Manuel Schlögl, Professor für Dogmatik und ökumenischen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, hat in einem Beitrag für Communio-Online die These zurückgewiesen, Michael Schmaus, der Zweitgutachter von Joseph Ratzingers Habilitationsschrift, habe diese retten wollen.
Unverständnis gegenüber einer neuen Art der Theologie
Schlögl wertet das Gutachten als "Generalkritik" und attestiert einen "aburteilenden Tonfall". Den Hintergrund erkennt der Kölner Dogmatiker im Zusammenprall unterschiedlicher theologischer Schulen. Ratzinger habe in der Nachfolge seines Lehrers Gottlieb Söhngen einen "unkonventionellen" theologischen Stil gepflegt, der Schmaus Unbehagen bereitet habe.
In seinem Artikel verweist Schlögl auch auf zwei dokumentierte Interventionen durch Schmaus zum Nachteil Ratzingers: Der Zweitgutachter der Habilitation des späteren Papstes Benedikt XVI. verhinderte dessen mögliche Berufungen nach Bonn und nach München.
Die unter anderem von der Zeitschrift "Publik Form" geäußerte Meinung, Ratzinger habe sich in seiner Biographie auf Kosten Schmausens in ein besseres Licht rücken wollen, weist Schlögel zurück: "Es geht Ratzinger nicht um eine möglichst negative Schilderung von Schmaus, um selber besser dazustehen. Er beschreibt lediglich seine eigene Betroffenheit durch die damaligen Vorgänge und versucht, die fachlichen und persönlichen Hintergründe zu rekonstruieren." Schmaus selbst hatte am Ende seines Gutachtens behauptet, er wolle den Habilitanden davor "retten, dass er Opfer eines geistreichen Journalismus wird".
Ratzingers Offenbarungstheologie als Leitidee des II. Vatikanum
Inhaltlich habe sich Ratingers neue Theologie trotz Schmausens Kritik durchgesetzt, so Schlögl. Im Zentrum des Zweiten Vatikanischen Konzils stünde Ratzingers Idee der "Offenbarung als Akt und Ereignis der sich selbst verschenkenden Liebe Gottes, der von sich aus die Beziehung zum Menschen sucht und ihm in seiner Freiheit unendlich viel zutraut." DT/sost
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