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Französischer Ex-Soldat führt Krieg gegen Pornografie

Ein ehemaliger Soldat hilft anderen, sich aus der Falle der Pornografie zu befreien. Dafür hat er den Onlinekurs „Neufs de cœurs“ gegründet.
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Foto: Silas Stein (dpa) | "Ich begleite kinderreiche Väter – Männer, die von ihrer Frau bei dem Besuch von Pornoseiten überrascht wurden“, so Lafforgue. Aber auch Seminaristen.

Tanguy Lafforgue ist 42 Jahre alt und schildert im Gespräch mit der französischen Zeitschrift Famille Chrétienne, warum er zum Therapeuten und Coach für Menschen wurde, die eine Pornografiesucht entwickelt haben. Er sagt: „Ich habe mehrere Jugendliche unterstützt, die am Kurs ‚Libre pour aimer‘ von Pater Éric Jacquinet [Gemeinschaft Emmanuel] teilnahmen: das war für mich eine Offenbarung“. Diese Tätigkeit habe seinen Begabungen eher als dem Soldatenleben entsprochen und sei das Ergebnis eines wendungsreichen Lebensweges gewesen.

Was die Männer wirklich peinigt

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„Zwölf Jahre habe ich in der Armee verbracht. Jeden Morgen beim Aufstehen fragte ich mich, was ich hier eigentlich tue…“, teilt der ehemalige Zögling der Militärschule Saint-Cyr, der französischen Elite Hochschule zur Offiziersausbildung, der Zeitschrift mit. Er sei der Typ 9, wie er bei der Betrachtung der verschiedenen Typen der Enneagramm-Lehre herausgefunden haben will: Er könne „zuhören“, sei „vorurteilsfrei und empathisch“. Der „Typ 9“ habe aber auch Schwierigkeiten, ohne einen äußeren Anstoß zu Taten überzugehen: Wenn ihn der Rektor des Heiligtums Notre-Dame du Laus, Pater Ludovic, nicht zum Pressesprecher des Heiligtums gemacht hätte, wäre er heute vielleicht noch immer in der Armee. Nach viereinhalb Jahren wechselte er in die Diözese Aix-en-Provence und Arles, um dieselbe Aufgabe zu erfüllen.

Die eigentliche Gemeinsamkeit der von Lafforgue begleiteten Männer, „das, was sie wirklich peinigt - ist nicht die Abhängigkeit von der Pornografie, sondern zunächst die Masturbation“. Christen seien davon nicht ausgenommen: „Ich begleite kinderreiche Väter – Männer, die von ihrer Frau bei dem Besuch von Pornoseiten überrascht wurden“. Aber auch Seminaristen.

Geprägt vom Missbrauch in der Kirche

Geprägt von den Missbräuchen in der Kirche möchte er, so heißt es in Famille Chrétienne weiter, dass die Leiter der Priesterseminare den Akzent noch mehr darauf legten, dass sich die künftigen Priester schnellstmöglich helfen ließen. Auch wenn die Erkenntnis hart sei, halte Tanguy Lafforgue doch daran fest, eine Botschaft der Hoffnung zu überbringen. „Es ist möglich, aus dieser Sucht in kurzer Zeit auszusteigen. Menschen, die seit 30 oder 40 Jahren in der Pornografie gefangen waren, erleben innerhalb weniger Wochen einen echten Weg der Befreiung“, versichert der Coach, der kurze Therapien empfiehlt. „Warten Sie also nicht, bis sie im Ruhestand sind, bevor Sie sich helfen lassen“, rät der Vater von fünf Kindern, der zugleich auch entdramatisieren möchte: „Es ist entscheidend, die Scham zu überwinden“. 

Seine Initiative hat Lafforgue „Neufs de Coeurs“ getauft. Dieser Ausdruck beziehe sich auf einen Abschnitt aus dem Buch Ezechiel: „Ich gebe euch ein neues Herz und lege neuen Geist in eure Brust“ (36,26). „Dies ist ein Augenzwinkern gegenüber den Christen, auch wenn meine Beratung allen offensteht“, fügt er hinzu.  DT/ks

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