Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Filmrezension

Zwei Super-Monster im Weltenkampf

Im Erfolgsfilm „Godzilla X Kong: The New Empire“ treffen zwei Filmikonen aufeinander. Für deren jahrzehntelange Beliebtheit gibt es Gründe.
In „Godzilla X Kong: The New Empire“ tritt King Kong zum 13. und Godzilla zum 38. Mal in Erscheinung.
Foto: Courtesy Of Warner Bros. Picture (Warner Bros. Entertainment) | In „Godzilla X Kong: The New Empire“ tritt King Kong zum 13. und Godzilla zum 38. Mal in Erscheinung.

Im Zuge des enormen Erfolges der Marvel- und DC-Superhelden-Filmuniversen einerseits und desjenigen der Kino-Dinosaurier aus „Jurassic World“ andererseits wurde genau vor zehn Jahren der Grundstein für ein weiteres Spektakel-Multimedia-Filmfranchise gelegt: Das sogenannte „MonsterVerse“ rund um King Kong, Godzilla und weitere Riesenmonster wie Mothra, Rodan und King Ghidora, die bereits seit Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen immer mal wieder die Kinoleinwand bevölkern. Das „MonsterVerse“, welches von Legendary Pictures und Warner Bros. Discovery koproduziert wird, begann 2014 mit einer filmischen Neuinterpretation des Dauerbrenners „Godzilla“ – dem Remake folgten in kurzen Abständen „Kong: Skull Island“ (2017), „Godzilla II: King of the Monsters“ (2019) und „Godzilla vs. Kong“ (2021), in denen Godzilla und der Riesenaffe King Kong direkt aufeinandertrafen.

Godzilla: Eine Reaktion auf Hiroshima

Das Gesamteinspielergebnis von fast zwei Milliarden US-Dollar macht die Filmreihe, die mit ihren Figuren gerne auch Anleihen bei den Sauriern aus „Jurassic World“ nimmt, zu einer der gegenwärtig erfolgreichsten Filmreihen weltweit. Zudem wurde das langlebige Universum letztes Jahr noch um zwei Fernsehserien – die Netflix-Trickserie „Skull Island“ sowie die Apple-TV-+-Serie „Monarch: Legacy of Monsters“ (siehe DT vom 28. März) erweitert. Trotz fortgeschrittenen Alters sind die beiden Monster fleißiger denn je und so geht der epische Kampf der Titanen nun in die nächste Runde und beschert vor allem jüngeren Kinogängern das nunmehr fünfte Abenteuer „Godzilla x Kong: The New Empire“, das die Handlung seiner Vorgängerfilme fortsetzt und gerade dabei ist, weltweit die Kinokassen zu erobern.

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Wer erinnert sich nicht daran, als Kind irgendwann einmal im Fernsehen auf eines dieser beiden ikonischen Monster gestoßen zu sein? Wobei man in früheren Zeiten aufgrund des puren Unterhaltungswertes der Filme wohl noch nicht ahnte, dass Godzilla, gerade in seiner ursprünglichen japanischen Filmvariante oder wie jüngst im oscarprämierten Film „Godzilla Minus One“ im Grunde eine Metapher auf den Umgang der Japaner mit den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki und ihren traumatischen Folgen war. Gerade „Godzilla Minus One“, ein Film, der nicht Teil des US-amerikanischen „MonsterVerses“ ist, sondern aus Godzillas Ursprungsland Japan stammt, hat es geschafft, was keinem anderen Godzilla-Film zuvor in dem Maße gelungen ist: Menschliche Charaktere mit Schicksalen zu kreieren, die den Film tatsächlich bereichern, anstatt als bloße Lückenfüller zwischen einzelnen Monster-Kawumm-Szenen zu agieren.

Klar ist: Hinter der Figur dieses Super-Monsters steckt mehr Tiefgang als man erwarten darf. Denn zumindest in den besseren der mittlerweile 39. Godzilla-Filme gehören zeitlose Themen und Fragestellungen zum Standartrepertoire: Das Verhältnis von Mensch und Natur, Technik und Fortschritt, Konsum und Verantwortung, Ökologie und Ökonomie und der Gedanke, dass es manchmal sogar dieser Monster bedarf, um unsere Welt im Gleichgewicht zu halten. Im Monster-Universum treffen sowohl japanische als auch amerikanische Filmmonster aufeinander, messen ihre Kräfte und verarbeiten damit ihre gemeinsame cineastische Vergangenheit und Gegenwart. Wobei der neueste Ableger „Godzilla X Kong“ eher zu einem überstilisierten, absurden und abgedrehtem Popcorn-Kino-Spaß tendiert als zu einer ernsthaften Metaphorik auf unsere Zeit.

