Papst Leo XIV. hat eine „falsche Propaganda der Aufrüstung“ sowie ein globales Abrücken vom internationalen und humanitären Recht im Zusammenhang mit Kriegen scharf kritisiert. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals „Vaticannews“ äußerte er sich so am Donnerstag beim Treffen der päpstlichen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO) im Vatikan.
Mit Blick auf den Nahen Osten, die Ukraine und andere Konfliktregionen sprach er von einer „Schande für die Menschheit“. Es sei „wirklich traurig“, so der Papst, „heute in so vielen Kontexten das Gesetz des Stärkeren zu sehen, mit dem Eigeninteressen legitimiert werden“. Das sei „des Menschen unwürdig, beschämend für die Menschheit und für die Verantwortlichen der Nationen“.
Papst ist besorgt über weltweite Tendenz zur Aufrüstung
Menschen seien sich immer weniger darüber im Klaren, „wie viel Geld in die Taschen der Todeshändler fließt, Geld, mit dem Krankenhäuser und Schulen gebaut werden könnten; stattdessen werden die bereits errichteten zerstört“, so der Papst. „Wie kann man nach Jahrhunderten der Geschichte glauben, dass Kriegshandlungen Frieden bringen und sich nicht gegen jene wenden, die sie führen?“, fragte Leo XIV. „Wie kann man ohne Zusammenhalt, ohne eine vom Gemeinwohl beseelte Gesamtvision an die Grundlagen für die Zukunft denken?“
Auch warnte der Papst vor absichtlich in Umlauf gesetzten Falschnachrichten über Krieg und Kriegsursachen. Die ganze Menschheit sei aufgefordert, die wahren Gründe der heutigen Konflikte herauszufinden „und die falschen zurückzuweisen, die das Ergebnis emotionaler Aufwiegelung und Rhetorik sind“. Er plädierte dafür, solche Machwerke entschlossen zu demaskieren: „Menschen dürfen nicht wegen Fake News sterben“, lautete sein Plädoyer. Zudem rief Leo die Gläubigen zu Gebet und Zeugnis auf.
Tragische Nachrichten in Schrei der Fürbitte verwandeln
Gerade das Zeugnis sei „der Ruf, Jesus treu zu bleiben, ohne sich in den Fangarmen der Macht zu verfangen“. Zudem seien alle Menschen dazu aufgerufen, „jede tragische Nachricht und jedes erschütternde Bild in einen Schrei der Fürbitte an Gott zu verwandeln“, appellierte der Papst und würdigte Hilfeleistungen wie das der ROACO: „Ihr seid die Sauerstoffflasche der vom Krieg erschöpften Ostkirchen.“
Schließlich dankte er „allen orientalischen Christen“, die trotz Verfolgung und Krieg in ihren Heimatländern bleiben und für Frieden eintreten. Wörtlich sagte er: „Danke, Brüder und Schwestern, für das Zeugnis, das ihr gebt, besonders wenn ihr in euren Ländern als Jünger und Zeugen Christi bleibt.“
Ebenfalls würdigte er die Liturgien, Lieder und gelebte Glaubenstraditionen der Ostkirchen. Sie seien ein Reichtum für die ganze katholische Kirche. Diesen Schatz gelte es, besser kennenzulernen — durch Einführungskurse zu den Ostkirchen an Priesterseminaren, theologischen Fakultäten und katholischen Universitäten.
Die Gläubigen der Ostkirchen, die heute im Westen leben, dürfe man nicht als Fremde betrachten. „Ihr Sinn für das Heilige, ihr glasklarer Glaube, der durch Prüfungen granitfest geworden ist, und ihre Spiritualität, die nach göttlichem Geheimnis duftet, können dem latent, aber vorhandenen Durst nach Gott im Westen gut tun“, erklärte der Papst und schloss mit den Worten von Johannes Paul II.: Die katholische Kirche atme künftig besser „mit beiden Lungenflügeln“ – mit Ost und West. DT/dsc
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