Nach „Venom“ (2018) und „Venom: Let there be Carnage“ (2021), die zusammen 1,35 Milliarden Dollar eingespielt haben, kehrt Tom Hardy in „Venom: The Last Dance“ ein drittes Mal als Journalist Eddie Brock und Antiheld Venom auf die Kinoleinwand zurück.
Nachdem Kelly Marcel bereits das Drehbuch zu den ersten beiden Venom-Filmen verantwortete, schrieb sie gemeinsam mit Tom Hardy nun auch die Geschichte für den dritten Teil und nahm zusätzlich noch auf dem Regiestuhl Platz. Dabei brachte sie in ihrem Regiedebut allerhand bekannte Gesichter zurück und fügte gleichzeitig neue hinzu. In die Rolle des Generals Rex Strickland taucht Chiwetel Ejiofor auf, den wir im Marvel-Universum bereits als Baron Mordo in „Doctor Strange“ zu sehen bekamen. Marvel-Darsteller Rhys Ifans ist ebenfalls an Bord, jedoch nicht als Riesenechse wie in „The Amazing Spider-Man“, sondern als Alt-Hippie und Familienvater Martin Moon.
Zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern macht er sich auf den Weg Richtung Area 51, mit dem Ziel, dort Aliens zu finden. Auf diesem sagenumwobenen Areal treffen wir schließlich auch auf die von Juno Temple („Ted Lasso“) porträtierte Dr. Payne, die in unterirdischen Geheimräumen an außerirdischen Symbionten forscht. Regisseur und Schauspieler Andy Serkis („Herr der Ringe“), der beim zweiten Teil, noch die Regie führte, steht diesmal vor der Kamera und spielt den furchterregenden Oberschurken Knull. Zudem taucht auch wieder Stephen Graham als Polizist Mulligan auf, der im vorherigen Film von einem Symbionten infiziert wurde. Natürlich ist auch die wichtigste Nebenfigur der ganzen Trilogie, Peggy Lu als Mrs. Chen, wieder mit von der Partie und sorgt für den titelgebenden „Letzten Tanz“. Nur auf Michelle Williams als Eddies Ex-Verlobte Anne Weying muss man diesmal verzichten.
Doch kein Spider-Man-Crossover
Nachdem im Jahr 2021 der zweite „Venom“-Film aus Sonys Spider-Man-Universum in seiner Abspannszene ein mögliches Crossover zwischen Venom und Spider-Man andeutete, sah man im selben Jahr im dritten Marvel-Spider-Man-Film „No Way Home“ ebenfalls in einer Abspannszene, wie Eddie Brock in einer mexikanischen Bar einen Drink nach dem nächsten trank und dann durch ein Portal plötzlich wieder aus diesem Universum verschwand. Die Handlung von „Venom 3“ schließt nun nahtlos an diese Szene an. Venom hat genug vom Multiversums-Kram und kehrt in sein Universum zurück. Fortan befinden sich die beiden unterschiedlichen Charaktere, die als untrennbares Duo eine symbiotische Einheit bilden, auf der Flucht, zum einen vor der Staatsmacht, die sie für den Tod ihrer Gegner in Teil zwei verantwortlich macht, und zum andern vor dem grausamen Symbionten-Gott Knull, der sich eher als rachsüchtiger Weltenverschlinger denn als Schöpfer und Vaterfigur versteht. Der sendet seine Xenophagen-Schergen aus um Venom zu finden. Diese Monster stammen vom gleichen Ort wie die außerirdischen Parasiten und sind nur dazu da um abtrünnige Symbionten aufzuspüren und zu töten.
Für sich allein genommen ist Venom, der in den 1980er-Jahren als Gegenspieler von Spider-Man geschaffene Parasit, nur ein schleimig-flüssiges Etwas, das durch die Luft schwebt und sich in verschiedene Körper einnisten kann. Erst mit dem gutmütigen Eddie Brock als Wirt kann Venom sich in seiner ganzen Pracht zeigen: als schwarzes, zweibeiniges Rieseninsekt mit messerscharfen Zähnen, einem Heißhunger auf menschliche Gehirne, einer ellenlangen Zunge und ungemeiner Kraft. In den ersten beiden „Venom“-Filmen musste das unfreiwillige Duo nicht nur böse Schurken bezwingen, sondern auch lernen, sich miteinander im Alltag zu arrangieren. Während Venom seinen Wirt für ein Weichei hielt und ihm ständig ungefragt Ratschläge gab, verunglimpfte Eddie seinen Partner öfter als „Parasit“ und versuchte stänidg, ihn davon abzubringen, jemandem den Kopf abzubeißen. Wenn es gefährlich wurde, war Eddie dann aber doch froh, dass er es dank Venoms Superkräften mit unzähligen Bösewichten aufnehmen konnte.
Unnötige Überbietungslogik
Diese Charakterdynamik zwischen den beiden Weggefährten und ihr sehr spezieller Humor machten den Charme der ersten beiden Filme aus. Obwohl die Actionszenen überwiegend generisch waren und die Spezialeffekte nicht immer überzeugen konnten, punkteten die bisherigen Filme vor allem als schwungvolle, mit reichlich Körperkomik und knackigen One-Linern angereicherte Buddy-Movies. Im dritten „Venom“-Film wird die Beziehung des Duos nun vor eine weitere Herausforderung gestellt. Im Inneren von Venom schlummert nämlich der Kodex, ein Schlüssel, auf den es sein Schöpfer Knull abgesehen hat. Der Superschurke benötigt ihn, um sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Da der Kodex gleichzeitig ein Ortungsgerät ist, heften sich bald jede Menge zähnefletschende Monster an Venoms Fersen und unser Universum gerät in Gefahr, vernichtet zu werden.
„Venom: The Last Dance“ ist ein weiteres Venom-Abenteuer, dass Fans der ersten beiden Teile erneut mit der besonderen Charakterdynamik zwischen Venom und Eddie abholt, jedoch, wie es für Fortsetzungen häufig üblich ist, auch öfter in eine unnötige Überbietungslogik verfällt. Im finalen dritten Teil gibt es somit mehr Symbionten-Monster, mehr Nebendarsteller, mehr Erzählstränge, mehr Bedrohung, mehr amüsant-verschrobenes Screwball-Geplänkel, mehr Action-Szenen und mehr spektakuläre Schauplätze in Mexiko, Las Vegas, Nevada, dem Symbionten-Planeten Klyntar und in New York. Zudem ist der Film vollgestopft mit nostalgischer 70er-Jahre-Musik von ABBA über Queen bis zu Cat Stevens und David Bowie. Außerdem lassen sich bei dem Außerirdischen-Thema auch diverse Steven-Spielberg-Verweise nicht leugnen, wenn wir beispielsweise einen kleinen Jungen sehen, der zunächst Angst vor Außerirdischen hat, oder wenn von „nach Hause telefonieren“ die Rede ist und das ikonische E.T.-Bild von der Berührung der Fingerspitzen auftaucht.
Auch wenn das Drehbuch mehr Logik-Löcher aufweist als ein Schweizer Käse, ein unwürdiger Abschluss der Venom-Trilogie ist der letzte Tanz als Road Movie zwischen Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „E.T.“ definitiv nicht geworden. Somit stellt er eine überwiegend gelungene und zum Ende hin überraschend emotionale Abschiedsvorstellung für Tom Hardy und seine Venom-Trilogie dar.
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