In der Volksrepublik China sind zwei neue Bischöfe ohne Zustimmung aus Rom ernannt worden. Dies berichtet unter anderem die englischsprachige „catholic news agency“. Demnach sei in der Diözese Shanghai am 28. April der bisherige Generalvikar Wu Jianlin von Priestern zum Weihbischof gewählt worden, am 29. dann Li Jianlin zum Bischof der Diözese Xinxiang. Die Wahlen widersprechen nicht nur dem 2018 ausgehandelten Abkommen mit dem Vatikan, das inzwischen dreimal verlängert wurde. In der Zeit der Sedisvakanz stellen die Ernennungen nach einhelliger Meinung einen besonderen Affront dar, denn das Recht zur Ernennung von Bischöfen liegt beim Papst. Das Abkommen hatte in Franziskus‘ Auftrag der bisherige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ausgehandelt.
Die Ernennung von Li steht zudem im Widerspruch dazu, dass Xinxiang bereits einen Bischof hat: den 2021 verhafteten Joseph Zhang Weizhu, der 1998 von Johannes Paul II. zum (Untergrund-)Bischof ernannt wurde. In der Diözese Shanghai folgt die Ernennung auf eine bereits 2023 ohne römische Zustimmung vorgenommene Besetzung des Stuhls des Diözesanbischofs. Damals versetzte der chinesische Staat den Bischof von Haimen, Joseph Shen Bin, nach Shanghai, den Vorsitzenden der von Rom nicht anerkannten offiziellen Chinesischen Bischofskonferenz. Franziskus ernannte Shen daraufhin nachträglich zum Bischof von Shanghai.
Die Kritik an dem von Parolin ausgehandelten Abkommen dürfte nach den Ernennungen stärker werden und könnte möglicherweise auch dessen Chancen im Konklave beeinflussen. Als Ziel des Abkommens mit China, das seit den 1950er Jahren Christen mit wechselnder Intensität verfolgt, und versucht, sie durch illegitime Ernennungen von Rom zu trennen, hatte Parolin zu Jahresbeginn in einem Interview ausgegeben, es gelte, „sicherzustellen, dass alle Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Papst stehen“. Außerdem sei das Abkommen, dessen Einzelheiten nicht öffentlich gemacht wurden, „der Versuch, wenn auch nicht immer erfolgreich, die Einheit innerhalb der Kirche zu fördern, Spaltungen zu überwinden und ein gewisses Maß an Normalisierung im Leben der Kirche sicherzustellen“. Dabei bewege sich die Lage „in die richtige Richtung“, es gehe „langsam vorwärts“, wenn auch „manchmal einen Schritt zurück“. Die nun vorgenommenen Ernennungen gehören dabei offensichtlich in letztere Kategorie. (DT/jra)
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