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Voderholzer: „Wir kreisen um uns selbst“

Der Regensburger Bischof kritisiert eine Tendenz, sich nur mit innerkirchlichen Fragen auseinanderzusetzen. Dem müsse man einen „Weg intensiver Evangelisierung“ entgegensetzen.
Bischof Rudolf Voderholzer kritisiert Tendenz, sich nur mit innerkirchlichen Fragen auseinanderzusetzen
Foto: J. Wächter

Angesichts der derzeitigen Reformdebatte innerhalb der katholischen Kirche beobachtet der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer eine Tendenz, sich nur mit innerkirchlichen Fragen auseinanderzusetzen. „Wir kreisen um uns selbst“, bemängelte Voderholzer. Symptomatisch für diese Haltung ist sei die Tatsache, dass es bei der Rede von der Berufung der Laien in den gegenwärtigen Debatten ausschließlich um die Frage der Partizipation, der Mitwirkung am Dienst der Bischöfe und Priester gehe. So äußerte sich der Regensburger Bischof am Sonntagabend in einer Predigt anlässlich des siebten Jahrestages seiner Bischofsweihe.

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"Das Wesen der Kirche ist Evangelisierung"

Er sei überzeugt davon, so Voderholzer weiter, „dass uns nur der Weg intensiver Evangelisierung weiterbringt“. Dies sei auch der Weg, den Papst Franziskus rate. „Das Wesen der Kirche ist Evangelisierung“, erklärte der Bischof. In den gegenwärtigen Debatten vermisse er das, was das Zweite Vatikanische Konzil als den Kernpunkt der Berufung der Frauen und Männer benenne, die durch Taufe und Firmung mit dem Heiligen Geist beschenkt und in die Kirche eingegliedert seien: „den ,Weltcharakter', die Berufung zum Weltdienst; das Evangelium hineinzutragen in die Politik und Wirtschaft, in Kunst, Wissenschaft und Kultur“. Überall dort könne es gar nicht genug Frauen und Männer geben, die aus dem Glauben heraus wirkten als Salz und Sauerteig.

Ein erster Schritt sei immer die Selbstevangelisierung, so Voderholzer weiter. Diese müsse mit der Frage beginnen: „Wo ist meine Liebe zu Christus und zur Weitergabe seines Wortes, seiner Barmherzigkeit erkaltet? Wo muss ich bei mir anfangen mit einem innigeren Gebet, mit treuerer Anbetung, mit Lesen und Betrachten der Heiligen Schrift, mit religiöser Fortbildung, Lektüre, geistiger Auseinandersetzung?“ Nur was „in mir“ brenne, könne auch auf andere überspringen.

Rückgang gelebter Glaubenspraxis als Herausforderung

Als größte Herausforderungen für das Bistum in den nächsten Jahren sieht der Regensburger Bischof den Rückgang der gelebten Glaubenspraxis, die schwindende Kenntnis der Botschaft der Bibel, der Rückgang des Gebetes und vor allem der Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier. Er wisse um die Not vieler Eltern, denen es ein großer Schmerz sei, „dass es nicht gelingen will, den Glauben, der ihnen selbst Halt gibt, der für ihr eigenes Leben wichtig ist, auch in den Herzen der jungen Generation zu entflammen, der jungen Menschen, denen sie doch nicht nur eine gesicherte materielle Zukunft, sondern auch eine geistig-geistliche Basis mitgeben wollen“.

DT/mlu

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