Die neue Philosophie-Serie der Tagespost „Wie die Welt wurde, wie sie ist“ stellt Themen vor, die klassische philosophische Standards aus den Angeln zu heben versuchten. Es wird um die Infragestellung von Erkenntnis und Wahrheit gehen, um Neurophysiologie und Willensfreiheit, um Genderfragen oder um das Problem, ob Computer denken können.
Keine festen Wahrheiten mehr
Die Reihe beginnt mit der naturalistischen Philosophie des Amerikaners Willard Van Orman Quine (1908-2000). Quine gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der analytischen Philosophie. Er vertrat eine naturalistische Erkenntnistheorie, die auf Sinnesreizen basiert. Für Quine war die Philosophie nicht mehr „erste Philosophie“ oder prima philosophia als Metaphysik, wie es früher hieß, die als ihr Thema die letzten und höchsten Prinzipien hatte.
Er war sich dessen bewusst, dass es auf seiner Grundlage keine festen Wahrheiten mehr geben konnte: „Die Verdrängung der Erkenntnistheorie aus ihrem alten Status der ersten Philosophie löste, so war zu erleben, eine Welle des erkenntnistheoretischen Nihilismus aus.“ Mentales schloss er aus, es bleib ihm nur eine Verbindung von Sinnesreizen und dem „Output“ im Sprachverhalten. Sein Aufsatz „Naturalisierte Erkenntnistheorie“ (1969) hat die Philosophie und das Weltbild der Gegenwart nachhaltig beeinflusst. DT/ari
Lesen Sie den Auftakt der neuen Tagespost-Serie "Wie die Welt wurde, wie sie ist" über Quines naturalistische Philosophie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.