An berühmten Rednern hat es auf dem Eucharistischen Kongress in Indianapolis wahrlich nicht gemangelt. Bischof Barron, Jonathan Roumie, Father Mike Schmitz, Sister Bethany Madonna, um nur ein paar wenige der tiefgläubigen, mitreißenden, humorvollen Persönlichkeiten zu nennen, die hier, nein, keine Vorträge gehalten haben, sondern auf unglaublich charismatische Weise mit den Hörern in Kontakt getreten sind.
Die Latte liegt also hoch, als der kleine Kardinal aus den Philippinen zur Predigt an den Ambo tritt. Als Delegat des Papstes ist der Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung hier, um dem abschließenden Pontifkalamt des Kongresses vorzustehen. Bis hierher waren die versammelten Gläubigen während der heiligen Messen äußerst diszipliniert, kein Gelächter, kein Gejohle, kein Geklatsche. Das ändert sich schlagartig, als Kardinal Tagle das Wort ergreift. Nicht nur, dass ihm offensichtlich der Schalk im Nacken sitzt, er hat auch eine unglaubliche Gabe, mit den Hörern in Beziehung zu treten, auf ebenso liebevolle wie humorvolle Weise. „Benimm dich ordentlich“, habe der Papst zu ihm vor seiner Reise in die USA gesagt - damit hat Tagle die Lacher auf seiner Seite. Außerdem wünsche der Heilige Vater der Kirche in den USA eine „Bekehrung zur Eucharistie“.
Das Geschenk
Über die Beziehung zwischen Eucharistie und Mission spricht der Päpstliche Delegat nun, ausgehend von Christus selbst. „Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel“, spricht Jesus in Johannes 6. Christi Sendung ist identisch mit seiner Selbsthingabe an die Welt, er ist selbst das Geschenk Gottes an die Welt, das wir in der Eucharistie empfangen. Deswegen müsse sich auch der Missionar als Geschenk verstehen. „Könnte es sein, dass dort, wo es an missionarischem Geist fehlt, auch an dem Verständnis dafür fehlt, was das Schenken und das Sich-Schenken bedeutet?“, fragt er. „Wo es nur um Leistung und Erfolg geht, dort ist kein Raum für das Empfangen einer Gabe, für Dankbarkeit, für die Selbsthingabe.“
Wer also in sich selbst und in den anderen kein Geschenk sehe, der werde auch nichts geben. „Ehemänner und Ehefrauen, was seht ihr ineinander? Ein Geschenk oder ein Problem?“ Lachen und Applaus. „Die Antwort ist wohl nicht klar“, sagt der Prediger mit spitzbübischem Lächeln. Das Gleiche fragt er nun alle anderen Anwesenden: „Kinder, was seht ihr in euren Eltern? Ein Geschenk oder eine Kreditkarte?“ - „Priester, was seht ihr in euren Bischöfen?“ Eine Alternative gibt er nicht vor, sondern lacht nur schelmisch zu seinen Mitbrüdern im bischöflichen Amt hinüber, die ihm wohl ganz dankbar sind, dass er seinen Satz nicht zu Ende führt.
Jesus kommt zu jedem einzelnen
Die Atmosphäre ist gelöst, die Herzen offen für den Rest der Predigt.
Um die Nachfolge Christi, das Leben aus der Eucharistie geht es nun, das notwendig in der Mission endet. „Das Geschenk Seiner Gegenwart und Liebe zu uns soll unser Geschenk an die Welt sein. Wir sollen es nicht für uns behalten. Was wir umsonst erhalten haben, sollen wir umsonst weiterschenken. Alles andere ist Selbstsüchtigkeit. Kardinal Tagle endet mit einer Anekdote, die man einfach selbst gehört haben muss.
Der Kommunionempfang ist dann wieder so, wie er es dieser Tage ausnahmslos war: still, würdig, geordnet, ohne Hast. Priester teilen die Kommunion aus goldenen Ciborien aus. Fast vergisst man, dass man eigentlich auf einer Massenveranstaltung ist. Jesus kommt zu jedem Einzelnen.
Nächster Eucharistischer Kongress
Am Ende der heiligen Messe kündigt es Bischof Cozzens an: Im Jahr 2033, 2000 Jahre nach Christi Tod und Auferstehen wird es einen weiteren Eucharistischen Kongress geben. Vielleicht schieben die Bischöfe noch einen dazwischen, denn bis dahin dauert es noch so lange. Schon nächstes Jahr findet eine weitere Eucharistische Wallfahrt statt, von Indianapolis nach Los Angelis. Der Jubel ist groß. Und der Bischof erinnert daran, was bis dahin passieren kann. Was, wenn sich jeder der 70 Millionen Katholiken in den nächsten Monaten bemüht, mit einem nichtgläubigen Bekannten einen Schritt hin zu Jesus zu tun? Die USA haben 341 Millionen Einwohner - rechnen Sie einmal nach, was das bedeutet.
Die Vorsehung meint es heute besonders gut. Am Flughafen steht man plötzlich erneut vor Kardinal Tagle, diesmal nicht aus 70 Metern Entfernung, sondern nur aus einem. Er kennt die „Tagespost“, verspricht, für die Kirche in Deutschland zu beten und wünscht ihr, nun, was wohl?, einen Eucharistischen Aufbruch! 90 Minuten lang steht er an der gleichen Stelle, schüttelt Hände, segnet, lässt sich fotografieren, gleichbleibend freundlich und fröhlich. Unter stehendem Applaus verschwindet er dann zu seinem Flugzeug. „Das wäre doch ein toller nächster Papst“, meint eine der Umstehenden.
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost eine umfassende Reportage von Nationalen Eucharistischen Kongress in den USA.









