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Vollversammlung der US-Bischöfe: Auch Kommunionfrage auf der Agenda

Bei ihrer heute beginnenden Herbstvollversammlung werden die US-Bischöfe über ein Dokument zur Eucharistie abstimmen. Indirekt geht es aber um den Kommunionempfang von Politikern, die Abtreibung befürworten.
US-Bischöfe und Debatte um Kommunionempfang
Foto: Mark Wilson / Pool (GETTY IMAGES) | Die US-Bischöfe werden unter anderem über ein Dokument abstimmen, das sich mit dem „Geheimnis der Eucharistie im kirchlichen Leben“ befassen wird.

Am heutigen Montag beginnt die Herbstvollversammlung der amerikanischen katholischen Bischöfe. Anders als beim letzten, digitalen Treffen im Juni werden die US-Oberhirten diesmal wieder in Präsenz zusammenkommen. Auch wenn eine Reihe von Themen auf der Agenda der Vollversammlung stehen, die in Baltimore (Maryland) stattfinden wird, dominiert eine Frage die Berichterstattung im Vorfeld: die des Kommunionempfangs katholischer Politiker, die Abtreibungen befürworten.

Bischöfe zitieren eindeutige Passage aus älterem Schreiben

Unter konservativen US-Katholiken kursiert seit längerem die Forderung, Politiker wie den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden oder die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, von der Kommunion auszuschließen, da beide als Politiker die Lehre der Kirche zu Abtreibung nicht befolgen. Nun werden die US-Bischöfe unter anderem über ein Dokument abstimmen, das sich mit dem „Geheimnis der Eucharistie im kirchlichen Leben“ befassen wird. Das Schreiben wird aber allem Anschein nach weder Biden noch Pelosi explizit erwähnen.

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In einem auf Ende September datierten Entwurf des Papiers, der vorab in katholischen US-Medien zirkulierte, finden sich zum Thema Lebensschutz lediglich Sätze wie: „Wir alle haben eine Verantwortung, uns nicht gleichgültig zu verhalten, sondern alles in der Gesellschaft zu bekämpfen, das im Konflikt mit dem Leben und der Würde des Menschen steht.“

Zudem weisen die Bischöfe in dem Entwurf auf ein älteres Schreiben zur Eucharistie aus dem Jahr 2006 hin, was durchaus als Positionierung zur jüngsten Debatte um Biden und andere katholische Politiker gewertet werden kann. So zitieren sie einen Abschnitt, in dem es heißt: „Wenn ein Katholik jedoch in seinem Privat- oder Berufsleben bewusst und hartnäckig die geltende Lehre der Kirche ablehnt, oder bewusst und hartnäckig die eindeutige Lehre [der Kirche] in moralischen Fragen zurückweist, würde er seine Gemeinschaft mit der Kirche ernsthaft schwächen. Der Empfang der heiligen Kommunion in solch einer Situation wäre nicht im Einklang mit der Natur der Eucharistiefeier, daher sollte er davon absehen.“ Der Kommunionempfang in solch einer Situation, so heißt es in dem vorliegenden Entwurf, wäre zudem ein „Skandal für andere“.

US-Katholiken gespalten

Dass die Abstimmung über das Dokument indirekt auch als Abstimmung über die Kommunionzulassung katholischer Politiker wie Biden gilt, bewies jüngst auch der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone. In einem Interview mit der US-Jesuitenzeitschrift „America Magazine“ erklärte er jüngst, die Präsidentschaft Bidens sei der Anlass gewesen, um ein solches Dokument zu verfassen. „Ich muss so ehrlich sein und zugeben, dass es die Wahl von Präsident Biden war, die die Sache vorangetrieben hat“, so Cordileone wörtlich.

Die US-Bischöfe gelten in der Frage als gespalten. Ein mehrheitlich konservatives Lager steht einem eher progressiven Flügel gegenüber, der den US-Präsidenten aufgrund seiner Haltung in der Abtreibungsfrage nicht vom Kommunionempfang ausschließen möchte. Zu letzterem Lager zählt auch der Washingtoner Erzbischof, Kardinal Wilton Gregory. Dieser betonte in der Vergangenheit mehrmals, dass er keinen Anlass sieht, Biden nicht die Kommunion zu spenden. Dagegen gilt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez, als Kritiker des Präsidenten, der auch nicht davor zurückscheuen würde, den Kommunionausschluss als Maßnahme anzuwenden, um Bidens Haltung, die nicht im Einklang mit der kirchlichen Lehre steht, zu sanktionieren.  DT/mlu

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