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Nicht politisch korrekt: Englische Uni lehnt Transgender-Forschung ab

Die Bath Spa University hat eine Studie an Transgender-Personen abgelehnt, die nach einer „Geschlechtsumwandlung“ ihren Schritt bereuen. Grund der Ablehnung war, dass es sich um ein nicht „politisch-korrektes“ Thema handele. Nun landet der Fall vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Forschung zu Transgender
Foto: Jagadeesh Nv (EPA) | Die Bath Spa University im Westen Englands verweigerte die Genehmigung für Caspian, eine Studie zu den Erfahrungen von Menschen mit Geschlechtsumwandlungen als Teil einer Masterarbeit durchzuführen.

Der Psychotherapeut James Caspian wollte für eine Masterarbeit die Erfahrungen von Menschen erforschen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hatten, wie die US-amerikanische Online-Plattform The Christian Post berichtet. Der 61-Jährige hat sich seit zehn Jahren auf die therapeutische Arbeit mit Transgender-Patienten spezialisiert. Doch die Bath Spa University im Westen Englands verweigerte die Genehmigung für Caspian, die Studie als Teil einer Masterarbeit durchzuführen, weil „die Beteiligung an einem potenziell ‚politisch inkorrekten‘ Forschungsbeitrag ein Risiko für die Universität darstellt“.
Laut dem von der Webseite zitierten „Christian Legal Centre“ – einer juristischen Organisation, die diskriminierten Christen im Vereinigten Königreich bei Rechtsstreitigkeiten unentgeltlich beisteht – habe der Ethik-Unterausschuss der Universität hinzugefügt, dass „Angriffe auf den sozialen Netzwerken sich nicht auf den Wissenschaftler beschränken, sondern auch die Universität betreffen“ könnten.

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Keiner war zur Teilnahme an der Studie bereit

Der Titel der von Caspian geplanten und im November 2015 bei der Universität eingereichten Forschungsarbeit lautete: „Eine Untersuchung der Erfahrungen von Menschen, die sich einer Umkehr von einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen haben“. Anfangs habe die Universität den Vorschlag angenommen, doch der Psychotherapeut konnte damals niemanden finden, der zu einer Teilnahme an der Studie bereit war. Daraufhin modifizierte Caspian seinen Antrag, indem er bei seiner Studie „auch Menschen einschloss, die sich zu Männern umwandeln ließen und dann zu einem Leben als Frauen zurückkehrten, ohne ihre Operation rückgängig zu machen: Das Ethikkomitee wies den Antrag ab“.

Mit Unterstützung des Christian Legal Centre hat Caspian den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) angerufen, der über die Zulässigkeit des Falls wahrscheinlich in der ersten Jahreshälfte entscheiden werde. „Es gab für mich keine Alternative, als diesen Fall nach Europa zu tragen“, sagte Caspian in einer Erklärung. Zu viel stehe „für die akademische Freiheit und für hunderte, wenn nicht gar tausende junger Menschen auf dem Spiel, die sagen, dass sie geschädigt und oftmals zum Schweigen gebracht wurden durch eine rigide Auffassung, die zu einer Art Transgender-Ideologie geworden ist und die keine Diskussion erlaubt“.

Für demokratische Gesellschaft besorgniserregend

„Wenn eine Universität – ein Ort für den Austausch von Ideen, für Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, Infragestellungen, Forschungen und kritischem Denken – außerstande ist, das Risiko, kritisiert zu werden, auszuhalten: Wo bleiben dann die grundlegendsten Prinzipien der akademischen und intellektuellen Forschungsfreiheit?“, fragt Caspian. Die Folgen „der Unterdrückung von Informationen und Diskussionen sind für eine demokratische Gesellschaft zutiefst besorgniserregend“.

Der Psychotherapeut stellt darüber hinaus fest, er fühle sich „moralisch verpflichtet, seine Stimme zu erheben, weil ihm Leute erzählen, dass ihnen Schaden zugefügt wurde; und mein Beruf sollte keinen Schaden zufügen“.

Die Geschäftsführerin des Christian Legal Centre Andrea Williams erklärte laut der Christian Post, dass es während des vergangenen Jahrzehnts eine Steigerung von 3.000 Prozent von jungen Mädchen und Frauen gegeben habe, die an „Gender Identity Clinics“ überwiesen wurden. Dies sei ein Phänomen, so Williams weiter, „das in jeder westlichen Nation auftritt, wobei viele die lebensverändernden Entscheidungen, die sie daraufhin machen, bereuen“. Caspian habe die Ursache dieses Phänomens erforschen wollen. Doch aufgrund des „derzeitigen Klimas“ werden solche Versuche, zu forschen, zu erklären und Antworten zu geben, „verurteilt und zum Schweigen gebracht“, legte Williams dar. Caspian „wird schließlich die Gelegenheit bekommen, der Gerechtigkeit gedient und einen zentralen rechtlichen Präzedenzfall [am EGMR] geschaffen zu haben“.  DT/ks

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