In einem apostolischen Schreiben hat Papst Franziskus die Heilige Therese von Lisieux gewürdigt. Um den inneren Zusammenhang der kleine Therese als reife Frucht der Reformen des Karmel durch die auch als die „große Therese“ bezeichnete Theresa von Avila abzubilden, hat der Papst das Fest der Ordensreformerin als Datum für sein Schreiben gewählt. Der Papst stellt in seinem Text das Wirken der Heiligen Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz, das war der Ordensname der jungen Frau, als ein Wirken-lassen Gottes in der Kirche vor.
Große Wirkung eines kleinen Weges
Die sehr jung verstorbene Ordensfrau wurde nur 24 Jahre alt, dennoch entfaltete sie ein Wirken, das dem Papst zu Folge weit über die Kirche hinaus geht. Mit einer Sondererlaubnis durfte sie bereits mit 15 Jahren in den Karmel eintreten. Sie wurde 1927 zur Patronin der Mission ernannt. Im Jahr 1997 erhob sie der Heilige Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin. In seinem Schreiben würdigt der Papst ihre Haltung zur Mission, die sie selber immer als eine Mission durch die anziehende Liebe Christi aufgefasst habe. „Ziehe mich an Dich, wir werden dem Duft deiner Wohlgerüche nachlaufen“, zitiert der Papst die Heilige und stellt damit ihre Motivation zur Mission dar. Nicht Proselytenmacherei, sondern die anziehende Liebe Jesu soll die Menschen missionieren.
Den Weg der Heiligen beschreibt der Papst als einen Weg des Vertrauens, der Liebe und der brennenden Sehnsucht, Seelen zu retten. Diesen Weg nennt die Heilige selbst den Kleinen Weg. „Ich will ein Mittel finden, um auf einem kleinen, ganz direkten, ganz kurzen Weg in den Himmel zu kommen, einem kleinen, ganz neuen Weg“, lässt der Papst die Heilige selbst zu Wort kommen. Immer wieder betont der Papst, dass es Therese vorziehe, den Primat des göttlichen Handelns zu betonen.
In der finsteren Nacht
Das Lebensumfeld der Heiligen beschreibt der Papst als finsterste Nacht, denn ihre Lebenszeit sei „goldenen Zeitalter“ des modernen Atheismus im Sinne eines philosophischen und ideologischen Systems gewesen. In dieser Finsternis fühlte sich Therese als Schwester der Atheisten, die im Dunkel sitzen. Sei konnte dies tun in einem ungebrochenen Vertrauen auf die Liebe und Barmherzigkeit Jesu. Mit Bezug auf die missionarische Bestrebung der Heiligen schreibt der Papst, in einer missionarischen Kirche konzentriere sich die Verkündigung auf das Wesentliche, auf das, was schöner, größer, anziehender und zugleich notwendiger sei. Nicht alles sei gleichermaßen wichtig, betont der Papst und spricht dabei von einer Hierarchie der Wahrheiten auch in Dogma und Moral.
Obwohl alle Lehren und Normen der Kirche ihre Bedeutung, ihren Wert, ihr Licht hätten, so der Papst weiter, seien einige dringlicher und grundlegender für das christliche Leben sind. Eben darauf habe Theresia ihren Blick und ihr Herz gerichtet. Den lehrmäßigen Beitrag der zur Kirchenlehrerin erhobenen Heiligen sieht der Papst nicht in der Analyse, wie bei Thomas von Aquin, sondern in der Synthese.
Das Wesentliche
Ihre besondere Fähigkeit sei es, betont der Papst, uns zum Zentrum, zum Wesentlichen und zum Unverzichtbaren zu führen. Sie zeige mit ihren Worten und mit ihrer eigenen persönlichen Entwicklung, dass, obwohl alle Lehren und Normen der Kirche ihre Bedeutung, ihren Wert, ihr Licht hätten, einige dringlicher und grundlegender für das christliche Leben seien. Eben darauf hält Theresia ihren Blick und ihr Herz gerichtet. Der Papst schließt mit der Feststellung, dass uns die Heilige Therese zum missionarischen Aufbruch einlädt und mit einem Gebet zur Heiligen. DT/pwi
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost, warum der Umgang zahlreicher Medien mit dem jüngsten Apostolischen Schreiben über die Heilige Therese von Lisieux ein Dicker Hund ist.