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„Ich habe von Bach gelernt, wie man spricht“

Eine wichtige Eigenschaft von Musik ist für den niederländischen Komponisten Joep Franssens Spiritualität. Dabei sei der Begriff nicht für eine bestimmte Art von Musik reserviert.
Joep Franssens im Gespräch mit der "Tagespost"
Foto: IN | „Was machen nun die Leute, die christlich erzogen wurden, sich dann von der Kirche und dem Christentum entfernt haben und schließlich, wenn sie Bach hören, dabei ertappen, dass sie gerade eine Art religiöse Erfahrung ...

Der niederländische Komponist Joep Franssens hält Spiritualität für eine wichtige Eigenschaft von Musik: „Spiritualität ist auf keinen Fall für eine bestimmte Art von Musik reserviert. Der Begriff
darf nicht eingegrenzt sein auf einen bestimmten Zeitraum oder einen bestimmten Stil.“ Der 64-Jährige, der mit dem Werk "The Harmony of the Spheres" (Sphärenharmonie) bekannt wurde, stuft sich selbst als Schüler von Johann Sebastian Bach ein. "Ich habe von Bach gelernt, wie man spricht".

Durch Musik mit spirituellen Wurzeln konfrontiert

Interessant findet es Franssens im Gespräch mit der „Tagespost“, dass in Westeuropa viele moderne Musikliebhaber durch die Musik wieder mit ihren spirituellen Wurzeln konfrontiert werden würden. Sie gerieten „regelmäßig in eine Art religiöse Identitätskrise“. In Holland zum Beispiel sei Bachs Matthäus-Passion sehr beliebt. „Was machen nun die Leute, die christlich erzogen wurden, sich dann von der Kirche und dem Christentum entfernt haben und schließlich, wenn sie Bach hören, dabei ertappen, dass sie gerade eine Art religiöse Erfahrung erleben? Bach hat die Matthäus-Passion schließlich komponiert, um den Menschen die Auferstehung Christi näherzubringen."

Franssens: Möchte keinen biblischen Text mit meiner Musik in Verbindung bringen

Auf die Frage, ob er selbst einmal ein dezidiert religiöses Werk komponieren wolle, antwortet Franssens nicht mit einem 100-prozentigen Nein. „Ich möchte aber eigentlich keinen biblischen Text mit meiner Musik in Verbindung bringen, weil dies bereits so oft durch andere Komponisten geschehen ist. Ich denke, meine Aufgabe ist es, das Licht auf andere Weise zu verbreiten.“

DT

Was die musikalisch interessierten Landsleute des Komponisten glauben, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 23. Mai 2019.

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