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Augen auf im Advent

Body Horror und „mysige“ Stimmung: Schwedische Katholiken wissen, wie man im dunklen Advent „Licht macht“. Besonders verehren sie die Heilige Luzia.
Zwei Augen auf einem Teller
Foto: Magic Studio AI Art Generator | Die heilige Luzia wird oft mit einem Teller dargestellt, auf dem ihre Augen liegen: Ihr Festtag verbindet Besinnlichkeit mit ihrer brutalen Lebensgeschichte.

In unserem Advents-Guide begleiten wir Sie durch den Advent und zeigen Ihnen dabei, wie Sie die Vorweihnachtszeit geistlich gestalten können und werfen einen Blick auf die wichtigsten Festtage und dazugehörige Bräuche. Bleiben Sie dran, denn außerdem bieten wir Ihnen jede Woche ein „Best Of“ von Büchern, Filmen und Gebeten, die Ihren Advent bereichern können.

Im Advent wird es duster. Draußen geht die Sonne später auf und früher unter; die ganze Natur läuft auf Sparflamme. „Drinnen“, in den Kirchenbänken, wählt die Kirche in diesen Tagen ernste Lesungen aus, voller Ermahnungen zu Buße und Umkehr. Aber die Jahresliturgie der Kirche, die die Natur des Menschen gut kennt, weiß gerade in diesen düsteren Zeiten Lichtpunkte zu setzen – denn gerade dort, wo es dunkel ist, scheint bekanntlich Licht am hellsten. 

Mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das dieses Jahr genau auf den zweiten Advent fällt und dem Fest der Heiligen Luzia trainiert uns das Kirchenjahr in einer wichtigen geistlichen Disziplin: Nicht auf die Finsternis zu schauen, sondern die Gelegenheit nutzen, um sich auf das Licht zu konzentrieren, es bewusst wahrzunehmen und zu nähren. 

Mehr Zeit für Gott

Vorbild dafür können die skandinavischen Katholiken sein, die viel stärker der winterlichen Dunkelheit ausgesetzt sind – und vielleicht gerade deswegen die Verehrung der Heiligen Luzia so viel besser machen als die Deutschen. „Die Winterzeit kann ziemlich düster und deprimierend sein“, berichtet Zuzanna Jurus. „Man fühlt sich generell müde und die Tage gehen schneller vorbei. Alles fühlt sich hektischer an“, so die gebürtige Polin, die in Schweden und Norwegen für EWTN arbeitet. 

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Das Gegenmittel heißt „mysig“, ein Wort, das eine gemütliche und warme Atmosphäre beschreibt und die sich, so Jurus, mit heißem Tee, Kerzen und Gebäck herstellen lässt. „Ich nutze diese Zeit auch zum Gebet“, so Jurus. „In der Hinsicht gibt es im Advent zwar weniger Zeit um auszugehen, aber mehr Zeit für und Gott und einen selbst. Ein Vorteil für Katholiken ist das Gemeinschaftsgefühl, das die Laune hebt. Kirchliche Adventsmärkte, Einkehrtage oder „Camps“ bieten Ansatzpunkte, um einander kennenzulernen.

Und natürlich ist da das Fest der heiligen Luzia, das in Schweden auch unter Nicht-Katholiken gefeiert wird. „In jeder Schule gibt es am 13. Dezember eine Luzia-Prozession“, so Jurus. Oft gibt es safrangelbe „Lussekatter“, ein traditionelles Hafergebäck in der Form einer Acht - oder zweier Augen. Doch dazu später mehr. Die Kirche feiert das Luziafest mit Gottesdienst und Chorprozessionen. „In meiner Gemeinde führen die Erstkommunionkinder dieses Jahr die Prozession auf“, erzählt Jurus. Die Kinder tragen weiß, die Mädchen tragen Kerzen in den Händen – und eine „Luzia“ trägt eine Lichterkrone. 

Wer hat hier ein Auge auf wen geworfen?

