Kardinal Albert Malcolm Ranjith hat das Synodalitätsprinzip verstanden. Was nördlich der Alpen die Regel ist, braucht für Sri Lanka nicht zu gelten. Konkret bedeutet das: Ministrantinnen sind kein Muss. In seinem Erzbistum Colombo auf Sri Lanka soll der Altardienst künftig Jungen vorbehalten bleiben.
In einem Schreiben an seine Priester begründet er diese Entscheidung damit, dass der Ministrantendienst der Boden ist, auf dem Priesterberufungen wachsen. Die Kirche auf Sri Lanka könne nicht eine der Hauptquellen für künftige Seminaristen aufs Spiel setzen.
Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückrehen
Das ist zweifellos ein starkes Argument, zumal der Kardinal auch daran erinnert, dass Frauen vom Weihesakrament ausgeschlossen sind. Das kürzlich bekannt gewordene Schreiben ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen fällt das Engagement des Erzbischofs für Priesterberufungen auf, während sich hierzulande angesichts leerer Seminare immer häufiger Resignation breit macht. Die Erfahrungen der Bistümer nördlich der Alpen haben zudem gezeigt, dass Ministrantinnen kein Selbstläufer sind. Nicht wenige kehren der Kirche als Erwachsene den Rücken.
Zum anderen ist nun Kreativität in Pfarreien, die Mädchen bereits zum Altardienst zugelassen haben, gefragt. Erzbischof Ranjith fordert ihr Ausscheiden aus der Ministrantengruppe. Wie können Pfarrer in solchen Fällen pastoral klug vorgehen?
Zweifellos lässt sich das Rad nicht einfach zurückdrehen: Niemand wird guten Gewissens die Praxis der 70er und 80er Jahre in Deutschland empfehlen dürfen, als Erstkommunionkinder nach dem Weißen Sonntag vor der Wahl standen, Ministranten zu werden beziehungsweise sich der Mädchengruppe anzuschließen.
Langeweile mit Makramee, Strickliesel und Tauchlackblumen
Für die zweifellos mit Herzblut vorbereiteten Mädchengruppenstunden war Basteln, Wandern, Singen nach der Mundorgel und Spielen vorgesehen. Während die Jungen im Ministrantenunterricht etwas lernen durften, langweilten sich wissbegierige Mädchen mit Makramee, Strickliesel und Tauchlackblumen.
Wenn Pfarreien den Ministrantendienst Jungen vorbehalten – und dafür gibt es gute pädagogische und seelsorgliche Gründe – müssen sie sich in Zeiten aussterbender Kinder- und Jugendchöre etwas katechetisch Weiterführendes für lernfreudige Mädchen einfallen lassen. Man darf sie nicht in die Tauchlackleere fallen lassen und ihnen als Fernziel die Firmung nennen, bis sie sich wieder mit der Bibel beschäftigen dürfen.
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