Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Der Papst und seine Diözese

Gemeinschaft entsteht „auf den Knien“

Wie man in der Kirche Entscheidungen fällt: Leo XIV. hat in der Lateranbasilika „seine“ Bischofskirche in Besitz genommen.
Papst Leo XIV. mit dem römischen Bürgermeister Roberto Gualtieri
Foto: IMAGO/Vincenzo Nuzzolese (www.imago-images.de) | Vor der Messe in der Lateranbasilika war Papst Leo auf der Piazza dell'‘Ara Coeli am Fuße des Kapitolshügels mit dem römischen Bürgermeister Roberto Gualtieri zusammengetroffen.

Direkt zu Beginn der Messe in der Lateranbasilika, nach Kreuzzeichen und Friedensgruß des Papstes, begrüßt der Kardinalvikar für die Diözese Rom den Heiligen Vater mit den Worten, dass die Kirche Rom froh sei, dass der Heilige Vater von der römischen Kathedra des Nachfolgers Petri Besitz ergreife. So wie der Winzer von oben den Weinberg beschütze, so habe auch der Bischof eine erhöhte Position, um für das ihm anvertraute Volk zu sorgen. Der „Diener der Diener Gottes“, so der Kardinalvikar weiter, sei wirklich geehrt, wenn jedem die Ehre erwiesen werde, die ihm gebühre. Daraufhin geht der Papst zu seinem Bischofsstuhl und setzt sich wortlos hin.

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Mit diesem schlichten, aber traditionsreichen Gestus nimmt der Nachfolger Petri seine Titelkirche in Besitz. So hat es am Sonntagnachmittag auch Leo XIV. gehalten, nachdem Kardinalvikar Baldassare Reina die feierliche Formel gesprochen hatte. Kleriker aus allen Ständen der Diözese Rom versprachen dem Papst daraufhin zum Gesang des Hymnus „Tu es Petrus“ stellvertretend für die ganze römische Ortskirche den Gehorsam. Dann begann der feierliche Gottesdienst.

Wie man Probleme löst

Die ganz junge, vom Herrn zu allen Menschen entsandte Kirche habe es sich nicht leicht gemacht, sich bei der Verkündigung des Evangeliums der heidnischen Welt zu öffnen, begann Papst Leo seine Predigt. So sei es vor allem in der Gemeinde von Antiochia gewesen.
Schließlich seien Paulus und Barnabas nach Jerusalem gegangen, sie hätten nicht auf eigene Faust entscheiden wollen, „sondern die Gemeinschaft mit der Mutterkirche gesucht und sich in Demut an sie gewandt. Dort hörten Petrus und die Apostel ihnen zu.“

So sei ein Dialog in Gang gekommen, der schließlich zur richtigen Entscheidung führte: „In Anerkennung und unter Berücksichtigung der Bemühungen der Neubekehrten wurde vereinbart, ihnen keine übermäßigen Lasten aufzuerlegen, sondern sich auf das
Wesentliche zu beschränken“. So sei aus etwas, sagte Papst Leo weiter, das ein Problem zu sein schien, für alle eine Gelegenheit zum Nachdenken und zum Wachsen geworden.

Hören auf den Heiligen Geist

Der Bibeltext sage aber noch mehr und gehe über die vielschichtige und interessante menschliche Dynamik des Ereignisses hinaus, fuhr der Papst fort: Das würden die Worte zeigen, die die Brüder aus Jerusalem in ihrem Brief an die Brüder in Antiochia geschrieben hätten, um ihnen ihre Entscheidungen mitzuteilen: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“.

„Sie betonen also“, so der Papst, „dass das Wichtigste in dem ganzen Geschehen das Hören auf die Stimme Gottes war, das alles andere erst möglich gemacht hat. So erinnern sie uns daran, dass Gemeinschaft vor allem ,auf den Knien‘ entsteht, im Gebet und in einem andauernden Bemühen um Umkehr. Nur in dieser Spannung nämlich kann jeder in sich die Stimme des Geistes hören, der ruft: Abba! Vater!“

Ein Dienst in Liebe

Papst Leo XIV. beendete seine Predigt mit einem Zitat von Johannes Paul I. Der „lächelnde Papst“ haben bei seiner Inbesitznahme des römischen Bischofsstuhls am 23. September 1978 zu den Gläubigen seiner Diözese gesagt: „Der heilige Pius X. hat, als er Patriarch von Venedig wurde, im Markusdom ausgerufen: ,Was hättet ihr von mir, Venezianer, wenn ich euch nicht liebte?‘ Ich möchte Ähnliches sagen: Ich kann euch versichern, dass ich euch liebe, dass ich nur einen Wunsch habe, euch zu dienen und meine bescheidenen Kräfte, das Wenige, was ich habe und bin, in den Dienst aller zu stellen“.

Auch er selber, so schloss Leo XIV., drücke allen seine ganze Zuneigung aus, „mit dem Wunsch, auf unserem gemeinsamen Weg Freuden und Leiden, Mühen und Hoffnungen mit euch zu teilen. Auch ich biete euch ,das Wenige, das ich habe und bin‘ an und vertraue es der Fürsprache der Heiligen Petrus und Paulus und der vielen anderen Brüder und Schwestern an, deren Heiligkeit die Geschichte dieser Kirche und die Wege dieser Stadt erleuchtet hat.“

Als „Pfarrer dieser Diözese“ beim Kapitol

Vor der Messe in der Lateranbasilika war Papst Leo auf der Piazza dell'‘Ara Coeli am Fuße des Kapitolshügels mit dem römischen Bürgermeister Roberto Gualtieri zusammengetroffen. Gualtieri hieß den neuen Papst im Namen der Stadt willkommen. In einer kurzen Ansprache entgegnete der Papst: „Unmittelbar nach meiner Wahl habe ich die auf dem Petersplatz versammelten Brüder und Schwestern daran erinnert, dass ich ein Christ mit ihnen und ein Bischof für sie bin: Heute kann ich in besonderer Weise sagen, dass ich für euch und mit euch ein Römer bin!“ Als „Pfarrer dieser Diözese“ fühle er eine „schwere, aber auch aufregende Verantwortung, allen ihren Mitgliedern zu dienen“.

Am frühen Abend stand für Leo XIV. noch ein Besuch in der Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Programm, wo der das Grab seines Vorgängers und die Marienikone „Salus Populi Romani“ zum Gebet aufsuchen wollte.  DT/gho

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