Mahnen, tadeln und zurechtweisen gehört zu den biblisch begründeten Pflichten eines Hirten. Bei der Aachener Heiligtumsfahrt war die Zeit für klare Ansagen spätestens nach den für die sonntägliche Pilgermesse mit dem Kölner Metropoliten angekündigten Provokationen reif. Kirchenpolitische Kundgebungen in der Messe sind geistlicher Missbrauch und verdienen Tadel.
Mädchenchor im Fokus
Einige Medien rückten vor allem den Mädchenchor des Domes in den Fokus und gaben das Strickmuster der Kampagne vor: Die friedliche Mehrheit der Sängerinnen geriet zur „quantité négligeable“ gegenüber der Minderheit, die ihren Gesangsboykott mit der Anwesenheit von Kardinal Woelki begründeten. Es ist bezeichnend, dass deutsche Bischöfe, auf denen die Hypothek des Missbrauchsskandals lastet, in Aachen zelebrieren konnten, während der Kölner Erzbischof, dem das unabhängige Gutachten den Rücken stärkte, ausgeladen wurde. Dass eine Bistumsleitung sich der Aufgabe verweigert, Störungen mit Ansage vorab das Wasser abzugraben, ist sicher nicht mit dem fehlenden Hausrecht – in diesem Fall auf dem Aachener Katschhof – zu begründen.
Schon im Vorfeld der Sonntagsmesse war hier ein klares Wort des Bischofs gefragt. Auch mit der Absage Kardinal Woelkis war das Problem, dass eine Minderheit die Mehrheit der Messteilnehmer provozierte, schließlich nicht gelöst. Transparente, die die Sonntagsmesse als Folie für kirchenpolitische Kundgebungen missbrauchten, waren am Sonntag trotz der Ausladung des Metropoliten zu sehen. Nicht Kardinal Woelki, sondern die irrige Vorstellung, die Provokateure seien irgendwie zu tolerieren, ist das eigentliche Problem.
Ermahnung zur Einheit nötig
Der Aachener Bischof schuldet denen, die geistlichen Missbrauch mit der heiligen Messe betreiben, die Ermahnung zur Einheit mit der Ortskirche. Es gibt kein Recht auf Störung des Gebets und der Festfreude der versammelten Gemeinde. Hirten und Bistumsleitungen, die Seelsorge mit falscher Toleranz verwechseln, machen sich erpressbar und schaden der Einheit der Kirche.
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