Der Name von Mario Grech steht für Synodalität. Der maltesische Kardinal ist seit September 2020 Generalsekretär der römischen Bischofssynode – und seit November desselben Jahres Kardinal – und hat die gesamte Weltkirche drei Jahre auf Trab gehalten. Denn der synodale Weltprozess, auf den Papst Franziskus die Katholiken aller Kontinente schicken wollte, begann 2021 und endete 2023/24 mit der Doppelsynode in Rom, bei der Grech zusammen mit dem Generalrelator der beiden Doppelsynoden und Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich, geschickt die Gesamtregie führte. Immer in enger Abstimmung mit dem Papst, womit sich Grech den Papstwählern als Favorit im kommenden Konklave empfiehlt, die die Bergoglio-Linie auch im kommenden Pontifikat fortgesetzt sehen wollen.
Doch weist der Kardinal aus Malta weitere Eigenschaften auf, die ihn als Gewährsmann für eine kontinuierliche Fortführung des Ponifikats des verstorbenen Papstes auszeichnen. Nebenbei bemerkt: Auch der Luxemburger Hollerich wäre so ein Mann, aber der ist ein Jesuit. Und dass ein Jesuit einen Jesuiten-Papst beerbt, gilt als (fast) völlig ausgeschlossen. Das ist bei Grech nicht der Fall. Jahrgang 1957 und auf der Insel Gozo geboren, wo er dann auch von 2005 bis 2020 Bischof war, gehört Grech keinem Orden an und hat sich zunächst im Fach Kirchenrecht spezialisiert. Zusammen mit Charles Scicluna, dem Erzbischof von Malta, legte Grech das Schreiben „Amoris laetitia“ 2016 recht weit und offen aus, gerade in Hinblick auf den Kommunionempfang der zivil Wiederverheirateten.
Er hatte keine Bedenken beim Synodalen Weg
Grech gehört zu den ganz wenigen in der Römischen Kurie, die beim Synodalen Weg in Deutschland keine Bedenken hatten. Er teile nicht die Furcht vieler Kritiker, sagte der Malteser 2022 dem englischen Vatikan-Korrespondenten Christopher Lamb. Der Synodale Weg in Deutschland wie auch die Kritik daran seien ein Ausdruck von Synodalität und in einer synodalen Kirche müssten auch die strittigen Themen Macht und Verantwortung, Rolle von Frauen oder Sexuallehre behandelt werden. Synodalität, bedeute, Gewissheiten und Zweifel teilen zu können – „auch Träume“. Es gebe allerdings Träume, „die wir verwirklichen können und andere nicht. Manche können wir morgen umsetzen, andere brauchen mehr Zeit“.
Mit solchen Worten zeigt Grech die Offenheit für Neues, auch „Reformen“ genannt, die sich die Bergoglianer unter den Papstwählern für das kommende Pontifikat wünschen würden. Allerdings hat Grech Mitte März alle Bischofskonferenzen der Welt und auch viele Kurialen mit einem Rundbrief überrascht, in dem er als Generalsekretär der römischen Bischofssynode ankündigte, dass in diesem Sommer wieder ein Weltprozess in der Kirche beginnen solle, der die Implementierung der Ergebnisse der Synoden zur Synodalität auf nationaler und kontinentaler Ebene begleiten und in eine „Kirchenversammlung“ unter Einbeziehung von Laien und Ordensleute in Rom im Oktober 2028 münden soll. Im Mai, so Grech Mitte März in seinem Brief, erscheine dazu ein Dokument mit entsprechenden Anweisungen. Und Papst Franziskus selber habe das alles noch am 11. März vom Krankenlager in der römischen Gemelli-Klinik aus „in definitiver Weise approbiert“.
Mit Grech weiß die Kirche, was die Stunde geschlagen hat
Sollte das Konklave Mario Grech zum Papst wählen, weiß die Kirche, was die Stunde geschlagen hat. Das Kreisen um die Synodalität, das vielen Bischöfen schon aus den Ohren rauskommt, und damit das Kreisen der Kirche um sich selbst, ginge unverdrossen weiter. Wenn man schon an die Kurialen unter den Papstkandidaten denkt, wozu der Staatssekretär, aber auch der Ostkirchen-Präfekt Claudio Gugerotti gehören, dann wäre Grech das Gegenstück zu Kardinal Parolin, dem es als Mann der Kirchenverwaltung eher ein Anliegen wäre, die Institution Römische Kurie wieder zu einem funktionierenden Apparat zu machen und die finanziellen Nöte des Vatikans in den Griff zu bekommen.
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