tatsache, dass ihr 50-prozentiger Anteil an den von Drake ebenfalls unbeschädigt mit ins heimatliche England gebrachten Schätze in ihrem Wert die restlichen Einkünfte des Jahres 1580 übertraf.

 

Der Ruhesitz war eine frühere Zisterzienserabtei

Interessant ist, dass Drake sich als Ruhesitz nach seinen vielen abenteuerlichen Reisen ausgerechnet Buckland Abbey auswählte. Ein Zufall wird dies kaum sein, denn die dort vormals ansässige Zisterzienser Abtei wurde 1278 von Amicia, der Countess von Devon gegründet. Drake konnte in Buckland Abbey also sowohl an seine Wurzeln in Devon, als auch an seine Wurzeln im katholischen Glauben rückbinden. Dieser westlichste der Zisterzienserstandorte war eine Tochtergründung von Quarr Abbey auf der Isle of Wight und eine der letzten Zisterziensergründungen in England. Die Abtei bestand bis zur allgemeinen Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII. Allerdings wurden die zisterziensischen Bewohner nicht ins finanzielle Nichts geschickt.

Denn Abt und Mönche erhielten jährliche Pensionen von umgerechnet knapp hunderttausend Pfund. Im Gegensatz zum sonstigen Vorgehen bei säkularisierten Klöstern wurde die Kirche von Buckland Abbey nicht zerstört. Drake lebte 15 Jahre dort, bis er zu einer weiteren, seiner letzten Reise aufbrach. Das Anwesen blieb bis 1946 im Besitz der Nachfahren Drakes und ihrer Erben und wird seit 1947 vom National Trust verwaltet.

Wichtigstes Relikt: Eine militärische Schnarrtrommel

Eines der Ausstellungsstücke, die heute vom National Trust präsentiert werden, ist Drakes Schnarrtrommel, ein Musik- und Signalinstrument, das zusammen mit dem Entdecker respektive Piraten ihrer Majestät die Welt umsegelte. Kurz bevor Sir Francis Drake 1696 an der Küste von Panama starb, ordnete er an, dass dieses Instrument zurück nach Buckland Abbey gebracht werden solle, an jenen Ort mit zisterziensischen Wurzeln, den er sich als Ruhesitz erwählt hatte. Er soll hinzugefügt haben, dass immer, wenn England in Gefahr sei, jemand diese Trommel schlagen solle und er dann zurückkehren werde, um sein Land zu verteidigen.

Die Legende berichtet, dass der Klang des Instrumentes in der Tat in Krisenzeiten oder an bedeutenden nationalen Ereignissen hörbar gewesen sei. Wo und von wem der Klang vernommen wurde, ist nicht überliefert. Die originale Trommel Drakes befindet sich aufgrund ihres fragilen Erhaltungszustands heute in Zentralengland. Das in Buckland Abbey ausgestellte Instrument ist ein Replikat. Obwohl Buckland Abbey 1938 teilweise durch ein Feuer zerstört wurde, überstand die Trommel dies unbeschadet und verstärkte so die sich um Sir Francis Drake ebenso wie um König Artus rankende Legende vom schlafenden Ritter, der in höchster Gefahr wieder ans Licht des Tages treten wird.

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Barbara Stühlmeyer Elisabeth I. König Artus Äbtissinen und Äbte

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