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Auflösung der Zweigeschlechtlichkeit

Synodalforum III: „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“
Zdk- Präsidentin Stetter- Karp auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Zdk- Präsidentin Stetter- Karp auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt.

Die Laieninitiative "Neuer Anfang" hat, wie sie auf ihrer Webseite mitteilt, als katholische Initiative beschlossen, Licht ins Dunkel der zahllosen Grundsatz- und Handlungstexte zu bringen. Nicht jeder, so die Initiative, habe die Zeit, geschweige denn die fachliche Expertise, um sich durch das Material zu arbeiten. Deswegen habe man Vorarbeit geleistet für alle Interessierten. Sowohl für den Orientierungstext als auch für alle vier Foren des Synodalen Weges liegen jeweils eine Zusammenstellung der wichtigsten Themen und Zitate vor.

Die Initiative hat diese Texte auch gleich in mehrere Sprachen übersetzt. (Englisch, Spanisch und Italienisch.)

Texte sprechen für sich

"Wir lassen die Texte für sich selbst sprechen", betont die Initiative auf ihrer Webseite,  das bringe mehr Klarheit und Transparenz als die medialen Interpretationen, die zahlreich kursieren und verbreitet würden. Ferner werden die Texte knapp eingeordnet. Dies sei auf dem Hintergrund der heute gültigen Lehre der Kirche geschehen.

"Lesen Sie einfach selbst nach, was auf dem deutschen Synodalen Weg wirklich beschlossen wird!", ruft die Initiative auf. Die Tagespost dokumentiert die fünf Dokumente sowohl online als auch in einer Beilage zur Printausgabe am 10. November 2022 in voller Länge. Hier im Portal sind die Dokumente mit Links zum Neuen Anfang und mit Links zu dem Originaldokumenten des "Synodalen Weges" versehen. 

 


Synodalforum III: „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ (Grundtext in zweiter Lesung beschlossen am 09. September 2022)

In der Anthropologie gemäß katholischer Lehre gelten zwei Glaubensüberzeugungen zugleich, ohne sich zu widersprechen: 

1. Mann und Frau haben die gleiche Würde als gleichwertige Menschen. 
2. Mann und Frau haben unterschiedliche geschlechtsspezifische Berufungen, was keine Diskriminierung bedeutet. 

Dieser Kern katholischer Anthropologie wird im Text durchgängig geleugnet unter dem Schlagwort „Geschlechter-Gerechtigkeit“. Obwohl dieser Begriff im Sinne der katholischen Lehre verstanden werden könnte, wird er jedoch gemäß der Gender-Theorie verwendet (Vielzahl von sexuellen Identitäten). Die Zweigeschlechtlichkeit soll aufgrund seltener intersexueller Abweichungen aufgelöst werden. Die Ergänzung von Mann und Frau wird negativ konnotiert. Daher sollen Menschen nur noch geschlechtsneutral nach ihren Begabungen angesehen werden. Damit habe das Mann-Sein Jesu keine Bedeutung für eine Berufung ins Priesteramt.

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Die Symbolkraft der leiblichen Geschlechtlichkeit wird ignoriert: als Frau, die Braut und Mutter sein kann (Leben empfangen, Leben in sich tragen, Kind aus ihrem Leib heraus stillen); als Mann, der Bräutigam und Vater sein kann (Leben zeugen, Leben schützen und fördern). Als Folge wird der anthropologische Orientierungsrahmen für die Sakramente der Priesterweihe und der Ehe aufgelöst. 

Das besondere Priesteramt wird nicht mehr wesentlich, sondern nur graduell unterschieden vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen, unter anderem indem Dienste des „gemeinsamen Priestertums“ mit denen des „besonderen“ Priestertums vermischt werden: Dienste der 

a) Evangelisierung/Verkündigung, 
b) des caritativen Handelns und
c) der Liturgie/ als Vorsteher der Eucharistie. 

Insgesamt soll die Hierarchie aufgelöst werden.

Für das Sakrament der Eucharistie sei keine natürliche Ähnlichkeit mit dem Mann-Sein Jesu vorauszusetzen. Das sacerdotal-kultische Amts-Verständnis müsse überwunden werden, da die wichtigste Aufgabe der Eucharistiefeier nicht das Messopfer, sondern die Verkündigung des Evangeliums sei.

Obwohl „Ordinatio Sacerdotalis“ (22. Mai 1994) als unfehlbare Lehre gilt (Antwort auf das Dubium mit Kommentar 28. Oktober 1995, nochmalige Erläuterung 29. Mai 2018) wird die Priesterweihe für Frauen von 45 deutschen Bischöfen als offene Diskussionsfrage betrachtet.

Damit wird die Autorität des Lehramts in Frage gestellt.