Die Heilige Luzia ist eine italienische Heilige, eine Märtyrerin aus Syrakus, die, ähnlich wie die Heilige Barbara, um keinen Preis heiraten wollte. Ihre Mutter, Eutychia, hatte für die junge Christin allerdings Hochzeitspläne geschmiedet. Luzia, die Christus bereits Jungfräulichkeit versprochen hatte, war damit gar nicht einverstanden und versuchte, die Hochzeit herauszuschieben – der Legende nach mit Methoden, die ihr heute vermutlich eine einstweilige Verfügung einbringen würden: So soll Luzia ihrem Verlobten ein Päckchen mit ihren eigenen ausgerissenen Augen geschickt haben. Luzia wird deshalb häufig mit einem Teller dargestellt, auf dem ihre Augen liegen. Blind blieb sie aber nicht, denn, so weiß es die Legende, die Gottesmutter ließ Luzia ein Paar noch schönere Augen wachsen. Und die sollte sie brauchen: So soll Luzia sich einen Kranz aus Kerzen aufgesetzt haben, um nachts den Christen in den Katakomben von Syrakus‘ Essen zu bringen - eine Geschichte, die, wäre Luzia blind, ihren Sinn verliert.

Ihr Plan ging aber insofern auf, als dass ihr Verlobter nach dieser Episode keine romantischen Absichten mehr hegte – stattdessen sann er auf Rache. Er klagte Luzia beim Präfekten als Christin an. Der wollte Luzia als Strafe in ein Bordell bringen lassen, doch wundersamerweise war Luzia bei der Ausführung dieses Befehls nicht von der Stelle zu bewegen. Die Geschichte erzählt von Ochsengespannen und tausend Mann; von den undurchsichtigen Methoden eines Zauberers und sogar von heißem Öl und Feuer als Folter, doch es war nichts zu machen. Luzia stand wie eine Statue. Nach einem Schwertstich in die Kehle starb Luzia, aber erst – denn die Heilige kannte ihre Prioritäten – nachdem man ihr die Heilige Kommunion gegeben hatte. In einer anderen Version werden Luzias Augen übrigens bei ihrem Martyrium ausgestochen. 

Vorweihnachtszeit heißt also sowohl als auch, Body Horror und „mysige“ Zeit. Ein Rezept für „Lussekatter“ findet sich übrigens hier. Einen frohen zweiten Advent!

Die „Tagespost“-Adventsempfehlungen:

🎥  Filmtipp:

 A Christmas Carol (1971): Dieser halbstündige Zeichentrickfilm sticht unter den zahllosen Verfilmungen der berühmten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens besonders hervor und wurde 1973 zu Recht mit einem Oscar in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ ausgezeichnet. 

📚 Buchtipp:

C. S. Lewis: Der König von Narnia (1950): Die zeitlos schöne Geschichte um die Geschwister Peter, Susan, Edmund und Lucy und ihre Abenteuer in der magischen Welt von Narnia kann man (fast) in jedem Alter lesen und aufs Neue entdecken. In der wohl bekanntesten Narnia-Geschichte eilt den Kindern sogar der Weihnachtsmann zur Hilfe. Am besten genießt man die Geschichte in der illustrierten Gesamtausgabe.

C. S. Lewis: Die Chroniken von Narnia, aus dem Englischen von Ulla Neckenauer, Wien: Ueberreuter, 2019, Hardcover, 528 Seiten, EUR 39,95

🎁 Geschenktipp:

Duftkerzen mit Inspiration von katholischen Heiligen? Gibt es, allerdings mit hohen Versandpreisen aus den Vereinigten Staaten, zum Beispiel bei cordacandles.com. Schöne Geschenke in dieser Nische mit geringeren Versandkosten bieten aber auch die christlichen Duftkerzen von Aus-Gnade.de.

🙏 Gebetstipp:

Natürlich gibt es ein kurzes Gebet zur Heiligen Luzia - siehe unten.. Eine Novene zur Heiligen der Blinden bietet auch die App „Hallow“ oder die Website „Pray More Novenas“ an. Theoretisch müsste diese Novene am 5. Dezember beginnen, um pünktlich am 13. zu enden - aber zum Glück geht es beim Beten nicht um Perfektion.

Heilige Luzia, du hast dein Licht nicht unter den Scheffel gestellt,
sondern hast es für die ganze Welt leuchten lassen, sichtbar durch die Jahrhunderte.
Auch wenn wir in unserem Leben keine Qualen wie du erleiden müssen, sind wir dennoch aufgerufen, das Licht unseres Glaubens in unseren Alltag hineinleuchten zu lassen.
Bitte hilf uns, den Mut zu haben, unseren Glauben in unsere Arbeit, in unsere Freizeit, in unsere Beziehungen, in unsere Gespräche zu bringen - in jeden Winkel unseres Lebens.
Amen.

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