Pfingsten ist ein Fest der Begeisterung, denn „be-geist-ert“ im wahrsten Sinne des Wortes sind jene, die nicht einfach für eine Sache brennen, sondern die vom Geist Gottes entzündet sind. Und dieser Heilige Geist verbindet, bewegt und befähigt. Doch vor dem eigentlichen Pfingstereignis wird im Evangelium eine Art Vorwort geschildert: Der auferstandene Christus tritt in einen verriegelten Raum, in dem die Jünger sich aus Angst verschanzt haben. Er spricht: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20, 19) und zeigt ihnen seine Wundmale – Zeichen seiner Auferstehung und seines Sieges über den Tod.
Die Jünger erkennen ihn und freuen sich. Diese Freude ist mehr als eine kurze Gefühlsregung: In ihr leuchtet schon eine Frucht des Heiligen Geistes auf. Wieder sagt Jesus: „Friede sei mit euch.“ (V.21) Dieser Friede – Schalom – meint mehr als die Abwesenheit von Streit. Es ist der Friede Gottes, das Heil, das durch das Osterereignis real erfahrbar ist und durch den Heiligen Geist Früchte trägt. Dann sendet Jesus die Apostel: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (V.21) Eine Sendung, aber noch ohne Aufbruch. Erst mit dem Pfingstereignis, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben ist, entfaltet sich, was Jesus hier ankündigt: Der Geist erfüllt die Apostel und sie beginnen, das Evangelium zu verkünden. Jeder hört sie in seiner eigenen Sprache Gottes große Taten verkünden. Der Geist eint – nicht durch Gleichmacherei, sondern durch Verständigung. Er lässt Verschiedenheit zu und überwindet sie zugleich im Verstehen, im Glauben, im gemeinsamen Hören auf Gott sowie im gemeinsamen Lobpreis an ihn.
Freiheit und Versöhnung als neue Perspektiven
Wenn Jesus die Jünger anhaucht – gleichsam als prophetische Zeichenhandlung, die die Geistgabe ankündigt –, erinnert das an den Schöpfungsakt: Gott haucht Adam den Lebensatem ein (Gen 2, 7). So wird auch hier ein neues Leben eingehaucht – das österliche Leben Christi, das die Jünger befähigt, seine Kirche zu sein. Paulus nennt das in der zweiten Lesung den einen Leib mit vielen Gliedern (1 Kor 12, 12–13): verschiedene Gaben, ein Geist – und eine Berufung zur Einheit. Mit dem Geist verbunden ist auch die Vollmacht zur Sündenvergebung. Jesus überträgt sie den Aposteln: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ (Joh 20, 23). Wo der Geist ist, da wird lebendig gemacht – auch moralisch: Der Mensch erhält neue innere Freiheit, Versöhnung, Ausblick auf das ewige Leben. Pfingsten ist also kein punktuelles Wunder, sondern ein heilsgeschichtlicher Wendepunkt. Der Geist bringt Leben, Frieden, Freude – und eine neue, begeisterte Gemeinschaft: eine Kirche, die aus vielen besteht – und doch von einem Geist erfüllt ist.
Apostelgeschichte 2,1–11 1 Korinther 12,3b–12 Johannes 20, 19–23 Zu den Lesungen des Pfingstsonntags 2025 (Lesejahr C)
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