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Corona: Sehnsucht mit Füßen getreten

Die Seelsorger haben sich in der Krise um die Menschen gekümmert. Das Besuchsverbot bei Sterbenden bezeichnet Pfarrer Eckert als Skandal.
Coronavirus: Schild mit der Aufschrift «Besuchsverbot» hängt vor einem Seniorenheim
Foto: Oliver Berg (dpa) | Ein Schild mit der Aufschrift «Besuchsverbot» hängt vor einem Seniorenheim.

In einem Gastbeitrag für das Aschaffenburger "Main-Echo" hat sich Pfarrer Alexander Eckert mit der Kritik der früheren thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht auseinandergesetzt. Der Pfarrer bezeichnete es gegenüber KNA als „eine Anmaßung“, wenn eine ehemalige thüringische Ministerpräsidentin, die zudem noch ehemalige Pastorin sei, den Kirchen vorwerfe, in den Corona-Zeiten seelsorglich nicht oder ungenügend tätig gewesen zu sein. Eckert bestritt, dass die Politikerin das überhaupt nicht überschauen könne und es sie selbst wohl nicht überprüft habe.

Nicht überprüfte These

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Die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht, hatte den Kirchen Versagen vorgeworfen und kritisiert, die Kirche habe die Sterbenden allein gelassen. Die meisten Seelsorger, so der Pfarrer hätten alles getan, um Menschen in dieser Krisenzeit nahe zu sein. Die Seelsorger seien oft der Ersatz für die nicht zugelassenen Familienangehörigen gewesen. Auch der Regensburger Bischof Voderholzer hatte die Kritik bereits in einer Predigt zurückgewiesen.

Kritik am Besuchsverbot

Heftige Kritik übte der Pfarrer Eckert allerdings am Besuchsverbot. Die letzte Sehnsucht des Menschen nach Nähe in seinem Sterben sei durch die Besuchsverbote mit Füßen getreten worden, so der Pfarrer. „In einer so großen Krise diese Sehnsucht auszublenden, ist für mich ein echter Skandal.“, betonte Eckert. Er äußerte in dem Zusammenhang sein Erstaunen, dass die Hospizvereine sowie kirchlichen Wohlfahrtsverbände hier nicht auf die Barrikaden gegangen seien. Die Sterbenden hätten sicher eine mögliche Ansteckung mit Corona eher in Kauf genommen, als ohne jeglichen Beistand einsam und verlassen letztlich doch sterben zu müssen, so der Pfarrer im Interview.

 

 

DT/pwi

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