Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Woelki ist nicht das Problem

Heiligtumsfahrt ohne Kardinal: Die Aachener Bistumsleitung macht sich erpressbar.
Beflaggter Aachener Dom
Foto: IMAGO/Hans-Jürgen Serwe (www.imago-images.de) | Der Bischof von Aachen wäre eine Ermahnung zur Einheit schuldig, statt den Metropoliten auszuladen. Im Bild: Beflaggter Aachener Dom.

Mahnen, tadeln und zurechtweisen gehört zu den biblisch begründeten Pflichten eines Hirten. Bei der Aachener Heiligtumsfahrt war die Zeit für klare Ansagen spätestens nach den für die sonntägliche Pilgermesse mit dem Kölner Metropoliten angekündigten Provokationen reif. Kirchenpolitische Kundgebungen in der Messe sind geistlicher Missbrauch und verdienen Tadel.

Lesen Sie auch:

Mädchenchor im Fokus

Einige Medien rückten vor allem den Mädchenchor des Domes in den Fokus und gaben das Strickmuster der Kampagne vor: Die friedliche Mehrheit der Sängerinnen geriet zur „quantité négligeable“ gegenüber der Minderheit, die ihren Gesangsboykott mit der Anwesenheit von Kardinal Woelki begründeten. Es ist bezeichnend, dass deutsche Bischöfe, auf denen die Hypothek des Missbrauchsskandals lastet, in Aachen zelebrieren konnten, während der Kölner Erzbischof, dem das unabhängige Gutachten den Rücken stärkte, ausgeladen wurde. Dass eine Bistumsleitung sich der Aufgabe verweigert, Störungen mit Ansage vorab das Wasser abzugraben, ist sicher nicht mit dem fehlenden Hausrecht – in diesem Fall auf dem Aachener Katschhof – zu begründen.

Schon im Vorfeld der Sonntagsmesse war hier ein klares Wort des Bischofs gefragt. Auch mit der Absage Kardinal Woelkis war das Problem, dass eine Minderheit die Mehrheit der Messteilnehmer provozierte, schließlich nicht gelöst. Transparente, die die Sonntagsmesse als Folie für kirchenpolitische Kundgebungen missbrauchten, waren am Sonntag trotz der Ausladung des Metropoliten zu sehen. Nicht Kardinal Woelki, sondern die irrige Vorstellung, die Provokateure seien irgendwie zu tolerieren, ist das eigentliche Problem.

Ermahnung zur Einheit nötig

Der Aachener Bischof schuldet denen, die geistlichen Missbrauch mit der heiligen Messe betreiben, die Ermahnung zur Einheit mit der Ortskirche. Es gibt kein Recht auf Störung des Gebets und der Festfreude der versammelten Gemeinde. Hirten und Bistumsleitungen, die Seelsorge mit falscher Toleranz verwechseln, machen sich erpressbar und schaden der Einheit der Kirche. 

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Regina Einig Erzbischöfe Kardinäle Rainer Maria Woelki Seelsorge

Weitere Artikel

In der Fronleichnamsmesse sprach der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki von Jesus, der leibhaft in der Eucharistie gegenwärtig ist.
19.06.2025, 14 Uhr
Meldung
Der Orden plant den Verkauf des Gebäudekomplexes St. Kamillus in Berlin-Charlottenburg. Eine Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des geistlichen Ortes.
01.06.2025, 15 Uhr
José García

Kirche

Bartolo Longo verwandelte das einst trostlose Pompeji in ein Zentrum des marianischen Glaubens und der Nächstenliebe. Er ist einer derer, die Papst Leo XIV. am 19. Oktober heiligspricht.
10.10.2025, 07 Uhr
Johannes Moussong
Unter dem neuen Papst könnte sich die Haltung des Vatikans zur Religionspolitik Chinas ändern.
10.10.2025, 11 Uhr
Giulio Nova
Die Staatsanwaltschaft Málaga fordert drei Jahre Haft gegen den spanischen Priester Custodio Ballester wegen seiner Kritik am radikalen Islamismus.
10.10.2025, 13 Uhr
José García
In seinem ersten Apostolischen Schreiben unterstreicht Papst Leo die Radikalität des Evangeliums, mit der man völlig anders auf die Wirklichkeit blickt als der Geist dieser Welt.
09.10.2025, 15 Uhr
Guido Horst