In seinem Vortrag zum Thema „Gott ist hier“ erinnerte sich Christoph Kardinal Schönborn an eine Begebenheit aus seiner Kindheit: Als er allein in der Dorfkirche war, habe er plötzlich eine starke Gegenwart gespürt. Er sei, so der Kardinal davongelaufen. Der Erzbischof von Wien warf die Frage auf, ob das womöglich seit der Erbsünde ein Grundzustand des Menschen sei, vor Gott davonzulaufen und sich zu verstecken. Durch den Religionsunterricht hatte der Kardinal seine Berufung im Alter von elf Jahren erfahren. Die Berufung habe gehalten und nach der Matura sei er in den Orden der Dominikaner eingetreten.
Seine Erfahrung, so der Kardinal sei es, dass sich im persönlichen Gebet die Beziehung zu Jesus entfalte. Nach seinem Ordenseintritt habe in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Krise des Priestertums eingesetzt. Viele Priester hätten ihr Amt verlassen. Diese Krise habe damals auch ihn erfasst. Doch in der Krise, gab Kardinal Schönborn Zeugnis, habe Jesus ihn noch einmal gerufen. In der Prüfung, so der Kardinal, sei die Rechtgläubigkeit für ihn eine große Stütze gewesen. Die Kirche, so Schönborn, habe er stets als Ort der Geborgenheit erfahren. Ein großer Trost sei es gewesen, dass auch seine Familie Schritt für Schritt zum Glauben gefunden habe.
Ort der Freundschaft
Die Kirche sei für ihn ein Ort der Freundschaft, so der Wiener Oberhirte. Dabei zeigte er auf, dass diese Freundschaft in Verbindung mit der Freundschaft Jesu zu seinen Jüngern stehe. Der Kardinal zitierte aus dem Johannesevangelium, wo Jesus seinen Jüngern sage, dass er sie Freunde genannt habe. „Das Wunder der christlichen Offenbarung“, betonte Kardinal Schönborn, „ist die Freundschaft mit Gott“. In der Kirche und in der Lehre der Kirche finde er Heimat, so Schönborn. Die Kirche beschrieb der Kardinal als eine Gemeinschaft von Sündern, die dennoch heilig sei. Diese Heiligkeit komme allein von Christus.
Als Dogmatikprofessor sei es ihm wichtig geworden, auch die Lehre der Kirche zu lieben. Auch dies sei ein Auftrag Jesu: die Christen alles zu lehren, was er sie gelehrt habe. Christen, so Kardinal Schönborn, müssten auskunftsfähig sein. Der Heilige Geist bewirke dies. So hätten die einfachen Gläubigen Sicherheit im Glauben. Ferner erwähnte der Kardinal ein Buch, das in Deutschland nicht gerne gelesen werde: der Katechismus. Dieser sei aber ein wertvolles Buch.
Weiter erklärte Schönborn, dass zur Gegenwart Christi die Sorge der Kirche um die Armen gehöre. „Wir können“, so Schönborn, „das Problem der Armut nicht lösen, wir können aber Mitgefühl haben.“ Als Kind sei er weggelaufen. Am Ende des Lebens werde der Mensch als Kind zu Gott nach Hause gehen, schloss der Dominikaner seine Ausführungen über die Gegenwart Gottes.
"Gebetshaus Movement"
Im Anschluss an den Vortrag des Kardinals stellten der Gründer des Gebetshauses, Johannes Hartl, und der Geschäftsführer, Constantin Maasburg, die weiteren Pläne für das Gebetshaus in Augsburg vor. Mit dem Gebet rund um die Uhr, an jedem Tag der Woche, habe man in den vergangenen Jahren einen großen Schritt gemacht. Ein Neubau wird im kommenden Jahr das Gebetshaus zu einem Gebetshaus Campus erweitern.
Maasburg formulierte als Ziel, in etwa zehn Jahren zu einer Bewegung, einem „Gebetshaus Movement“, zu wachsen. Dadurch seien künftig noch mehr Möglichkeiten zum Mitwirken am Gebetshaus gegeben. Der Gebetshaus Campus solle zu einer Home Base für das „Gebetshaus Movement“ werden. Als eine Art Tochter des Gebetshauses bezeichnete Hartl die Initiative „Eden Culture“. Hier sollen die Gedanken aus dem Gebetshaus in die Gesellschaft getragen werden. Dazu sollen im Campus Botschafter der „Eden Culture“ ausgebildet werden. DT/pwi
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