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Tini Brüning: „Es geht um Seelen, nicht um Follower“

Auf Instagram für Christus unterwegs: Tini Brüning nutzt die sozialen Medien für die Verkündigung und ist Mitgründerin der Plattform „Crossconnected“ für katholische Influencer.
Drei Frauen mit zündenden Ideen: (v. li.) Julia Kiefer, Christin Brüning und Samanta Gaicki haben Crossconnected gegründet.
Foto: Crossconnected | Drei Frauen mit zündenden Ideen: (v. li.) Julia Kiefer, Christin Brüning und Samanta Gaicki haben Crossconnected gegründet.

 Influencer steht als Berufswunsch bei Jugendlichen laut aktuellen Umfragen hoch im Kurs. Tolles Aussehen, teure Accessoires, extravagante Reisen – ein Influencer vermarktet oft nicht nur sich selbst, sondern auch die Luxusprodukte, die er aufwendig in Szene setzt. Und es funktioniert: Erfolgreiche Influencer beeinflussen Meinungen und Modetrends und können davon auch noch leben – und zwar gar nicht schlecht. Was aber, wenn man nichts zu verkaufen, sondern nur etwas zu verschenken hat – und zwar das Beste, was man besitzt?

Von dem zu erzählen, was sie begeistert, war schon immer einer ihrer Charakterzüge, erzählt Tini Brüning im Gespräch mit dieser Zeitung. Früher trug sie Jesus-Shirts, heute möchte die Katholikin über die sozialen Medien Menschen für Jesus gewinnen. Wie genau das geht? Auf Instagram veröffentlicht sie Inhalte über ihren Glauben und über ihr tägliches Leben als Katholikin. Dort ist sie unter dem Profilnamen tini_burning zu finden und teilt Bilder und kleine Videos von sich selbst beim Bibellesen, bei der Anbetung, beim Lobpreis. Selbstdarstellung? Nein, sondern Beispielgeben: „Wie liest man eigentlich die Bibel? Was macht man, wenn man vor dem Allerheiligsten kniet? Wie lebe ich meinen christlichen Lifestyle? Menschen lassen sich von dem inspirieren, was sie bei jemandem sehen, den sie als authentisch erleben“, erklärt Brüning das Zeugnis, das sie über die sozialen Medien geben möchte: „sozusagen Lernen am Modell“, wie sie es aus ihrer Erzieherausbildung kennt.

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Trotzdem ist die Versuchung, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, in den sozialen Medien vorprogrammiert. Da hilft für Tini Brüning nur eins: „Man muss seinen eigenen Umgang mit den Social Media immer wieder kritisch reflektieren. Daran entscheidet sich, ob ich das Medium zum Guten verwende oder ob es mir eigentlich nicht guttut.“ Sie erinnert sich an Phasen in ihrem Leben, in denen sie ganz auf die sozialen Medien verzichtete. Dann entschied sie sich bewusst dafür, Gott auf Instagram eine Plattform zu schaffen. „Am Ende muss ich vor Gott verantworten, ob ich die Zeit, die ich dafür aufwende, wirklich sinnvoll für Ihn nutze.“ Tatsächlich hat Tini Brüning mittlerweile zwei Handys, eines für Beruf und Mission mit Instagram und ein privates Handy ohne, um sich besser abgrenzen zu können. „Ich würde auch jedem empfehlen: Lösch Social Media, wenn du nicht weißt, warum und zu welchem Zweck du sie nutzt!“, so die Influencerin.

„Wo sind eigentlich wir Katholiken?“

Christin Brüning, wie die junge Frau mit vollem Namen heißt, hat Jesus vor einigen Jahren bei der Gemeinschaft Emmanuel in Altötting kennengelernt und wurde daraufhin katholisch. Nach einem Jahr im Gebetshaus Augsburg und zwei Jahren bei der Lorettogemeinschaft, erst in der Jüngerschaftsschule, dann im Missionseinsatz, lebt sie jetzt wieder in Paderborn. „Ich wollte bewusst wieder zurück in meine Heimat, wo ich nie christliche Freunde hatte, und dort sozusagen Vollzeit im Reich Gottes mitarbeiten“, begründet Tini Brüning diese Entscheidung. Neben ihrer zeitintensiven, aber ehrenamtlichen Missionstätigkeit in den sozialen Medien arbeitet Brüning heute freiberuflich als Referentin für Glaubenskommunikation und Redakteurin für den katholischen Fernsehsender k-tv.

