Papst Leo denkt nicht daran, das Weiheamt des Diakons für Frauen zu öffnen. Das hat er in seinem ersten ausführlichen Interview erklärt, das am Donnerstag auf Spanisch in Buchform erschienen ist. Leo XIV. sieht zwar wie sein Vorgänger die Möglichkeit, zunehmend auch kirchliche Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Die Gaben der Frauen, zum Leben der Kirche in vielerlei Hinsicht beizutragen, wolle er grundsätzlich anerkennen. Doch das Thema werde „zum heißen Eisen, wenn die konkrete Frage nach der Ordination gestellt wird“.
Damit habe sich die letzte Synode befasst und verschiedene Päpste hätten unterschiedliche Kommissionen eingesetzt, um zu klären, wie mit der Ordination von Frauen umzugehen sei. „Ich denke, dass dies auch weiterhin ein Thema bleiben wird“, sagte Papst Leo und stellte klar: „Ich habe derzeit nicht die Absicht, die Lehre der Kirche zu diesem Thema zu ändern. Ich denke, dass zuvor einige Fragen geklärt werden müssen.“
Den Diakonat besser verstehen
Als Beispiel nennt Papst Leo den Nachholbedarf, den es in der Weltkirche beim Diakonenamt generell noch gebe. So sei er bei einer Veranstaltung zum Heiligen Jahr mit ständigen Diakonen zusammengetroffen. Und die englischsprachige Gruppe sei besonders groß gewesen, weil es auf der anderen Seite noch „Teile der Welt gibt, in denen das ständige Diakonat nie wirklich gefördert wurde“.
Das habe dann die Frage aufgeworfen: „Warum sollten wir über die Weihe von Frauen zum Diakonat sprechen, wenn das Diakonat selbst innerhalb der Kirche noch nicht richtig verstanden und entwickelt und gefördert wird? Und was sind die Gründe dafür?“ Zu der Zeit, als das Konzil das Diakonat eingeführt habe, habe es diesbezüglich eine bedeutende Inspiration gegeben, „aber in vielen Teilen der Welt ist es nicht zu dem geworden, was manche Leute meiner Meinung nach früher erwartet hatten. Daher denke ich, dass es einige Fragen gibt, die zu diesem Thema gestellt werden müssen.“
Keine Klerikalisierung der Frauen
Auch warnt Papst Leo in dem Interview vor der Gefahr des Klerikalismus, der bei der jüngsten Bischofssynode in Rom als Phänomen in den gegenwärtigen Strukturen der Kirche zur Sprache kam. Die Einführung von Diakoninnen könne bedeuten, „dass wir Frauen einfach dazu einladen wollen, klerikalisiert zu werden, und was würde das wirklich lösen?“
Es gebe viele Dinge, so Papst Leo weiter, „die derzeit geprüft und weiterentwickelt werden müssen, bevor wir überhaupt dazu kommen können, die anderen Fragen zu stellen. So sehe ich die Dinge derzeit. Ich bin auf jeden Fall bereit, den Menschen weiterhin zuzuhören“. Leo XIV. verwies etwa auf die Studiengruppen, die im Zuge des synodalen Weltprozesses eingerichtet worden seien. Das Dikasterium für die Glaubenslehre, das für einige dieser Fragen zuständig sei, „untersucht weiterhin den theologischen Hintergrund und die Geschichte einiger dieser Fragen, und wir werden dies weiterverfolgen und sehen, was dabei herauskommt“. DT/gho
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