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Tiktok Chef verteidigt App: Misstrauen im US-Kongress bleibt bestehen

Der CEO der chinesischen Social-Media-App Tiktok versichert dem US-Kongress strikten Datenschutz für amerikanische Nutzer. Die Abgeordneten bleiben skeptisch.
Tiktok-CEO Shou Chew verteidigt die App gegen den US-Kongress.
Foto: IMAGO/Rod Lamkey/CNP/Startraksphoto.com (www.imago-images.de) | Tiktok-CEO Shou Chew verteidigt die App gegen den US-Kongress.

Schon seit längerer Zeit haben die US-Regierung und das FBI große Bedenken bezüglich der Nutzung von chinesischen Social-Media-App Tiktok in Amerika. Am Donnerstag war der CEO der chinesischen Megaplattform, Shou Chew, zur Befragung im US-Kongress vorgeladen. Dabei wies Chew Vorwürfe zurück. Über ein mögliches Verbot der App in den Staaten wird diskutiert. 

Werkzeug für Datenspionage

Bei der fünfstündigen Befragung ging es einerseits um den Schutz der Daten, die Tiktok von den Usern bezieht. Dabei handelt es sich nicht nur um die Daten, die innerhalb der App generiert werden (Suchpräferenzen, eigene Inhalte, etc.). Tiktok ist dazu befugt, auch externe Daten wie private Nachrichten, biometrische Informationen, Kontakte und das Nutzungsverhalten anderer Apps über Usersmartphones zu sammeln. 

Der US-Kongress sowie das FBI haben große Bedenken bezüglich der Datensicherheit. Sie vermuten, dass Daten an die kommunistische Volkspartei Chinas für Spionagezwecke weitergegeben werden. Chew versicherte, dass amerikanische Daten innerhalb Amerikas bleiben würden. Tiktok habe gar keinen Sitz in China und pflege keinerlei Regierungsverbindungen. Auch der chinesische Mutterkonzern Bytedance agiere nicht als Chinas digitaler Datenspion.

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Schädigung der Jugend

Die Vorwürfe gehen jedoch noch weiter. Darüber hinaus wirft der US- Kongress Tiktok vor, eine Gefahr für die geistige Gesundheit der User darzustellen, insbesondere der Jugendlichen. Viele Jugendliche in den USA sind süchtig nach Tiktok und leiden unter diversen psychischen Folgen. Das zeigt eine Studie im "International Journal of Environmental Research and Public Health".

Der Princeton-Professor Arvind Narayanan führt die große Suchtgefahr auf das Design von Tiktok, zurück: Die Uhrzeit wird von den Videos überdeckt, die im Sekundentakt automatisch eingespielt werden. Die Nutzer hätten es dadurch schwerer, von der App loszukommen. Außerdem könne Tiktok, das mehr als eine Milliarde Nutzer hat, leicht dazu genutzt werden, Jugendliche mit bestimmten Inhalten negativ zu beeinflussen, so der Kongress-Abgeordnete  Carter Georgia. Auch diese Vorwürfe weist Chew von sich.  Die Gesundheit der Jugendlichen sei eine Priorität für das Unternehmen , und Tiktok würde keine schädlichen Inhalte gezielt einsetzen, so Chew.

Verbot der App von US-Kongress erwünscht 

Beweise, die die Vorwürfe bezüglich chinesischer Spionage stützen sollen, sind noch ausständig. Shou Chew wird bis auf Weiteres vom US-Kongress als unglaubwürdig erachtet. Über ein mögliches Verbot der App in den USA wird aktuell beraten. Vielen Kongressmitglieder befürworten eine solche Maßnahme. In Großbritannien ist es bereits verboten, Tiktok auf Dienstgeräten von Beamten zu installieren. Auch die österreichische Regierung zieht ein solches Verbot in Erwägung. 

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