Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung „Tagespost“-Treffen für Junge Autoren

Die „Tagespost“ wird jünger

Das Nachwuchs-Treffen der „Tagespost“ führte die jungen Teilnehmer an den Mount Everest des journalistischen Könnens heran – und ins Gespräch mit dem früheren BILD-Chefredakteur Kai Diekmann.
Seminarraum beim Nachwuchs-Treffen der „Tagespost“
Foto: Anna Diouf | Konzentration beim Vortrag von Kai Diekmann: 20 junge Autoren nahmen am „Tagespost“-Nachwuchs-Treffen teil.

Wer wird auf dem Friedhof so richtig kreativ? Was suchen Füße aus Wachs im Würzburger „Käppele“? Warum sind katholische Studentenverbindungen gar nicht so verstaubt wie man denkt und wo sind wir eigentlich hingekommen, wenn junge Afrikaner nach Deutschland kommen, um die Neuevangelisierung zu unterstützen?  Das vierte Nachwuchs-Seminar der „Tagespost“ führte seine Teilnehmer auf der Suche nach erzählenswerten Geschichten kreuz und quer durch Würzburg. Zwanzig junge Autoren kamen am ersten Novemberwochenende in die fränkische Stadt am Main, um ihren journalistischen Werkzeugkasten um die Königsdisziplin zu erweitern: die Reportage.

Das theoretische Fundament zog EWTN-Vatikan-Journalist und „Tagespost“-Autor Rudolf Gehrig. Anhand konkreter Beispiele aus der Praxis erklärte Gehrig, welche Vorbereitung eine Reportage braucht, nach welchen Regeln sie sich richtet – und wann man sie brechen muss. Und bereitet auf Überraschungen vor: „Der beste Plan hält bis zum ersten Feindkontakt“, zitierte Gehrig aus dem Videospiel „Total War“. Die Bloggerin und Journalistin Anna Diouf skizzierte die crossmediale Begleitung von Reportagen über die sozialen Medien: Die Herstellung von Instagram-Reels oder YouTube-Videos gehört mittlerweile zur Grundausstattung einer qualitätvollen Berichterstattung auf der Höhe der Zeit.

Ex-Bild-Chef: „Tagespost“ ist einzigartig

Am Samstagnachmittag warteten auf die in Gruppen aufgeteilten Teilnehmer neun Termine: Neben einem Besuch bei der katholischen Studentenverbindung Markomannia, dem Würzburger Hauptfriedhof und dem berühmten Käppele ging es in die von den Franziskaner-Minoriten geführte Straßenambulanz, die Würzburger Wärmestube, auf den Bauernhof Löser und zu drei unterschiedlichen Orden: Den missionarischen Mariannhillern mit Wurzeln in Südafrika, den sozial engagierten Erlöserschwestern und den Augustinern, die mitten in der Würzburger Innenstadt mit Jazz und Mondlichtmessen evangelisieren möchten. 

Besonderer Gast des Seminars war der frühere „BILD“-Chefredakteur Kai Diekmann. In einem Talk mit den jungen Autoren berichtete Diekmann von den Anfängen und Highlights seiner Karriere, die ihn 17 Jahre lang an die Spitze von „BILD“ geführt hat, diskutierte über presseethische Fragen und die aktuelle deutsche Medienlandschaft. Dabei hob er die einzigartige Chance hervor, die eine Zeitung wie die „Tagespost“ durch ihre spezielle Perspektive habe. „Wo sonst lese ich in Deutschland durch die katholische Brille?“, so Diekmann. 

Was ihn selbst immer am Journalismus begeistert habe: das Geschichtenerzählen. In einer Zeit, in der wenige Storys wirklich exklusiv seien, komme es umso mehr darauf an, auf die eigene Perspektive, die eigene „Brille“, zu setzen: „Als Journalist einfach nur Chronist zu sein, reicht nicht aus“, so Diekmann. Stattdessen sei es aus Sicht des Lesers wichtig, eine Einordnung und Priorisierung des Weltgeschehens zu bekommen. „Als Leser will ich nicht nur einfach eine Story, die ich auch anderswo lesen kann, sondern ich will die Geschichte auf eine bestimmte Art und Weise erzählt bekommen!“ Daher sei der „katholische Background der ‚Tagespost‘ keine Belastung, sondern ein echtes Geschenk“, so Diekmann. „Die katholische Perspektive der Zeitung ist ihr Daseinsgrund und beantwortet für den Leser die Frage, warum er eben die ‚Tagespost‘ lesen soll.“

Auf seinen eigenen Glauben angesprochen, bekannte der Katholik Diekmann, dass seine christliche Erziehung ihm ein „Koordinatensystem“ vermittelt habe, das ihn auch beruflich begleite. „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg auch keinem anderen zu“, zitierte er das auf der Bergpredigt beruhende Sprichwort. „Daran habe ich immer versucht, Dinge festzumachen.“

Networking und konkretes Feedback

Für Jungautor Michael Greß war das Seminar ein „wahrer Segen“ und eine Gelegenheit, Freunde wieder zu treffen und sich zu connecten. „Ich finde es schön und hilfreich, dass die ,Tagespost‘ regelmäßig diese Autorentreffen und Seminare organisiert“, so auch Journalist Matthias Chrobok. Er schätze sowohl praktische Tipps als auch das Kennenlernen neuer Leute. „Wir sind gleich vor Ort gewesen, haben mit den Leuten gesprochen, selber Fotos gemacht und sind direkt ins Schreiben gekommen“, freut sich auch Jungautorin Natalia Bienkowski. Zum Abschluss des Seminars nach der Sonntagsmesse im Würzburger Dom besprachen neben Gehrig und Diouf auch die „Tagespost“-Redakteure Sebastian Sasse und Franziska Harter ausführlich die erarbeiteten Texte und den Social-Media-Content. Die Online-Leser der „Tagespost“ dürfen sich in den kommenden Tagen und Wochen auf Einblicke in das katholische Leben und christliches Engagement in und um Würzburg freuen.

Das nächste Treffen ist übrigens schon in Planung: Interessenten können sich für Updates und Voranmeldungen bei der „Tagespost“-Redakteurin Franziska Harter melden und über die Social Media-Kanäle und die Website dieser Zeitung auf dem Laufenden bleiben.

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