Bei dem ökumenischen Willow Creek-Kongress traf Brüning 2021 mit evangelikalen Influencern zusammen – tief und ganz unverschämt gläubig, hochprofessionell, mit großer medialer Reichweite und freundschaftlich untereinander verbunden. Prompt fragte sie sich: „Wo sind eigentlich wir Katholiken?“ Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Mit ihren zwei Mitstreiterinnen Julia Kiefer und Samanta Gaicki gründete sie vor gut einem Jahr den Instagramkanal „Crossconnected“, ein Netzwerk katholischer Influencer. Das Anliegen: „Wir wollen das Evangelium an die Orte bringen, an denen die Menschen sich aufhalten. Und das sind immer mehr die sozialen Medien“, erklärt Brüning. „Wir möchten die Faszination für die Schönheit des Glaubens und die Schätze der katholischen Kirche heben und auch der nächsten Generation zugänglich machen. Crossconnected möchte auch noch mehr Katholiken im deutschsprachigen Raum dazu ermutigen, mit ihrem Gesicht für den Glauben zu stehen.“ Katholiken ihrer Generation seien selbst stark von Glaubensvorbildern im Internet geprägt. „Jetzt ist es eben an uns, für die Kids von heute Zeugnis zu geben!“

Dort sein, wo die Jugendlichen sind

Seit dem Beginn von Crossconnected ist die Gruppe gewachsen, neue Freundschaften sind entstanden. Rund 30 junge Influencer sind es, darunter auch Priester, die untereinander netzwerken und auf Crossconnected „co-posten“: Jeder der Redakteure hat seine eigene „Community“ und kreiert seinen eigenen „Content“, gleichzeitig bündelt der Kanal Crossconnected all diese Posts. Inhalte teilen, die bereits existieren, ihnen dadurch zusätzliche Sichtbarkeit verschaffen und eine größere Gemeinschaft bilden, das Konzept ist einfach und effektiv. Neben Fotos und Videos gibt es auch Erklärgrafiken und kürzere Texte, denn: „Wir müssen unseren Glauben leicht auffindbar und so verständlich kommunizieren, dass der Hörer nicht gleich Theologie studiert haben muss.“ Eine Gebetsgruppe auf WhatsApp unterstützt die missionarische Tätigkeit im Gebet. Was Tini Brüning und ihre Kollegen motiviert, gerade auf Instagram präsent zu sein: : „Wir möchten diese Plattform, auf der sich Jugendliche viele Stunden täglich aufhalten, nutzen, um dort unsere Botschaft zu verbreiten. Die Inhalte auf Social Media sind teilweise sehr fragwürdig. Dennoch oder gerade deswegen ist Instagram ein Raum, an dem auch wir als Christen präsent sein wollen.“

Dass die sozialen Medien ein pastoraler Raum sind, der besetzt werden will, erkennt Brüning an der Resonanz. Immer wieder schreiben ihr Menschen, die durch ihre Impulse zum Nachdenken angeregt wurden und begonnen haben, sich näher mit dem Glauben zu beschäftigen. So wie der alte Bekannte, der letztens katholisch wurde. Oft sind es Personen, die keinen einzigen gläubigen Katholiken in ihrem Umfeld haben. Eine bewusste Suche nach immer größerer Reichweite lehnt Tini Brüning ab. „Sobald ich etwas poste, versuche ich, es an den Herrn abzugeben, statt die Likes zu zählen. Wer genau die Inhalte sieht, ist dann außerhalb meiner Macht und Kontrolle“, so Brüning, deren Instagramkanal über 3  700 Follower hat. So versucht sie, sich von einer toxischen Abhängigkeit von Likes und Klickzahlen abzugrenzen. „Der Heilige Geist soll führen, wer meine Beiträge sieht. Am Ende geht es nicht um Follower, sondern um Seelen!“

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