Seit der Veröffentlichung von „Ronja Räubertochter“, dem Kinderroman der Pippi-Langstrumpf-Schöpferin Astrid Lindgren (1907-2002), im Jahr 1981 wurden weltweit mehr als elf Millionen Exemplare verkauft. Eine erste Verfilmung erfolge 1984. In Zusammenarbeit von ARD, dem skandinavischen Streamingdienst Viaplay und Netflix wird „Ronja Räubertochter“ nun erstmals als Serie produziert. Die erste Staffel ist im Weihnachtsprogramm der ARD verfügbar: Ab dem 20. Dezember steht sie in der ARD-Mediathek bereit, die lineare Ausstrahlung erfolgt am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag.
Im Mittelpunkt steht die junge, rebellische Ronja (Kerstin Linden), die in einer stürmischen Gewitternacht in die Familie des berüchtigten Räuberhauptmanns Mattis (Christopher Wagelin) hineingeboren wird. Ihre Kindheit verbringt sie in der uneinnehmbaren Festung ihres Vaters, umgeben von tiefen Wäldern und mystischen Wesen. Doch Ronja ist nicht dazu bestimmt, ein typisches Räuberleben zu führen. Ihre Abenteuerlust und ihr ungebrochener Freiheitsdrang treiben sie dazu, die Welt jenseits der Burgmauern zu erkunden.
Die Welt ist komplizierter, als sie dachte
Die Wälder, die für Ronja zugleich magisch und gefährlich sind, werden zum Schauplatz entscheidender Ereignisse. Die Serienmacher erwecken die fantastischen Wesen, die in der Originalerzählung vorkommen, mit modernen Animationsmitteln zum Leben: Die „Rumpelwichte“ („Rumpnissar“) erscheinen als harmlose, kleine Lästlinge, die jedoch mit ihren Erdbauten Stolperfallen produzieren können. Die „Graugnome“ („Grådvärgar“), behaarte Unholde, die von Furcht angezogen werden, stellen eine Bedrohung dar, wenn sie sich in Horden versammeln. Besonders die blutdürstigen „Wilddruden“ („Vildvittror“), die drohen, Ronja in ihre entlegenen Bergnester zu verschleppen, sind sehr realistisch geraten. Dadurch ist die Serie nicht unbedingt für kleinere Kinder geeignet, auch wenn Gewalt nicht übermäßig realistisch dargestellt wird.
Zusätzlich gibt es die „Unterirdischen“, die Ronja bei Nebel mit Gesang in ihr Reich locken wollen. Auch wenn sie unsichtbar bleiben, sind der Nebel und die damit verbundenen Folgen buchstäblich unheimlich geworden.
Als Ronja älter wird, entdeckt sie, dass die Welt außerhalb ihrer Räuberfamilie komplizierter ist, als sie dachte. Sie stemmt sich gegen die Überzeugungen ihres Vaters Mattis, der sie darauf vorbereitet, eine Räuberin zu werden – eine Tradition, die in ihrer Familie seit Generationen besteht. Spannungen zwischen Räubergruppen nehmen zu, als die rivalisierende Borka-Bande unter der Führung von Borka (Sverrir Gudnason) sich im unbewohnten Teil der Mattis-Burg niederlässt.
Über die Grenzen von Feindschaft hinausblicken
Nach anfänglichem Misstrauen schließt Ronja Freundschaft mit Borkas Sohn Birk (Jack Bergenholtz Henriksson), die ihre Loyalität gegenüber ihrer Familie auf eine harte Probe stellt. Die Beziehung zwischen „Bruder und Schwester“ ist der Kern der Geschichte, in der es darum geht, eigene Entscheidungen zu treffen und über die Grenzen von Feindschaft hinauszublicken.
In einer Parallelhandlung bedroht die Kriegerin Smavis (Agnes Rase), die im Auftrag der mächtigen Valdir (Pernilla August) die Wälder von Räubern säubern soll, das Leben der gesamten Räuberfamilien.
Regisseurin Lisa James Larsson legt großen Wert darauf, den Geist von Lindgrens Erzählung zu bewahren, während sie die Geschichte für ein modernes Publikum neu interpretiert. „Viele von uns sind mit Ronja Räubertochter aufgewachsen, und wir wollten die Magie der Originalgeschichte einfangen, gleichzeitig aber den Charakteren und Schauplätzen mehr Tiefe verleihen“, sagt sie.
Gedreht in den beeindruckenden Landschaften Schwedens
Die Dreharbeiten führten das Team zu beeindruckenden Landschaften Schwedens, von den tiefen Wäldern Dalarnas bis zu einem imposanten Wasserfall in Jämtland. Kamerafrau Frida Wendel erschafft eine visuell fesselnde Kulisse, die eine mittelalterlich anmutende Fantasy-Welt zum Leben erweckt.
Trotz der modernen Adaption bleibt der Kern der Geschichte unverändert. Es geht um die universellen Themen Freundschaft, Freiheit und Erwachsenwerden. Die Freundschaft zwischen Ronja und Birk zeigt, dass Verständnis und Mitgefühl die stärksten Brücken zwischen Konflikten bauen können. Ronja lernt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und für das einzustehen, woran sie glaubt, selbst wenn das bedeutet, sich gegen ihre eigene Familie zu stellen.
„Ronja Räubertochter“. Drehbuch: Hans Rosenfeldt nach einem Kinderbuch von Astrid Lindgren. Regie: Lisa James Larsson. Schweden 2024, sechs Folgen à 45 Minuten. In der ARD-Mediathek ab dem 20. Dezember. Lineare Ausstrahlung: 25. Dezember ab 20:15 Uhr (Folgen 1-3), 26. Dezember ab 17:45 Uhr (Folgen 4-6).
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.