Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich für eine Bildung ausgesprochen, die die „Ehrfurcht vor Gott“ stärkt. Zudem hat er eine Initiative der Staatsregierung zum interreligiösen Dialog angekündigt. Wie die katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Montag mitteilte, äußerte sich Herrmann bei der Buchvorstellung „Ehrfurcht vor Gott – Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft“ des Augsburger Schuldpädagogen und Ordinarius für Schulpädagogik, Klaus Zierer, und dessen Mitarbeiter, dem Gymnasiallehrer Thomas Gottfried am Montag im Münchener Literaturhaus.
Anlehnend an die Autoren, die daran erinnerten, dass die Ehrfurcht vor Gott als Bildungsziel in vielen deutschen Länderverfassungen verankert sei, jedoch feststellen müssten, dass dies von immer weniger Menschen verstanden werde, erklärte Herrmann, dass dieses Ziel durchgesetzt werden müsse. „Das müssen wir leben“, so der bayerische Innenminister wörtlich.
„Wie viel Religion braucht die Demokratie?“
Ein Anfang ist bereits geplant. Am 10. September soll in der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München eine Tagung zum Thema „Wie viel Religion braucht die Demokratie?“ stattfinden, zu welcher der evangelische Landesbischof Christian Kopp, der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier, der Penzberger Imam Benjamin Idriz und Vertreter des Judentums kommen werden.
Ziel der Tagung sei es, herauszuarbeiten, wie sich das gesellschaftliche Zusammenleben besser organisieren lasse. Junge Menschen müssten wieder lernen, ihr Leben in einem größeren Zusammenhang zu sehen und eine Sensibilität dafür entwickeln, was anderen heilig sei — zumindest Respekt davor zeigen, sollten sie selbst nicht gläubig sein, erläuterte Herrmann.
Religiöses Fundament statt Zeitgeist
Mit dem Buch selbst wollen die Autoren eigenen Angaben zufolge eine neue Wertediskussion anstoßen. Wörtlich sagte Erziehungswissenschaftler Zierer: „Es geht nicht um eine bestimmte Religion, sondern um ein bestimmtes Grundverständnis der Welt“ sowie die Bereitschaft zu Diskussion und Streit. Werteorientierung und Persönlichkeitsbildung bräuchten ein religiöses Fundament, „sonst sind sie der Beliebigkeit des Zeitgeistes ausgeliefert“, betont der Erziehungswissenschaftler. Und Co-Autor und Gymnasiallehrer Gottfried stellt fest: „Immer mehr Kinder und Jugendliche würden ohne spirituelle Wurzeln und Orientierung aufwachsen.“ Ehrfurcht vor Gott würden aber Halt und Sicherheit bieten.
Zierer kritisiert zudem, dass an Schulen zu viel Wert auf Wissen und Können gelegt werde statt auf „die alles entscheidende Bildung von Herz und Charakter“. Nach dem Sinn würde nicht gefragt. Kindern werde das Fragen ausgetrieben und die Angst vor Fehlern eingetrichtert. In diesem Sinne seien nicht Deutsch oder Mathematik die wichtigsten Fächer, sondern Kunst, Musik und Sport. Und so heißt es im Buch der beiden Pädagogen: „Unsere Zukunft lässt sich nur in Ehrfurcht vor Gott verantwortungsbewusst und nachhaltig gestalten.“ DT/dsc
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