„Wir Menschen sehnen uns nach dem Licht“, sagt der Kölner Dompropst Monsignore Guido Assmann und ergänzt: „Zu Ostern feiern wir das Ende der Dunkelheit, die Überwindung des Todes durch die Auferstehung, und deshalb kann es keinen besseren Termin geben als Ostern, um unseren Dom in ein neues Licht zu setzen und die Herzen der Menschen zu erwärmen und Geborgenheit zu vermitteln.“ Die Inszenierung von Licht spiele zum Osterfest eine spezifische Rolle in und an der Kathedrale, aber eben auch das gesamte Jahr über. Rund zwei Millionen Kerzen entzündeten Besucher jährlich in dem Gotteshaus. Das durch die insgesamt etwa 10000 Quadratmeter Fensterflächen einfallende Sonnenlicht mache für viele Menschen die Gegenwart Gottes erfahrbar. Mit diesen Gedanken begleitete der Hausherr des Domes die Inbetriebnahme der neuen Beleuchtung, mit der das gotische Gotteshaus ab dem späten Abend des Ostersonntags für die Tageszeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang in ein neues Licht gesetzt worden ist. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sieht das Wahrzeichen der Stadt als Identifikationsobjekt weit über Köln hinaus und merkt an: „Der erleuchtete Dom ist ein Zeichen der Hoffnung.“
Rund 700 LED-Leuchten mit variablen Lichtfarben sorgen nun für eine punktgenaue Beleuchtung. Die elektrischen Leuchtmittel verbrauchen einerseits wesentlich weniger Energie und sind weniger störanfällig. Andererseits kann der Dom durch die überwiegend an der Kathedrale selbst angebrachten Lichter bis hinauf in die beiden Turmspitzen besser ausgeleuchtet werden.
Bei den bisherigen auf den Dächern umliegender Gebäude installierten etwa 230 breit abstrahlenden Halogen-Metalldampflampen „hatten wir große schwarze Flecken, die nicht beleuchtet waren“, erklärt Dombaumeister Peter Füssenich und betont: „Das ändert sich jetzt, weil wir unser ikonisches Wahrzeichen im nächtlichen Stadtbild sichtbarer machen.“ Durch die neue Beleuchtung können nun spezifische Konturen und architektonische Elemente der gotischen Kathedrale im Detail angestrahlt und in ihrer Plastizität hervorgehoben werden. Wer sich beispielsweise das gen Osten befindliche Strebewerk ansieht, kann feststellen, dass die mächtigen Pfeiler und andere Bauelemente wirkungsvoll räumlich hervortreten.
Die erste Beleuchtung ist fast 200 Jahre her
In den zurückliegenden drei Jahren hatte ein international tätiges Lichtunternehmen zusammen mit dem Dombaumeister sowie Mitarbeitern der Dombauhütte und dem städtischen Unternehmen RheinEnergie ein Konzept erarbeitet und schrittweise umgesetzt. Insgesamt sind dabei rund zwölf Kilometer Kabel verlegt, die neue Beleuchtung mehrfach im Detail sowie als Ganzes ausprobiert und gegebenenfalls angepasst worden. Die Kosten von rund 2,3 Millionen Euro in diesem Zeitraum hat der Energieversorger gemäß eines entsprechenden Beschlusses des Rats der Stadt übernommen. Laut Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie, hatte die bisherige Beleuchtungsanlage eine Leistungsaufnahme von rund 54 Kilowatt, während die der neuen bei elf liegt. „Wir setzen damit Maßstäbe in puncto Nachhaltigkeit, Naturschutz und lichtemissionsarmer Gestaltung.“
Erstmals im Rampenlicht stand das Kölner Wahrzeichen bereits in der Zeit, als es schon seit mehreren Hundert Jahren als gewaltiger unvollendeter Bau das Stadtbild prägte. Anlässlich des Besuchs des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm im Jahr 1836 wurde der Dom erstmals beleuchtet – mit Talglichtern und Terpetintassen. Ob dem späteren Monarchen dabei ein Licht aufgegangen ist? Schließlich hat er dann als König Friedrich Wilhelm IV. entscheidend dazu beigetragen, dass der Dombau 1842 wiederaufgenommen und schließlich im Jahr 1880 unter dem Deutschen Kaiser Wilhelm I. beendet werden konnte. Bei der damaligen Feier der Domvollendung erfolgte einmalig eine komplette Beleuchtung. Die erste regelmäßige Beleuchtung des Gotteshauses zu Fest- und Feiertagen verfügte Ende der 1920er Jahre der damalige Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer. In den 1990er Jahren wurde die Dombeleuchtung nachts um zwei Uhr abgeschaltet. Seit vielen Jahren ist das meistbesuchte Bauwerk Deutschlands das einzige Gebäude Kölns, das in den Nachtstunden durchgängig beleuchtet wird.
Dompropst Assmann fasst zusammen: „Der beleuchtete Dom strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, sorgt für Orientierung und gibt Halt. Nicht nur, aber vor allem in dunklen Zeiten.“
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