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Bischof Barron: „Freiheit und Verantwortung gehören zusammen“

Der katholische Bischof spricht auf dem weltweiten konservativ-bürgerlichen Gipfeltreffen der „Alliance for Responsible Citizenship“.
Bischof Robert Barron sprach bei der ARC-Konferenz in London
Foto: Franziska Harter | Bischof Robert Barron sprach bei der ARC-Konferenz in London über das Thema Freiheit.

Am Dienstag hat der katholische US-Bischof Robert Barron auf der von dem kanadischen Psychologen Jordan Peterson initiierten internationalen Konferenz der „Alliance of Responsible Citizenship“ (ARC) gesprochen. Vor 1.500 Teilnehmern aus 71 Ländern reflektierte der bekannte Theologe und Autor über einen kulturfördernden Freiheitsbegriff in thomistischer Tradition. „Freiheit muss mit Wahrheit und Verantwortung zusammengedacht werden“, erklärte der Gründer der erfolgreichen Evangelisierungsoffensive „Word on Fire“.

Barron spricht von fehlgeleitetem Freiheitsbegriff 

Eine der Ursachen für den kulturellen Niedergang im Westen, die zunehmende Gefährdung von Familien und der psychischen Gesundheit der Jugend sieht Barron in einem fehlgeleiteten Freiheitsbegriff. Junge Menschen der westlichen Welt seien heute mit einem autonomen - auf den spätmittelalterlichen Theologen William von Okham zurückgehenden - Freiheitsbegriff aufgewachsen. Ihm zufolge glaube das Individuum, seine eigene Quelle von Werten und Wahrheiten zu sein und seine eigene Realität frei bestimmen zu können, das eigene Geschlecht eingeschlossen.

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„Wollen Sie den tieferen philosophischen und theologischen Grund wissen, warum viele junge Menschen so verloren und unglücklich sind? Das ist er: eine Freiheit, die von Verantwortung und Wahrheit getrennt ist!“. „Freedom just around the corner for you, but with the truth so far off, what good will it do?“, zitierte Barron den Sänger Bob Dylan.

Gott ist mit sich im Einklang

Es gelte heute, zum thomistischen Begriff von Freiheit zurückzufinden: Gottes Freiheit und Wille seien so sehr auf seine Güte ausgerichtet, dass er trotz seiner Allmacht nicht sündigen könne, erklärte Barron den Freiheitsbegriff des Aquinaten. „Gott ist mit sich selbst im Einklang. Und das ist der Clou: Gerade weil er nicht sündigen kann, ist er wirklich frei.“ Der heute vorherrschende Freiheitsbegriff leite sich hingegen aus dem Denken William von Okhams ab, der auf Gottes absolute Allmacht fokussiere, die in ihrer Souveränität auch Sünde zur Tugend erklären könnte.

„Für den Aquinaten fallen Gottes Freiheit und seine Güte zusammen. In der zweiten Lesart sind Freiheit und Güte voneinander geschieden“, fasste Barron zusammen, um dann zur Kultur der Gegenwart überzuleiten: „Den richtigen Freiheitsbegriff zu verfolgen, wird einen großen Unterschied darin machen, wie wir unsere Kinder erziehen und unsere Kultur heilen.“

Freiheit der Gleichgültigkeit 

Die Sicht auf Freiheit, die in der heutigen Kultur populär sei, sei eine „Freiheit der Gleichgültigkeit“: „Das bedeutet, dass der freie Wille über allem schwebt und von keinerlei inneren und äußeren Zwängen abhängt. Ich entscheide in souveräner Freiheit, dass ich dies oder jenes tun oder sein werde, dass dies oder jenes wahr ist. Erst wenn ich zu diesem Punkt komme, bin ich wirklich frei“, skizzierte Bischof Barron die heutige Version der okhamistischen Sicht auf die Freiheit Gottes: „Reine Souveränität, die die Wirklichkeit schafft.“ In dieser Sicht sei das Gesetz ein Feind der Freiheit, das höchstens als notwendiges Übel akzeptiert werde, wie beispielsweise Verkehrsregeln.

Das Gegenteil der „Freiheit der Gleichgültigkeit“ sei die „Freiheit zur Güte (excellence)“: „Hier geht es nicht um Selbstbestimmung, nicht um freie Wahl, sondern um die Disziplinierung des eigenen Begehrens, um das Streben zum Guten zunächst möglich und dann mühelos zu machen.“ Als Beispiel nannte Barron das Erlernen einer Sprache: Erst das disziplinierte und mühevolle Erlernen der Regeln, Strukturen und Rhythmen einer Sprache gebe die Freiheit, die eigenen Ideen, Gefühle und Erfahrungen präzise auszudrücken. 

Regeln lehren

Hier liegt für Bischof Barron auch der Schlüssel zur Erziehung zu wahrer Freiheit: „Wenn ich einem Kind einen Golfschläger in die Hand drücke und es auffordere, ihn einfach irgendwie zu schwingen, dann wird es ein schlechter und unglücklicher Golfspieler. Wenn ich ihm aber die Regeln und Werte beibringe, die im Golfspiel liegen, wird er ein freier und glücklicher Golfspieler werden.“

Ein Wert sei etwas Objektives, das außerhalb des kleinen, langweiligen Raum der eigenen Subjektivität liegt, so Barron weiter. Dies erfahre derjenige, der zum ersten Mal Beethovens siebte Symphonie höre und den dies über sich selbst hinauswachsen lasse, oder für den das Heldentum Maximilian Kolbes zur Herausforderung an das eigene Seine werde: „Das ist es, was passiert, wenn objektive Werte in das eigene Leben einbrechen!“ Die Schlussfolgerung für ein verantwortungsvolles und erfülltes Leben zog Barron in Rückgriff auf Aristoteles: „Der Sinn der Erziehung besteht darin, Kindern beizubringen, zu wollen, was sie sollen, nicht zu tun, was sie wollen.“ DT/fha

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen Umfassenden Bericht über die ARC - Konferenz in London.

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Meldung Aristoteles Jordan Peterson Ludwig van Beethoven Robert Barron Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit

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