Der Dogmatiker Achim Buckenmaier warnt davor, die Anwendung demokratischer Prinzipien in der gegenwärtigen Reformdebatte als Lösung für die Probleme der Kirche zu sehen. In einem Beitrag für die in der kommenden Ausgabe der Tagespost erscheinende Beilage „Welt&Kirche“ schreibt Buckenmaier, es sei „eigenartig, die demokratischen Gesellschaften als alles dominierenden Maßstab für das kirchliche Leben und Handeln zu nehmen“.
Gottesvolk schon immer „alternative Gesellschaftsform“
Von Anfang an sei das Gottesvolk eine „alternative Gesellschaftsform“ gewesen, „distanziert gegenüber den Feudalismen des Orients und später auch des Westens“, meint der Theologe, der seit 2012 Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre ist. „Es hat sich oft mit gesellschaftlichen Strukturen infiziert, selten zu seinem Glück.“ Zudem hätten nicht die Angleichungen und Vermischungen, sondern die „Reibungen zwischen geistlicher und weltlicher Sphäre“ den säkularen Staat hervorgebracht.
Buckenmaier setzt sich in seinem Beitrag kritisch mit dem im Rahmen des innerkirchlichen Reformprozesses des Synodalen Wegs erarbeiteten Text zum Thema „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ auseinander. Der 63-Jährige wirft die Frage auf, warum in einem solchen Text die Demokratie als „Lebensform“ überhöht und nicht an die „einzigartigen Erfahrungen des Gottesvolkes“ angeknüpft werde.
Kein Wort, den Lösungsweg Jesu zu unterstützen
Auf der einen Seite spreche der Text ganz traditionell von der Aufgabe des Lehramtes, die geoffenbarte Wahrheit authentisch zu bezeugen, auf der anderen Seite scheine genau dies jedoch die aufzubrechende „Deutungsmacht“ zu sein. Hier sieht Buckenmaier einen Widerspruch. „Was macht eigentlich die Kirche in Gesellschaften, die nicht demokratisch geprägt sind, wenn diese Art von Inkulturation immer zwingend ist?“, schreibt der Dogmatiker.
Rechtsordnungen seien nötig, „um uns in der Tiefe verlorene und getriebene Menschen, die einander unablässig Konkurrenten, Neider und Jäger sind“, in einem friedlichen, gerechten Miteinander zu halten. „Jesus ist nicht wegen fehlender checks and balances am Kreuz gestorben“, betont Buckenmaier. Im Synodaltext finde sich jedoch kein Wort darüber, den Lösungsweg Jesu zu unterstützen.
Darüber hinaus bedauert Buckenmaier, dass verschiedene Themen, die der Text anspricht, nicht wirklich gewürdigt werden könnten. „Um das ganze Dokument herum scheint eine Klammer gesetzt zu sein, vor der das Wort ,Macht‘ steht. In dieser Rechenart wird die Kirche gerechnet und beurteilt.“ DT/mlu
Lesen Sie den ausführlichen Essay des Dogmatiker Achim Buckenmaier in der Beilage "Welt&Kirche" der kommenden Ausgabe der Tagespost.