Ein unschlagbares Team

Was macht den anhaltenden Erfolg und die Faszination von Super-Monster-Filmen aus, so dass Millionen von Menschen weltweit nie genug von neuen Abenteuern dieser ikonischen Riesen bekommen? Vielleicht liegt es daran, dass es in uns Menschen seit Urzeiten ein tief verwurzeltes mythologisches Mindset gibt – und Superhelden, Riesen, Monster und Götter-Manifestationen dazu da sind, die Unbegreiflichkeiten des Lebens zu deuten: Godzilla im Osten und King Kong im Westen. Dazu kommt, dass beide Monster in ihrer Figurenzeichnung bewusst sehr simpel sind und damit hohen Wiedererkennungswert haben. Wobei der allmächtige Kong als Riesen-Affe eindeutig ein menschlicherer Charakter ist, auf den man besser die eigenen Emotionen projizieren kann, als auf die furchteinflößende Riesenechse Godzilla, von der man nie sicher sein kann, was sie denkt – und die damit geheimnisvollere Züge trägt.

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In ihrem brandneuen Abenteuer müssen die beiden Alpha-Tiere, die sich als Beschützer der Welt gerne gegenseitig Konkurrenz machen und um die Führungsrolle streiten, sogar zu einem schlagkräftigen Team zusammenschließen: Denn es gilt, eine gewaltige und bisher unbekannte Bedrohung von der Welt abzuwenden, die tief im Inneren der Erde verborgen liegt und die Existenz von allen Lebewesen bedroht. Dabei beschäftigt sich der Film am Rande auch mit der Geschichte und den Ursprüngen der beiden Titanen sowie mit den Geheimnissen, die Kongs geheimes Zuhause Skull Island birgt. Außerdem enthüllt das neue Kapitel mehr über den mythischen Kampf, der zur Entstehung dieser außergewöhnlichen Kreaturen beigetragen und sie für immer untrennbar mit der Menschheit verbunden hat.

Zum Schauspielensemble gehören diesmal wie schon im Vorgängerfilm, erneut Rebecca Hall, Brian Tyree Henry sowie Kaylee Hottle, die allesamt mit ihren Charakteren für Kontinuität in der Saga sorgen. Neu zum Cast hinzugekommen ist Dan Stevens („Downton Abbey“) als Zahnarzt und sympathischer Draufgänger Trapper: Seine Figur könnte gut aus einem 80er-Jahre-Action-Film stammen und erinnert folglich an Figuren wie Indiana Jones und Han Solo.

Es vergehen keine fünf Minuten im Film, bis sowohl Kong als auch Godzilla jeweils ihre ersten Kontrahenten erledigt haben und die ewige Stadt Rom filmisch einmal wieder auseinandergenommen wird. Die Stadt, die als Kulisse für große Blockbuster-Action in „Fast & Furious 10“, „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ oder dem James-Bond-007-Streifen „Spectre“ bereits mehrfach auf der großen Leinwand zu sehen war, scheint es den Filmemachern in Hollywood wirklich angetan zu haben. In „Godzilla x Kong“ gibt es darüber hinaus einen schönen wiederkehrenden visuellen Gag, der mit einer ikonischen Sehenswürdigkeit Roms zu tun hat und wiederholt zum Schmunzeln einlädt.

Von Rom bis Rio

Zudem dürfte selbst James Bond vor Neid erblassen, wenn man sich die Anzahl der Locations ansieht, an denen der Film zusätzlich zu Rom spielt: Barbados, Florida, Gibraltar, Kairo und Rio de Janeiro, um nur einige zu nennen. In Rio kommt es schließlich auch zur finalen Schlacht der Titanen, bei der die Christus-Statue „Cristo Redentor“ prominent und wachend über allem steht und über den Sieg des Guten wacht. Der stylische Film serviert vor allem einem jüngeren Publikum, besser noch als sein direkter Vorgänger es tat, grandios aussehende Hochglanz-Bilder vor atemberaubenden exotischen Schauplätzen, launige Sprüche am laufenden Band, bombastische Effekte, schmissige Musik und ein grellbuntes Feuerwerk an Ideen und Gags mit zahlreichen neuen Figuren. Dabei macht er auch klar, dass er nicht mehr sein will als eine Aneinanderreihung minutenlanger, brachialer CGI-Monsteraction, die nur lose durch Handlungsstränge miteinander verbunden sind.

Wer keinen größeren Anspruch an den Film stellt, wird hier bestens bedient. Wem das auf die Dauer zu ermüdend oder belanglos erscheint, der kann gerne auf „Godzilla Minus One“ zurückgreifen, der erst vor ein paar Monaten eindrucksvoll gezeigt hat, dass in diesem anscheinend unzerstörbaren Franchise auch mehr geht: Nämlich beispielsweise Dramen mit Tiefgang zu erschaffen.

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Norbert Fink

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