Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Alfred Hitchcocks 125. Geburstag

Ode an den „Meister der Suspense“

Alfred Hitchcock, der einem katholischen Elternhaus entstammte, wusste wie kein Zweiter Unsicherheit und Spannung zu erzeugen. Zum 125. Geburtstag des legendären Regisseurs.
Der Regisseur Alfred Hitchcock im Jahr 1976
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Obwohl er seine größten Erfolge in Hollywood feierte, blieb Hitchcock stets Brite. Am 3. Januar 1980, kurz vor seinem Tod, wurde er von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.

Alfred Hitchcock (1899-1980) gehört zu den bekanntesten Regisseuren der Filmgeschichte. Dies liegt nicht nur daran, dass viele seiner 53 Spielfilme berühmt sind. Der britische Regisseur wurde außerdem durch seine markante Silhouette und seine winzigen Gastauftritte in seinen eigenen Filmen populär.

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„Hitch“, wie er genannt wurde, legte von Anfang an großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über sein Werk. Er gilt als „Meister der Suspense“, weil er wie kein Zweiter Unsicherheit und Spannung zu erzeugen wusste. Er ist auch dafür bekannt, auf der Suche nach Ersatz für Grace Kelly, seine ideale Darstellerin, mehreren Schauspielerinnen zum Durchbruch verholfen zu haben.

Laut eigenem Bekunden „streng religiös“ erzogen

Der am 13. August 1899 geborene Alfred Joseph Hitchcock entstammte einem katholischen Elternhaus und wurde laut eigenem Bekunden „streng religiös“ erzogen. Von 1910 bis 1913 besuchte er das 1894 von Jesuiten gegründete Sankt Ignatius College in Stamford Hill. Einen Film mit explizit katholischem Inhalt drehte er nur einmal: „Ich beichte“ (1953) handelt von einem Priester, der das Beichtgeheimnis nicht bricht, nachdem er des Mordes angeklagt wird.

Obwohl er seine größten Erfolge in Hollywood feierte, blieb Hitchcock stets Brite. Am 3. Januar 1980, kurz vor seinem Tod, wurde er von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.

Die Weltkarriere des korpulenten Mannes begann 1920 mit dem Verfertigen von Zwischentiteln für Stummfilme. 1921 und 1922 zeichnete er die Titel für mindestens zwölf Filme. Auch durch Überarbeitungen von Drehbüchern machte er auf sich aufmerksam. Mit dem 1926 gedrehten Film „Der Mieter“ um einen einzelgängerischen Pensionsgast, der verdächtigt wird, ein Serienmörder zu sein, fand Hitchcock eines seiner Themen.

Seine Idealdarstellerin: Grace Kelly

Seine Idealdarstellerin Grace Kelly traf er erst 30 Jahre später. Er drehte mit ihr „Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“ (beide 1954) und „Über den Dächern von Nizza“ (1955). Bei den Dreharbeiten zu letzterem Film lernte sie Fürst Rainier von Monaco kennen. Aus Grace Kelly wurde Fürstin Gracia Patricia. Hitchcock versuchte vergeblich, sie zum Weitermachen als Schauspielerin zu überreden. 

Auf der Suche nach einem „Ersatz“ für Grace Kelly verhalf er mehreren Schauspielerinnen zum Ruhm: Eva Marie Saint erhielt wegen ihrer Ähnlichkeit mit Kelly ihre bekannteste Rolle in „Der unsichtbare Dritte“ (1959), einem Kassenerfolg, der den Spionagefilm über Jahrzehnte hinweg prägte. Die Rolle des Mordopfers in Psycho (1960) besetzte Hitchcock ebenfalls mit einer „unterkühlten Blonden“, Janet Leigh. Die berühmte Duschszene mit dem brutalen Mord fand zahlreiche Nachahmer in der Filmgeschichte. Für seinen teuersten Film „Die Vögel“ (1963) engagierte Hitchcock Tippi Hedren, die ebenfalls diesem Typ entsprach. Hedren wurde mit Hunderten dressierter Möwen, Krähen und Raben in einen Drahtkäfig eingesperrt … und erlitt dabei einen Nervenzusammenbruch. Aber auch Shirley MacLaine gelang der Durchbruch im Jahr 1955 unter der Regie von Alfred Hitchcock in dessen Komödie „Immer Ärger mit Harry“.

Als er diese Spielfilme drehte, hatte „Hitch“ jedoch bereits große Erfolge in Hollywood gefeiert, wohin er 1939 übergesiedelt war. Bereits 1940 gelang ihm das düster-romantische Melodram „Rebecca“: Der Film wurde elfmal für den Oscar nominiert und gewann schließlich zwei der Trophäen (Kamera und Bester Film).

Bekannt durch „Cameo-Auftritte“

Mitte der 50er Jahre stieg er ins Fernsehgeschäft ein mit seinem eigenen Programm „Alfred Hitchcock Presents“. Seine Kurzauftritte in Filmen, die er seit 1927 machte, wurden als „Cameo-Auftritte“ bekannt. In seinem letzten Film „Familiengrab“ (1976) ist nur noch seine Silhouette zu sehen.

Ebenso berühmt wurde der britische Regisseur für das, was unter „MacGuffin“ bekannt wurde. Dabei handelt es sich um einen Kunstbegriff für ein Filmrequisit oder auch eine Figur, die dazu dient, die Handlung anzutreiben, sonst aber keine große praktische Funktion im Film hat – etwa ein Dokument, eine Waffe oder ein Koffer, hinter dem alle her sind. In seinem noch in England gedrehten Film „39 Stufen“ (1935) erfüllen technische Daten für neue Kampfflugzeuge diesen Zweck. Als Erfinder des MacGuffin gilt allerdings Drehbuchautor Angus MacPhail; der Regisseur übernahm die Wortschöpfung begeistert.

Als Filmtheoretiker ging Hitchcock in die Geschichte ein, als der damals noch sehr junge französische Regisseur Francois Truffaut im Jahr 1966 ein mehr als 50-stündiges Interview in Buchform veröffentlichte: „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ (Original: „Le Cinema selon Hitchcock“).

Obwohl Hitchcock sechsmal für den Oscar nominiert wurde, ging er stets leer aus. Damit steht er in einer Reihe mit Regisseuren wie Stanley Kubrick, Ridley Scott und David Lynch. Allerdings wurde ihm 1968 der „Irving G. Thalberg Memorial Award“ als Spezial-Oscar für besonders kreative Filmproduzenten zuerkannt. Und „Rebecca“ gewann 1941 den Oscar für den besten Film, doch die Auszeichnung ging an den Produzenten David O. Selznick.

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