Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Synodaler Weg

Jede Synode muss an die apostolische Tradition gebunden sein

In einem ausführlichen Beitrag für den „National Catholic Register“ äußert sich der australische Kardinal George Pell, von 2014 bis 2019 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, zum deutschen Synodalen Weg im Zusammenhang mit „Gaudium et Spes“.
Kardinal George Pell stellt dem deutschen Synodalen Weg ein schlechtes Zeugnis aus.
Foto: www.imago-images.de | Kardinal George Pell stellt dem deutschen Synodalen Weg ein schlechtes Zeugnis aus.

Die Kirche habe schon immer – angefangen bei der Synode von Elvira 306, als diejenigen, die gegen den Glauben verstoßen hätten, von der Gemeinschaft der Gläubigen entfernt worden seien – ihren Glauben mit Maßnahmen wie „Anathemen“ geschützt. Neuartig an der Pastoralkonstitution aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil „Gaudium et Spes“ sei deshalb gewesen, dass sie weder die Konfrontation gesucht noch Anathemen ausgesprochen habe. Mit ihrem starken christozentrischen Humanismus zeige die Pastoralkonstitution Lichtlinien für das Verhältnis der katholischen Gemeinschaft zur modernen Welt in ihrer verwirrenden Vielfalt auf.

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Nur im Licht des Evangeliums

Der erste Teil von „Gaudium et Spes“, der sich auf theologische Art und Weise mit der Würde der menschlichen Person, mit der Interaktion von Kirche und Welt befasse, spreche auch von der „Unterscheidung der Zeichen der Zeit“. Dies sei allerdings ein „Thema, das allzu oft von seinem tieferen theologischen Kontext getrennt wird und als Vorwand dient, um die christliche Wahrheit an die irrigen Gebote unserer Zeit anzupassen.“ Denn die Zeichen  der Zeit „sind oft böse und kein Beweis für die Vorsehung Gottes“. Die Mahnung in „Gaudium et Spes“, diese Zeichen zu prüfen, „kann niemals von der Forderung getrennt werden, dass dies nur ‚im Licht des Evangeliums’ geschehen kann.“ Die „schwierigere, aber lebenswichtige Aufgabe“ bestehe darin, „die Gegenwart und das Wirken des Geistes zu erkennen und dann um die Weisheit zu beten, in der Verwirrung konstruktiv zu bauen.“

Im zweiten Teil gehe es um hochstehende Beiträge zum Dialog zwischen Menschen guten Willens, „aber meiner Meinung nach überschätzen sie unsere Fähigkeit, mit den mächtigeren feindlichen Kräften um uns herum, die es in jeder Gesellschaft und ganz sicher im heutigen Westen gibt, auf Augenhöhe zu agieren. Sie boten keine ideale Vorbereitung auf die Kulturkämpfe, in denen die jüdisch-christlichen Rechtsgrundlagen von Ehe, Leben und Familie in den letzten Jahren demontiert worden sind.“

Päpstliche Korrektur nötig

Die 21 ökumenischen Konzilien der Kirchengeschichte seien „Beispiele für das Wirken des Heiligen Geistes, für die göttliche Vorsehung, trotz und durch ihre Unzulänglichkeiten, aber auch durch die offensichtlichen Vorteile, die sie hervorgebracht haben“. Sie seien aber nicht allzu häufig abgehalten worden. „Synoden sollten auch nicht zu häufig stattfinden und in Konkurrenz zu Gebet, Anbetung und Gottesdienst treten. Und die Geschichte mahnt uns, vorsichtig zu sein, keine falschen Erwartungen zu wecken und keine Kräfte freizusetzen, die sich unserer Kontrolle entziehen können.“

Der synodale Prozess in Deutschland habe „katastrophal begonnen“. Es werde noch schlimmer werden, „wenn wir nicht bald wirksame päpstliche Korrekturen z.B. zur christlichen Sexualmoral, zum Frauenpriestertum usw. bekommen.“ Jede Synode müsse „eine katholische Synode sein, die an die apostolische Tradition gebunden ist, so wie es auch die Konzilien sind. Wenn man zulässt, dass schwerwiegende Häresien ungestört fortbestehen, untergräbt und beschädigt man die Einheit der einen, wahren Kirche“. Sie stehe dann „nicht im Einklang mit dem Aufruf von ‚Gaudium et Spes’, sich mit der modernen Welt im ‚Licht des Evangeliums’ auseinanderzusetzen, sondern im Widerspruch dazu.“ Es dürfe „keinen Pluralismus in wichtigen Glaubens- und Morallehren geben“. Die Einheit der Katholische Kirche sei „nicht vergleichbar mit der einer losen anglikanischen Föderation oder mit der der vielen nationalen orthodoxen Kirchen.“

„Einige treue deutsche Katholiken“ bezeichneten den synodalen Weg als einen „selbstmörderischen Weg“. Kardinal Pell hofft aber, dass dies nicht eintrifft: „Wir müssen darauf hinarbeiten und beten, dass sie sich irren und dass sich eine solche Katastrophe nirgendwo in der Kirche der modernen Welt ereignet.“ DT/jga

 

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