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Zurück in Tolkiens epische Welt

Neues aus dem Mittelerde-Kosmos: „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ kommt im gewöhnungsbedürftigen Anime-Stil daher. Die Handlung liefert keine großen Überraschungen.
"Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“
Foto: Warner Bros. Entertainment GmbH | In „Die Schlacht von Rohirrim“ wird die Königstochter Hera als heroische Prinzessin zur zentralen Retter-Figur und von großer Bedeutung für den weiteren Verlauf der Handlung.

Ganze 21 Jahre nach dem Finale der „Herr der Ringe“-Trilogie und zehn Jahre nach dem Abschluss der „Hobbit“-Trilogie läuft seit dem 12. Dezember endlich wieder ein neuer Film aus dem Mittelerde-Kosmos in unseren Kinos: „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“.

Der Film führt die Fans von J.R.R. Tolkiens Romanen zurück in die epische Welt ihres Schöpfers und taucht in die Vorgeschichte des Landes Rohan ein. Dabei erzählt er uns vom Schicksal des Hauses von Helm Hammerhand, dem neunten König von Rohan, und spielt im dritten Zeitalter von Mittelerde, 183 Jahre vor den Ereignissen der ursprünglichen Filmtrilogie.

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Eigentlich sind es nur wenige Seiten im „Herr der Ringe“-Anhang „Annalen der Könige und Herrscher“, auf denen J.R.R. Tolkien über Helm Hammerhand schrieb. Der neue „Herr der Ringe“-Film, der im japanischen Anime-Stil als Animationsfilm mit Samurai-Look daherkommt, baut nun unter der Regie von Kenji Kamiyama diese mehr oder weniger langen Tolkien-Fußnoten zu einer 134 Minuten umfassenden Geschichte aus.

Reminiszenz an „Die zwei Türme“

Diese beginnt damit, dass der Dunländer Lord Freca seinen Sohn Wulf mit Héra, der Tochter von König Helm verheiraten will. Nach dem der König ihm seinen Wunsch abschlägt, kommt es zum Streit, der schließlich in einen Faustkampf zwischen Freca und Helm mündet. Mit nur einem Faustschlag streckt der König seinen Gegner nieder und trifft ihn so schwer, dass Freca auf der Stelle zu Boden fällt und stirbt. Damit erfahren wir auch den Grund, wie König Helm seinen Beinamen „Hammerhand“ erhielt.

Da Frecas Sohn Wulf als verschmähter Bräutigam daraufhin blutige Rache schwört, beginnt schon bald ein brutaler Krieg in Rohan, und das Königreich muss sich einer schlagkräftigen Armee entschlossener Feinde entgegenstellen. Als es dem rachsüchtigen Wulf und seinen Kriegern schließlich gelingt, in Rohan einzufallen und die Hauptstadt Edoras einzunehmen, ziehen sich König Helm und seine Untertanen in die sagenumwobene Hornburg zurück. Eine als uneinnehmbar geltende Festung, die später zu Ehren des Königs in „Helms Klamm“ umbenannt wird. Fans der Originaltrilogie kennen diese Festung bereits aus „Die zwei Türme“, dem zweiten Teil von Peter Jacksons Filmdreiteiler, wo sie bildgewaltig in Szene gesetzt wurde.

Dort kommt es nun bei der titelgebenden Schlacht der Rohirrim zu einem wagemutigen letzten Gefecht. In diesem spielt die Königstochter Héra eine alles entscheidende Rolle. In Tolkiens Schriften wird Héra nicht einmal mit Namen erwähnt, in „Die Schlacht von Rohirrim“ wird sie als heroische Prinzessin zur zentralen Retter-Figur und von großer Bedeutung für den weiteren Verlauf der Handlung.

