Nach dem umstrittenen Dokument "Fiducia supplicans" zur Segnung von Paaren in irregulären Situationen plant der Vatikan offenbar, bald ein weiteres Schreiben zu veröffentlichen. Der Präfekt des vatikanischen Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernández, kündigte im Gespräch mit der spanischen Nachrichtenagentur „EFE“ ein "Dokument über die Menschenwürde" an. Dieses werde sich nicht nur sozialen Fragen widmen, sondern auch eine starke moralische Kritik an Themen wie Geschlechtsumwandlung, Leihmutterschaft und Gender-Ideologien enthalten, so Fernández.
Das Interview mit dem Glaubenspräfekten drehte sich eigentlich um die Erklärung „Fiducia supplicans“, deren korrekte Auslegung sowie um die in diesem Zusammenhang geäußerte Kritik an Kardinal Fernández. Auf die Frage, ob es weitere Punkte gebe, "die Sie klären möchten, weil sie Verwirrung stiften“, antwortete der Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Ich muss sagen, dass ich nicht glaube, dass ich in Zukunft in den Schlagzeilen stehen werde, weil wir im Dikasterium keine Themen vorsehen, die sehr kontrovers sein könnten, wie die letzten." In diesem Zusammenhang wies Fernández dann auf das Dokument über die Menschenwürde hin.
Christliche Anthropologie
Die zu EWTN gehörende US-amerikanische Nachrichtenplattform „National Catholic Register“ ergänzte dazu: „Die Nachricht kommt Tage, nachdem Papst Franziskus sich gegen die Leihmutterschaft ausgesprochen und sie als ‚bedauerlich‘ bezeichnet hat, indem er ein weltweites Verbot befürwortete. Franziskus hat auch oft die Gender-Theorie kritisiert und sie als ‚gefährlich‘ und ‚eine der gefährlichsten ideologischen Kolonisatoren‘ bezeichnet, die die Unterschiede und den Wert von Männern und Frauen verwischt."
Niederländischer Kardinal fordert Enzyklika gegen Gender-Ideologie
Der "National Catholic Register" wies darauf hin, dass der niederländische Kardinal Willem Eijk, der auch Arzt ist, bereits im November 2022 eine päpstliche Enzyklika zur Bekämpfung der falschen Anthropologie gefordert habe, die der Gender-Ideologie zugrunde liege. In einem Interview habe Kardinal Eijk gesagt: „Die Gender-Theorie wird in allen möglichen Organisationen propagiert, und wir als Kirche haben nicht viel dazu gesagt.“
Kardinal Fernández, der im September sein Amt als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre angetreten hatte und aufgrund einer Reihe umstrittener Dokumente in die Kritik geraten ist, erklärte, dass das kommende Schreiben des Vatikans den meisten Menschen, „die über seine Arbeit besorgt sind“, ermöglichen werde, „sich zu beruhigen“. DT/jg
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