Religionsunterricht

Katholischer Religionslehrer: Reliquienkult lässt sich verheutigen

Reliquien sind keine Angelegenheit für Museen. Heilige werden berührbar und gegenwärtig. Damit tut sich eine Chance für die Verkündigung auf.
Reliquienschrein
Foto: Heinz Gebhardt via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Durch Reliquien werden Heilige sehr präsent und greifbar. Im Bild: Grab der Heiligen Munditia. im Jahr 310 in Rom enthauptet, seit 1675 in München im Alten Peter.

Der Theologe und Religionslehrer Fabian Wilquin macht sich im Feuilleton der „Tagespost“ für den Reliquienkult in der Postmoderne stark. „Im Kontext der kirchlichen Tradition von Heiligenverehrung und ihrer Reliquien hört man nicht selten den Einwand, das Leben der Heiligen habe für postmoderne Katholiken nichts mehr zu bieten“, so Wiquin. „Zugegeben, die Begegnung mit einer Reliquie ist immerzu eine Provokation.“

Berührbar machen

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Der oft als „angsteinflößender Schutzwall empfundene Glanz der Heiligen in ihren kunstvollen Schreinen und Reliquiaren“ könne bei der Begegnung mit einer Reliquie aber erklommen und überwunden werden. „Dies geschieht durch das Berührbarmachen der Reliquie wie zum Beispiel bei der Segnung mit Reliquiaren im wörtlichen Sinn. Im übertragenen Sinn geschieht dies, indem Kirchenpädagogen Inhalte aus der Heiligenbiographie anschaulich präsentieren, diese Inhalte jedoch auch mit eigenen Glaubenszeugnissen biographisch zu „verheutigen“ wissen. Das erfordert eine authentische Weitergabe dessen, was man selbst darüber weiß oder auch eben nicht.“

Potential für Verkündigung

Fabian Wilquin betont: „Der Glaube an die Heiligen ist keine starre Funktion oder ein Abrufen himmlischer Kräfte. Er gewinnt an Leben, wenn die Verantwortlichen für die Reliquien und die sie umgebende heilige Kunst selbst eine Beziehung aufbauen zur Menschlichkeit, die sich darin und um sie herum befindet.“

Es liege in der Hand aller Verantwortungsträger, das Potenzial der Verkündigung durch sakrale Kunst in die diözesanen und überdiözesanen Zukunftsprozesse einzubinden. „Reliquien als eine Angelegenheit von Museen oder Magazinen zu betrachten, wird dem Anspruch unseres Glaubens nicht gerecht.“ DT/mee

Reliquien können bei der lebendigen Glaubensverkündigung dienen. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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