Synodale Zitate
Foto: Neuer Anfang | Die Laieninitiative "Neuer Anfang" hat die Synodaltexte ausgewertet und aussagekräftige Zitate ausgewählt.

Zitate aus dem Originaltext

(57-64): „Dazu gehört unabdingbar, die unterschiedlichen theologischen Positionen unter der Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit zu reflektieren, dabei in einen engen Austausch mit den Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften und Humanwissenschaften zu treten und deren gendertheoretische Reflexionen konstruktiv aufzugreifen. In diesem Zusammenhang ist auch zu bedenken, dass es Menschen in der Römisch-katholischen Kirche gibt, die ihre geschlechtliche Identität nicht in der Unterscheidung von Mann und Frau angemessen aufgehoben erfahren.“ 

(187-191): „Geschlechtergerechtigkeit ist gegeben, wenn jede Person im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit bzw. -identität gleiche Rechte und gleiche Chancen der Teilhabe an Gütern und des Zugangs zu Positionen hat und dadurch ein selbstbestimmtes Leben führen kann.“

(223): „Geschlecht ist daher – im Sinne von Gender – mehrdimensional zu sehen.“

Hier wird das gemeinsame Menschsein von Mann und Frau geleugnet:  (1117-21): „Wer in diesem theologischen Zusammenhang das unbestrittene biologische Geschlecht Jesu als Mann als von Bedeutung betrachtet, läuft Gefahr, die Erlösung der Frau durch Gott in Frage zu stellen, da nur erlöst ist, wen Gott seiner menschlichen Natur nach angenommen hat.“

(12-18): „Weil alle „einer in Christus Jesus“ sind, bedarf die Nichtzulassung zur Teilnahme von Frauen an den kirchlichen Weiheämtern angesichts der aktuellen Zeichen der Zeit dringend einer erneuten theologischen und anthropologischen Überprüfung.“

(1393-1396): „Über die Ämtervergabe darf künftig nicht mehr das Geschlecht entscheiden, sondern die Berufung, die Fähigkeiten und die Kompetenzen, die der Verkündigung des Evangeliums in unserer Zeit dienen.“

(319-320): „Ihre sichtbare Gestalt gewinnt die Kirche vor allem in den liturgischen Feiern, in der Katechese und in der Diakonie.“

(1192f): „Jesus Christus repräsentiert, wer sich den Ärmsten der Armen annimmt“. 

(1224-1229): „Soll es wirklich das Mannsein des Amtsträgers, seine körperliche Physis sein, die ihn qualifiziert, Jesus Christus in der Feier der Eucharistie angemessen zu repräsentieren? Sehr grundsätzlich muss jede spirituelle Überhöhung der Geschlechterdifferenz zum Zweck kirchlicher Rollenzuweisungen insbesondere im Rahmen der Ämtertheologie kritisch angefragt werden.“

(1162-1164): „Damit wird ein sacerdotal-kultisches Amtsverständnis überwunden, das in Spätantike und Scholastik zu einer Neudeutung des Priestertums führte, die in der Darbringung des Messopfers dessen wichtigste Aufgabe festschrieb.“

(45-52): Das Synodal-Forum III fragt „die höchste Autorität in der Kirche (Papst und Konzil), ob die Lehre von OS nicht geprüft werden muss“.

(1264-1267): „Zugleich stellt sich die Frage, was es bedeutet, wenn einzelne Bischöfe heute die Fragestellung im Ergebnis als offen betrachten und vertiefte Argumentationen im Einklang mit der theologischen Forschung anmahnen.“ 

 

 

Link zum Original-Dokument:

https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/T5NEU_SV-IV_7_Synodalforum_III-Grundtext-2.Lesung.pdf

Forum III 
Handlungstext „Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament“ 
(Beschlossene Fassung vom 10. September 2022)

Dem Handlungstext liegt ein funktionales Weiheverständnis zugrunde sowie eine pelagianische Ekklesiologie. Aus pragmatischen Gründen soll zum Beispiel die Spendung eines Sakraments dem Katecheten übertragen werden. Es fehlt eine saubere Unterscheidung und angemessene Verhältnisbestimmung von Ordo und Charisma. Canones des CIC, die Ausnahmeregelungen beinhalten, sollen als Grundlage für Regelfälle herhalten. Der Text offenbart das Bestreben einer Verklerikalisierung der Kirche dadurch, dass die den Geweihten vorbehaltenen sakramentalen Aufgaben für Laien geöffnet werden sollen (Taufe, Homilie, Eheeschließung, Krankensalbung, Beichte). Dies widerspricht dem Bestreben, das Laienapostolat zu stärken, wie bereits das Zweite Vatikanum in den Blick nahm und Papst Franziskus konkret in die Tat umsetzt durch die Öffnung des Lektoren- und Akolythendienstes für alle Gläubigen sowie durch die Wiederbelebung des Katechistendienstes.

