Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Debatte um Teenstar-Kurs

Teenstar-Abbruch war rechtens

Kultusministerium hat nach aktuellen Richtlinien gehandelt, nach denen keine außerschulischen Experten den Sexualunterricht an Grundschulen halten dürfen. Inhaltliche Vorwürfe hat nicht das Ministerium erhoben.
Coronavirus - Schule
Foto: Robert Michael (dpa-Zentralbild) | Weder "Teenstar" noch der Grundschule im Bistum Regensburg war klar, dass an Grundschulen keine externen Experten den Sexualkundeunterricht gestalten dürfen.

Der Abbruch eines Aufklärungsunterrichts des Vereins „Teenstar“ letzte Woche im Bistum Regensburg hat hohe Wellen geschlagen. Das bayerische Kultusministerium habe den Kurs abgebrochen, weil dieser homophob und fundamentalistisch sei, berichtete der Bayerische Rundfunk (BR). Jetzt ist bekannt geworden, dass das Ministerium nach klaren Richtlinien gehandelt hat. Den genannten Vorwurf hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erhoben. Was ist passiert?

Richtlinien waren nicht bekannt

Seit 2016 gibt es Richtlinien, nach denen außerschulische Experten den Sexualkundeunterricht an Grundschulen nicht halten dürfen, sehr wohl aber an weiterführenden Schulen oder an Privatschulen, „wo das Kultusministerium keinen unmittelbaren Einfluss hat“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums, Michael Kern, auf Anfrage der "Tagespost". Diese Richtlinien stellen laut Kern eine verbindliche Dienstanweisung für die staatlichen Schulen bzw. Lehrkräfte in Bayern dar.

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Die waren jedoch sowohl der Grundschule, die „Teenstar“ mit dem Kurs engagiert hatte, als auch „Teenstar“ in der Differenzierung nicht bekannt. Ministeriumssprecher Kern gibt zu, dass hier vielfach Verwirrung herrscht und klar zwischen Grund- und weiterführenden Schule unterschieden werden müsse. Im besagten Fall habe das Ministerium — nachdem es von dem Kurs Kenntnis erhalten hat — aufgrund der offenbar übertretenen Richtlinien eingegriffen. Auf die Inhalte hin hat das Ministerium den Kurs gar nicht überprüft.

Broschüre war nicht autorisiert

Aus dem BR-Bericht ging hervor, dass das Schulamt zur Begründung Inhalte des Teenstar-Kurses anführte, die einer Broschüre entnommen wurden. Hierbei handelte es sich um die Jugendbroschüre „sex und sieben“ des Bistums Augsburg von 2012, die allerdings nicht mehr aufgelegt wird. Auf Nachfrage der "Tagespost" erklärte die Teenstar-Bundesvorsitzende Elisabeth Luge, dass es sich um ein Einzelexemplar handele, das die Kursleiterin an einem Elternabend in der betreffenden Schule vor Kursbeginn zur Ansicht auf ihrem Büchertisch ausgelegt hatte. „Diese Broschüre war aber nie von Teenstar autorisiert worden“, erklärt Luge. 

Eine Mutter habe das Heft mitgenommen, entsprechende Seiten fotografiert und in die Medien gegeben. Mit entsprechendem Folgen. Luge dazu: „Es besteht keinerlei inhaltlicher Bezug der Angriffe zu unserem Unterricht und auch keine Kritik unseres Unterrichts. Die Angriffspunkte Homophobie und Selbstbefriedigung sind nicht und waren nie Thema in unseren Juniorkursen in den 4. Klassen.“

„Wir bringen keine Bewertungen“

Den Vorwurf der Homophobie und des Fundamentalismus hat auch nicht Ministerium erhoben, wie auch dessen Sprecher Kern betont. „Wir bringen keine Bewertungen“, sagte er. Der Vorwurf kam vom zweiten Vorsitzenden der GEW, Florian Kohl. 

Dieser hatte zuvor bei Teenstar „undifferenziert um Unterrichtsmaterial angefragt“ und erhielt Kursbuchblätter zum Thema „Verhütung, wie wir sie im Programm für die 12- bis 15-Jährigen verwenden“, erklärte die Teenstar-Bundesvorsitzende Luge der "Tagespost", nicht aber für 9- bis 10-jährige Grundschüler, um die es sich im besagten Fall handelt. 

Dem christlichen Menschenbild treu

Auf erneute Anfrage habe Kohl sich für das Material bedankt, für ein Gespräch in Bezug auf die Vorwürfe stand er laut Luge jedoch nicht zur Verfügung, nur einen Satz habe er noch in einer E-Mail geschrieben: „Ich persönlich bin der Meinung, dass christliche Vereine grundsätzlich keine Sexualaufklärung an Schulen betreiben sollten.“

Der Verein will die christlichen Werte weiterhin vermitteln. Luge wörtlich: „Wir wissen um die gesellschaftlichen Realitäten und werden gemäß unseres christlichen Menschenbildes unserem Prinzip, jedem Menschen mit Achtung zu begegnen, treu bleiben. In dem Sinn arbeiten wir weiter.“ Wie es sich für einen seriösen Verein gehört, werde man sich selbstverständlich „mit dem neuen Wissen an die Vorgaben des Kultusministeriums halten“.  DT/dsc

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