Ein zeitgeistiges Heldinnenepos

Von der ersten Sequenz an, in der sie in Erscheinung tritt und Auge in Auge mit einem gewaltigen Adler ihren Mut demonstriert, ist klar, dass man es hier mit einer Kriegerin zu tun hat, deren Grandezza nichts zu wünschen übriglassen wird, so dass aus Tolkiens Heldenepos ein zeitgeistiges Heldinnenepos wird, wie es gerade in vielen „Girl-Boss“- und „Female-Power“-Disney-Filmen üblich ist.

Ob die Heldenwelt von „Herr der Ringe“ so einen Neuanstrich gebraucht hat, bleibt im Auge des Betrachters. Zum Heldinnenepos des Films gehört zudem auch der „Herr der Ringe“-Charakter von Eowyn, der Schildmaid und Nichte des Königs von Rohan. In der Originalfassung von „Die Schlacht der Rohirrim“ wird sie erneut von Miranda Otto gesprochen, wie schon in der dreiteiligen Verfilmung von Peter Jackson. Sie fungiert als Erzählerfigur aus dem Off und berichtet uns von der bedeutsamen Episode aus der Geschichte ihres Landes Rohan in einer Version, die, wie sie selbst zu Anfang einräumt, so „nicht in den Büchern“ zu finden ist.

Doch mit Miranda Otto allein, ist es beim Thema Nostalgiefaktor nicht getan. Wenn der Kampf um Helms Klamm entbrennt, werden Fans der Peter Jackson Filme diverse Déjà-vu-Erlebnisse haben: Denn die Handlung weist zahlreiche Parallelen zu der von „Die zwei Türme“ auf. Was zumindest teilweise schon in Tolkiens Vorlage angelegt ist – als Teil einer Mittelerde-Mythologie, die zyklisch ist und immer wieder mit Wiederholungen und gespiegelten Motiven arbeitet.

Visuelle Reibung, an die man sich gewöhnen muss

Aber auch darüber hinaus stützt sich „Die Schlacht der Rohirrim“ stark auf die Original-Trilogie. Etwa wenn Héra eine Pagen-Figur zur Seite gestellt wird, die wie ein Echo des Hobbits Merry in den „Herr der Ringe“-Filmen wirkt, oder wenn Héras Cousin Fréalaf gegen Ende auf eine Art und Weise in die Handlung eingreift, die fast wie eine Kopie von „Die zwei Türme“ wirkt. Das lässt sich im Kontext der Filmerzählung zwar durchaus rechtfertigen, sorgt aber auch dafür, dass sich die Handlung ohne große Überraschungen abspielt und wie eine abzuhackende Checkliste anfühlt.

Das „World Building“ von „Die Schlacht der Rohirrim“ und die schwelgerischen Landschaften des Films, sind plastisch-detailverliebt ausgestaltet und an den gewohnten Look der Peter-Jackson-Filme angelehnt). Die Figuren wiederum kommen als Kontrast dazu im klassischen zweidimensionalen Anime-Stil daher. An die Reibung, die dadurch visuell entsteht, muss man sich jedoch erstmal gewöhnen und das wird schon von Anfang an deutlich. Der Film beginnt vielversprechend mit den vertrauten Klängen von Howard Shore und der majestätischen Darstellung weißer Gipfel, was schnell das „Der Herr der Ringe“- Feeling zurückbringt. Doch dann fliegt ein schlecht animierter Anime-Adler durchs Bild und mit ihm verfliegt auch die Illusion einen neuen Realfilm zu sehen.

Hat es „Die Schlacht der Rohirrim“ als Prequel zur „Der Herr der Ringe“-Saga gebraucht? Es gibt wohl Schlachten, die es sich nicht lohnt zu schlagen, außer man gehört zum Filmstudio Warner Bros. und will wohl die Lizenzrechte am „Der Herr der Ringe“-Franchise nicht verlieren. Folglich muss man alle zehn Jahre neuen Content liefern, ganz gleich mit welchem Ergebnis. So bleibt man aber nicht der Herr der Lage. 

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