Nach der Emeritierung von Kardinal Christoph Schönborn am heutigen Mittwoch, seinem 80. Geburtstag, und der Ernennung eines Apostolischen Administrators für die Übergangszeit wartet die Erzdiözese Wien nun auf einen neuen Erzbischof. Der vom Papst eingesetzte Administrator Josef Grünwidl sagte am Mittwochnachmittag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Wien, er hoffe, „dass diese interimistische Leitung nicht allzu lange dauert, und dass mein Amt mit der Ernennung eines neuen Erzbischofs in absehbarer Zeit wieder erlischt“. Kardinal Schönborn betonte: „Ich bleibe ein Altbischof in Rufweite!“ Er werde künftig „zur Verfügung stehen, wo ich gebraucht werde“.
Grünwidl, der bisher als Bischofsvikar im Vikariat Süd tätig war, will den Schwerpunkt bei der diözesanen Verwaltung setzen. Als Administrator darf er kirchenrechtlich keine Entscheidungen treffen, die den nächsten Erzbischof binden würden. Es sei wünschenswert, dass „Papst Franziskus bald einen neuen Bischof mit der Leitung der Erzdiözese Wien betraut“, so Grünwidl. Er lade alle ein, „dass wir in der Zeit der Sedisvakanz gemeinsam in der Spur des Evangeliums den diözesanen Reformweg weitergehen“, sagte der Administrator. Es sei ein „Weg der spirituellen Vertiefung und Freundschaft mit Christus“.
Der am Mittwochmittag zum Apostolischen Administrator für die Erzdiözese Wien ernannte Josef Grünwidl (61) stammt aus dem Weinviertel. Er wurde 1988 zum Priester geweiht, war Sekretär bei Kardinal Schönborn, anschließend Pfarrer und Dechant in Kirchberg am Wechsel sowie in Perchtoldsdorf. 2023 wurde er zum Bischofsvikar für das südöstliche Niederösterreich bestellt. Er wird die Erzdiözese Wien als Administrator bis zur Amtseinführung eines neuen Erzbischofs verwalten.
Das Miteinander wurde stärker
Kardinal Christoph Schönborn, dessen fast 30-jährige Amtszeit am Mittwoch endete, verabschiedet sich mit einem Video von den Gläubigen. Entscheidend sei für ihn in diesen Jahrzehnten die Einsicht gewesen, „dass Kirche nur miteinander geht“. Es habe in der Diözese große Konflikte und Spannungen gegeben, auch Verletzungen, aber es sei „uns geschenkt worden, zusammenzurücken ohne unsere Sichtweisen aufzugeben. Das Miteinander ist stärker geworden“, so Schönborn. Er entschuldigte sich „bei allen, die ich verletzt habe, ohne es zu wollen“. Er empfinde eine tiefe Dankbarkeit für das Miteinander.
Kardinal Schönborn bedauerte ausdrücklich, den Bischofsstab nicht bereits jetzt einem Nachfolger weiterreichen zu können. „Es ist eine vorläufige Lösung, für die Rom sich entschieden hat.“ Der neue Administrator sei ihm gut vertraut und „ein lieber Freund“. DT/sba
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