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Böhmermann geht es an den Kragen

Ein Gericht hat einer Klage gegen einen Bericht in Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ in wesentlichen Punkten Recht gegeben. Wann zieht das ZDF Konsequenzen?
Niederlage für Jan Böhmermann
Foto: IMAGO/Christoph Hardt (www.imago-images.de) | Jan Böhmermann ist das fleischgewordene Grundproblem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Einseitige politische Propaganda wird als Satire verniedlicht, ein als journalistische Recherche verkaufter Beitrag entpuppt ...

Seine Fans nennen ihn verharmlosend „Böhmi“, in Wirklichkeit ist aber Jan Böhmermann so etwas wie das fleischgewordene Grundproblem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Einseitige politische Propaganda wird als Satire verniedlicht, ein als journalistische Recherche verkaufter Beitrag entpuppt sich als Kampagne. Dazu kommt ein riesiges Selbstbewusstsein, an dem jede Kritik abprallt: Wir sind die Guten, wir können nicht falsch liegen - so lautet die Parole.

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Nicht gerade die beste Basis für solides journalistisches Handwerk. Doch nun gibt es einen empfindlichen Kratzer am Schutzschild, das bisher auch die Senderverantwortlichen vom ZDF vor ihn gehalten haben.

Für das ZDF könnte es teuer werden

Das Münchner Landgericht hat nun in einer vorläufigen Einschätzung der Klage von Arne Schönbohm in entscheidenden Punkten Recht gegeben. Im Oktober 2022 war diesem in einem Beitrag von Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ eine Nähe zu russischen Geheimdiensten unterstellt worden. Mit fatalen Folgen für Schönbohm. Der damalige Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik wurde von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) suspendiert und strafversetzt.

Doch Schönbohm, CDU-Mitglied und Sohn des profilierten, mittlerweile verstorbenen CDU-Konservativen Jörg Schönbohm, wehrte sich juristisch. Diese erste Einschätzung des Gerichtes kann er nun als einen Etappensieg verbuchen. Das Gericht kritisierte so nun unter anderem auch, dass Böhmermann Schönbohm in einem Kommentar zu dem Beitrag als ein Sicherheitsrisiko bezeichnet hatte.

Das Urteil soll erst im November fallen. Am Ende könnte es für das ZDF teuer werden. Der Sender sollte aber vorher eine Konsequenz ziehen und sich endlich von Böhmermann trennen. Ansonsten muss sich das ZDF nicht wundern, wenn das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiter und weiter sinkt. Wie heißt es doch: Mit dem Zweiten sieht man besser. Wenn der Sender jetzt nicht erkennt, was die Stunde geschlagen hat, ist er blind oder kneift mit viel Kraftanstrengung beide Augen zu. Beides wäre fatal für das ZDF.

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Sebastian Sasse Jörg Schönbohm Nancy Faeser SPD

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