Bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Venedig erhielt Pedro Almodóvar den „Goldenen Löwen“ für seinen ersten Film in englischer Sprache, „The Room Next Door“.
Die offizielle Ankündigung auf der Festival-Homepage beschreibt den Film folgendermaßen: „Ingrid und Martha waren in ihrer Jugend eng befreundet, als sie gemeinsam für die gleiche Zeitschrift arbeiteten. Später schlug Ingrid eine Laufbahn als Schriftstellerin ein, während Martha Kriegsreporterin wurde. Das Leben trennte sie, und sie verloren sich aus den Augen. Nun, nach vielen Jahren, treffen sie sich in einer extremen, aber auf seltsame Weise zärtlichen Situation wieder.“
Leidenschaftliches Plädoyer für die aktive Sterbehilfe
Diese „extreme“ Situation besteht in der Entscheidung der etwa 60-jährigen Journalistin Martha (Tilda Swinton), die aufgrund einer unheilbaren Krebserkrankung ihr Leben beenden möchte. Sie bittet ihre Freundin Ingrid (Julianne Moore), sie in ihren letzten Tagen zu begleiten.
Bei der Preisverleihung sagte der Regisseur: „Der Film handelt von einer Frau, die in einer sterbenden Welt stirbt, und von einer Person, die sich entscheidet, ihre letzten Tage mit ihr zu verbringen. Einen todkranken Menschen zu begleiten, für ihn da zu sein und ihn manchmal nur mit einem Wort zu trösten, gehört zu den großen menschlichen Qualitäten.“ Der Film erzähle nicht nur von Ingrids bedingungsloser Solidarität, sondern auch von Marthas Entschluss, „ihr Leben zu beenden, wenn es nur noch aus unerträglichem Schmerz besteht“.
Anschließend hielt Almodóvar ein leidenschaftliches Plädoyer für die aktive Sterbehilfe: „Sich von dieser Welt würdevoll und in Frieden zu verabschieden, ist meiner Meinung nach ein Grundrecht eines jeden Menschen. Es ist keine politische, sondern eine zutiefst menschliche Frage, die mit Mitgefühl behandelt werden muss – auch wenn es die Aufgabe der Regierungen ist, die notwendigen Gesetze zu schaffen, um dies zu ermöglichen.“
Gläubige sollen "individuelle Entscheidung" respektieren
Er räumte ein, dass „dieses Recht“ im Widerspruch zu „religiösen Überzeugungen steht, die Gott als einzige Quelle des Lebens und damit auch als einzige Instanz für das Ende des Lebens betrachten“. Deshalb appellierte er an „die Gläubigen aller Religionen, diese individuelle Entscheidung zu respektieren und sich nicht einzumischen“. Seine Begründung: „Der Mensch sollte frei sein, zu leben und zu sterben, wenn das Leben unerträglich geworden ist.“
An anderer Stelle verteidigte Almodóvar seine Ansichten: „Mein ganzes Leben und Schaffen habe ich mich für die Freiheit der Figuren meiner Filme eingesetzt – für die Freiheit, zu leben, und jetzt, da ich älter werde, auch für die Freiheit zu sterben, wenn das Leben nur noch Schmerz bringt.“ DT/jg
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