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Sie lassen sich die Freude an Chanukka nicht nehmen

Die Kölner Synagogen-Gemeinde ist nachweislich die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen. Auch dort sitzt der Schock nach dem Attentat von Sydney tief. Eindrücke vom dortigen Chanukka-Fest.
Chanukka in Köln
Foto: Hoensbroech | Nach dem Anschlag von Sydney strahlt der aufgrund der Geschichte nunmehr meist neunarmige Chanukka-Leuchter, die Chanukkia, vor dem jüdischen Gotteshaus im Herzen der Domstadt nur noch heller und selbstbewusster.

„Bedenken haben wir nicht, auch wenn man im ersten Moment vielleicht den Gedanken an mögliche Nachahmer hat“, sagt Abraham Lehrer. Mit anderen Worten: Wir lassen uns unsere Freude an Chanukka nicht nehmen, denn: „Chanukka ist das Fest des Lichts“ sagt Lehrer, der auch stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie Mitglied des Gemeindevorstands der Synagogen-Gemeinde Köln ist. 

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Das achttägige Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus nach dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer gegen die römische Besatzung sowie an das Ölwunder: Für den siebenarmigen Leuchter, die Menora, gab es damals laut der Überlieferung nur noch einen Krug Öl, das für einen Tag reichte. Doch das Licht des Leuchters brannte acht Tage lang – der Zeitraum, der benötigt wurde, um neues Öl herzustellen. 

„Das ist für uns alle so nah, auch wenn es weit weg ist“

Gleichwohl sitzt der Schock über das Attentat auf die Feier des Lichterfests am Bondi Beach in Australien auch bei den Vertretern der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde (seit 321 n. Chr.) nördlich der Alpen tief. „Das ist für uns alle so nah, auch wenn es weit weg ist“, sagt Bettina Levy. Als die Kölnerin vom Anschlag auf die Chanukka-Feier in Australien erfuhr, nahm sie direkt Kontakt zu ihren Freunden in Sydney auf. „Der Sohn der Familie, der kürzlich für mehrere Monate in Köln gewesen ist und dem ich jüdisches Leben in Deutschland gezeigt habe, hatte die Feier zwar vorher verlassen“, sagt Levy mit gedrückter Stimme und fügt leise hinzu: „Aber seine Schwester ist blutüberströmt nach Hause gekommen.“ Wie deren Mutter berichtete, gehörte die junge Frau zum Sicherheitsdienst der jüdischen Gemeinschaft, als die Schüsse fielen, Menschen ermordet oder verletzt wurden. Sie habe geholfen und erste Hilfe geleistet. 

Levy, die auch dem Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln angehört, weist darauf hin: „Dieser Anschlag ist ein Anschlag auf alle jüdischen Menschen weltweit.“ Was sie bei diesem tödlichen antisemitischen Akt, der sich bei einer öffentlichen Feier an einem Strand gezeigt habe, besonders erschüttert: „Terroristen haben das Licht, das wir bewusst öffentlich teilen wollen, genutzt, Tod zu bringen.“ Bestimmt fügt sie hinzu: „Sie werden es nicht schaffen, das Licht zum Erlöschen zu bringen, denn wie nach dem 7. Oktober rücken jüdische Menschen auf der ganzen Welt noch enger zusammen.“

400 Menschen beim Auftakt des Lichterfests

Am Beginn des Lichterfests in Köln, das unter dem Eindruck des kurz zuvor verübten Terrors in Australien auf einem zentralen Platz in der Innenstadt gefeiert wurde, nahmen rund 400 Menschen teil. Hinzu kommen Solidaritätsadressen aus der Stadtgesellschaft wie etwa von Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) sowie beispielsweise von den christlichen Kirchen. Robert Kleine, Stadtdechant von Köln, sieht in dem jüdischen Fest eine Botschaft, die auch für Christen relevant ist: „Das Wunder des Öls steht für die Kraft der Hoffnung und die Notwendigkeit, sich nicht von Hass trennen zu lassen.“ Es sei, so der Geistliche, eine Botschaft der Verbundenheit.

In diesem Sinne strahlt der aufgrund der Geschichte nunmehr meist neunarmige Chanukka-Leuchter, die Chanukkia, vor dem jüdischen Gotteshaus im Herzen der Domstadt nur noch heller und selbstbewusster. Jüdisches Leben soll erlebbar und sichtbar bleiben. Drei Tage nach dem Massaker in Australien fuhren rund 20 Autos mit funkelnden kleinen Chanukka-Leuchtern auf dem Dach in einem Korso durch die Innenstadt. Abraham Lehrer: „Chanukka ist und bleibt ein familienfreundliches Fest in jüdischen Häusern, das wir auch draußen teilen wollen.“

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