In meiner Studienzeit in Augsburg durfte ich mehrmals erleben, wie wirkungsmächtig und wunderbar die innere Konzentration und das Vertrauen auf das kraftvolle Gebet des Rosenkranzes ist. Die häufig herrschende Angst unter Studierenden, nach wochenlangen Anstrengungen möglicherweise durch eine Prüfung durchgefallen zu sein oder eine Hausarbeit nicht bestanden zu haben, bereiteten auch mir vielen Sorgen und lösten Selbstzweifel aus. Insbesondere die intensive Vorbereitungszeit auf Prüfungen oder Staatsexamina verlangten mir immenses Durchhaltevermögen, viel Kraft und Geduld ab.
Eine nicht bestandene Prüfung ist zwar kein Weltuntergang, dennoch setzte ich mich wie viele Studierende unter Druck und wollte doch einfach wieder durchatmen. Beim Lernen wurde mir bewusst, wie nervös und ängstlich ich war, und ich nahm den Rosenkranz in die Hand. Wenn ich die einzelnen Perlen zwischen meinen Fingern spürte, bemerkte ich schon eine beruhigende Wirkung, ehe ich mit dem Gebet angefangen hatte. Dieser Friede ist mächtiger als Beruhigungstabletten. Und auch manche Ärzte sind der der Auffassung, dass das regelmäßige Beten des Rosenkranzes „eine gesunde Sache“ sei, denn es wirke nicht nur gesundheitlich stabilisierend, sondern ermögliche den Betern eine Haltung des Vertrauens und Loslassens, die auch für den positiven Umgang mit Krankheiten oft entscheidend sei.
Im Rückblick versteht man: Gottes Pläne sind gut
In den Prüfungszeiten meines Lehramtsstudiums war das Gebet des Rosenkranzes für mich ein kraftvoller Anker, um nicht zu verzweifeln und völlig auf die barmherzige Gnade Gottes zu vertrauen. Insbesondere in Momenten der Unklarheiten und des Abwartens auf das Prüfungsergebnis, das digital bekannt gegeben wird und immer einen kleinen Herzschock auslöste, lehrte mich das Gebet des Rosenkranzes, mich ganz kindlich in die Arme Gottes fallen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass er alles in seiner Hand hat und mich in allen Phasen des Lebens begleitet, auch wenn ich es nicht immer spüre. Ähnlich ist es mit der Sonne. Zwar scheint sie nicht immer, aber sie ist immer da. Wolken können die Sonne zwar verdecken, die Existenz der Sonne lässt sich jedoch nicht leugnen. Gottes Pläne für die Menschen sind jedoch gut, auch wenn sie meistens erst rückblickend verstanden werden.
Der Rosenkranz ist während meiner Studienzeit mein persönlicher Wegweiser für innere Ruhe und Ausgeglichenheit geworden. Auch in der Straßenbahn, im Supermarkt oder im Wartezimmer beim Arzt fühle ich mich beschützt, wenn ich den Rosenkranz in den Händen halte. Es lohnt sich, diesen Schatz der Kirche für sich neu zu entdecken. Die Seherin von Fátima, Schwester Lucia, hat mich darin bestärkt, an die wirkungsvolle Macht des Rosenkranzes zu glauben. Sie war davon überzeugt, dass es weder ein materielles noch ein geistiges, weder ein nationales noch ein internationales Problem gibt, das man nicht mit dem Rosenkranz und unseren Opfern lösen könnte. Die Erfahrungen mit dem Rosenkranzgebet haben mich auch in meinem Glauben an die Wahrheit der Heiligen Schrift und die Aussagen der Heiligen bestärkt. Der meistzitierte Bibelvers „Fürchte dich nicht“, der 365 Mal in der Bibel vorkommt und somit jeden Tag im Jahr repräsentiert, verweist auf die unbeschreibliche Liebe Gottes und seine Gnade.
Voraussetzung dafür ist, sich ihm völlig anvertrauen. Die Worte der heiligen Teresa von Ávila (1515–82) bringen es auf den Punkt: „Nichts kann dich beunruhigen, nichts kann dich erschrecken. Alles vergeht, Gott bleibt derselbe“. Und der heilige Ignatius von Loyola (1491–1556) sagt: „Die meisten Menschen ahnen nicht, was Gott aus ihnen machen könnte, wenn sie sich ihm nur zur Verfügung stellen würden.“
Die Autorin (27) hat Grundschullehramt in Augsburg studiert.
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