Erstmals veranstalten das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor und die Kirche in Indien eine gemeinsame Fastenaktion. Diese steht unter dem Motto "Heute schon die Welt verändert?" und wird am Sonntag zugleich in München und in Neu-Delhi eröffnet. In beiden Ländern soll es darum gehen, wie Christen - auch durch Änderungen ihres eigenen Lebensstils - für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz sorgen können.
Bei der Vollversammlung der Indischen Bischofskonferenz Anfang Februar hatten Misereor-Bischof Stephan Burger und Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel die Bedeutung der gemeinsamen Fastenaktion hervorgehoben. "Die Beschränkung auf die eigenen Interessen der Nationalstaaten ist schädlich und muss überwunden werden: 'Germany first' und 'India first' - das kann nicht funktionieren", sagte Spiegel vor rund 200 Bischöfen im südindischen Bangalore.
Seine Besuche in zahlreichen Projekten des Hilfswerks in Indien hätten ihm die Not vieler Menschen drastisch vor Augen geführt, ergänzte Burger. Umso wichtiger seien gemeinsame Anstrengungen gegen Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung: "Wir wissen, dass die Nöte vieler Menschen in Indien und in den Ländern des Südens auch zu Nöten der Länder des Nordens werden können."
Der indische Kardinal Baselios Cleemis hob im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hervor, dass die Menschen in Indien längst nicht mehr passive Hilfsempfänger seien: "Misereor und die Kirche haben sie dabei unterstützt, selbst die entscheidenden Akteure zu sein, die ihre eigene Lebenssituation und die der ganzen Gesellschaft verbessern."
Die Arbeit von Misereor "sollte nie nur eine Aktion des materiellen Gebens der deutschen Katholiken sein", ergänzte Burger: "Sie muss immer auch den Blick des gegenseitigen Lernens und der Offenheit für die Lebensrealität aller weltweit umfassen."
Von dieser Aktion, so Kardinal Cleemis weiter, müsse die Botschaft an die ganze Welt ausgehen, "dass wir alle gemeinsam viel erreichen können für Menschenwürde und Menschenrechte und für ein besseres Leben, wenn wir nicht nur unsere nationalen Eigeninteressen im Sinn haben".
Burger und Spiegel erinnerten zudem an die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus, der dort unter anderem gesagt hatte: "Die Ursachen von Armut und Umweltzerstörung kann ein Land nicht allein überwinden."
KNA / jbj