Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zum Dawkins-Interview

Dawkins' leeres Wort vom „Kulturchristentum“

Auf einmal lobt Richard Dawkins die kulturellen Errungenschaften des Christentums, um das Abendland gegen die Islamisierung zu verteidigen. Aber der christliche Glaube lässt sich nicht instrumentalisieren, ohne seine Kraft zu verlieren.
Richard  Dawkins lobt  die kulturellen Errungenschaften des Christentums
Foto: IMAGO/xWirestockx (www.imago-images.de)

Richard Dawkins hat sich nicht nur als weltweit führender Evolutionsbiologe einen Namen gemacht, sondern ist auch seit Jahrzehnten über die Grenzen seines Faches hinaus als einer der prominentesten Fürsprecher des „Neuen Atheismus“ und als scharfzüngiger Religionskritiker bekannt.

Nun sorgen Aussagen von Dawkins für Wirbel, die er in einem Gespräch mit dem YouTube-Kanal des privaten britischen Senders LBC-Radio getätigt hat. Anlässlich des Osterfests bezeichnete sich Dawkins als „kulturellen Christen“ und sprach sich dafür aus, das christliche Erbe des Abendlandes vor allem als Bollwerk gegen die Bedrohung durch den Islam einzusetzen.

Damit weckt Dawkins Erinnerungen an die erst kürzlich vollzogene Konversion Ayaan Hirsi Alis. Die in Somalia geborene Ali, die als islamkritische Frauenrechtlerin zu weltweiter Bekanntheit gekommen ist, gab im November des letzten Jahres im Rahmen eines Beitrags für "Unherd" überraschend ihre Konversion zum Christentum bekannt. Sie begründete ihren Schritt nicht zuletzt damit, dass der Atheismus keine Mittel böte, um der Ideologie des Wokeismus und dem Islamismus etwas Positives entgegenzusetzen.

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Nützlicher Irrtum vs. lebensspendende Wahrheit

Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Fällen. Während Ali wirklich zum Glauben an Jesus Christus gekommen zu sein scheint, hält Dawkins, wie er im Laufe des besagten Interviews mehrfach betonte, die Glaubensinhalte des Christentums schlicht für „Nonsens“. Die Kräfte, die das Christentum im herrschenden Kulturkampf mobilisieren kann, scheinen für Alis Bekehrung daher auch nicht entscheidend gewesen zu sein. Ausschlaggebend sei für sie vielmehr gewesen, dass das Christentum die Antwort auf eine Frage hat, bei der der Atheismus stumm bleiben muss: Was ist der Sinn des Lebens?

Für Dawkins hingegen ist das Christentum nur ein Mittel zum Zweck, ein nützlicher Irrtum. Und offenbar kann er – gefangen im geistigen Kerker des Naturalismus – nicht verstehen, wie jemand ernsthaft gläubig sein kann. So tadelte er dann auch seine von ihm sonst sehr geschätzte Freundin Ali in einem offenen Brief für ihre Entscheidung.

Ein Kulturchristentum à la Dawkins steht auf tönernen Füßen. Denn alle Hoch- und Glanzleistungen der christlichen Kultur waren nur Nebenprodukte der tiefen und aufrichtigen Überzeugung, dass der christliche Glaube wahr ist. Eine Kultur, die nicht von der lebensspendenden Kraft des Heiligen Geistes erfüllt ist, ist nur eine tote Hülle, die gegen die destruktiven Mächte dieser Welt nichts auszurichten weiß. Es gilt dagegen das Matthäus-Wort (6,33): „Sucht vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugegeben werden.“

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