Zitate aus dem Originaltext:

„[Die deutschen Bischöfe] treten für eine Partikularnorm zu can. 766 CIC 1983 ein, durch die theologisch und homiletisch qualifizierte nichtordinierte Seelsorger*innen als Verkündiger*innen des Evangeliums zum dauerhaften Predigtdienst an der Ortskirche entsprechend der vom Ortsordinarius erkannten pastoralen Erfordernisse in allen Gottesdienstformen beauftragt werden.“
„In den Gremien der Deutschen Bischofskonferenz wird unter Berücksichtigung bereits bestehender Dokumente in einzelnen deutschen Diözesen und der Weltkirche eine Rahmenordnung für die Beauftragung von Lai*nnen zur Leitung der Feier der Taufe und zur Assistenz bei der Eheschließung erarbeitet.“

„Dabei werden auch Möglichkeiten der Wiederbelebung der Laienbeichte im Kontext der geistlichen Begleitung beraten. Auch die Bedeutung der Krankensegnung und Krankensalbung im Blick auf alle Seelsorgenden, die in der Begleitung von Kranken tätig sind, wird bedacht.“

Link zum Original-Dokument:

https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/T3NEU_SV-IV_9_Synodalforum_III-HandlungstextVerkuendigungDesEvangeliumsDurchFrauen.pdf

Forum III 
Handlungstext „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“ 
(Fassung der Ersten Lesung)

Der wesentliche Schwachpunkt des Textes besteht in der bleibenden Unbestimmtheit des Begriffs „geistlicher Missbrauch“. Die ausbleibende terminologische Schärfung könnte den Weg bahnen für Denunziationen von Geistlichen mit unliebsamen Auffassungen und für eine Hemmschwelle, geistliche Begleitung anzubieten. In dem Text werden zudem verschiedene Formen von Missbrauch nicht sauber voneinander getrennt, zum Beispiel bei Vorschlägen für Präventionsprogramme.

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Zitat aus dem Originaltext:

„Es ist seit Jahren bekannt, dass zahlreiche Erwachsene, insbesondere erwachsene Frauen, Betroffene von spirituellem bzw. sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sind; gleichzeitig sind die rechtlichen Regelungen unzureichend (s.u. Begründung). Sexueller Missbrauch und spiritueller Missbrauch gehen im kirchlichen Kontext oft Hand in Hand.“

Link zum Original-Dokument:

https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV_IV_-_Synodalforum_III_-_Handlungstext.Ma%C3%9FnahmenGegenMissbrauchAnFrauenInDerKirche_-_Lesung1.pdf

Forum III 
Handlungstext „Präsenz und Leitung – Frauen in Kirche und Theologie“ 
(Fassung der Zweiten Lesung)

Der hauptsächliche Kritikpunkt liegt in der Tendenz, Leitung vom Weihesakrament abzulösen, um teilweise an die Laien, speziell Frauen, abzutreten. Die geforderten alternativen Leitungsmodelle widersprechen der Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde“ (2020) Nr. 66, die eine Ausreizung von can. 517 zurückweist. Bei der Einbeziehung von Frauen in die Priesterausbildung fehlen Klarstellungen. Eine auf der Gendertheorie beruhende Begründung ist abzulehnen, eine kritische Auseinandersetzung mit ihr ist zu begrüßen.

Zitate aus dem Originaltext:

„In der Pastoral werden neue Leitungsmodelle praktiziert und erprobt. (…) Neben dem in den deutschen Diözesen überwiegend angewandten Modell des kanonischen Pfarrers gibt es auf der Ebene der Pfarrei verschiedene Leitungskonzepte, bei denen Leitungsaufgaben delegiert werden bzw. in gemeinsamer Verantwortung eines Teams wahrgenommen werden. In einigen Bistümern kommt can. 517 § 2 CIC zur Anwendung: Diakone und Lai*innen können „an der Ausübung der Hirtensorge“, d. h. an der umfassenden Seelsorge in Pfarreien, beteiligt werden. Der Diözesanbischof kann haupt- und ehrenamtlich Tätige allein oder im Team auf der Ebene einer Pfarrei oder einer Pfarreiengemeinschaft durch eine Beauftragung an der Ausübung der Hirtensorge beteiligen.“ 
„Dazu bedarf es der weiteren theologisch-wissenschaftlichen Reflexion und der Neubestimmung des Verhältnisses von Weihe und Leitung.“

Link zum Original-Dokument:

https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV-Synodalforum-III-Handlungstext.PraesenzUndLeitung-Lesung2.pdf

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