Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kirche

Lehmann: „Der Kampf hat sich gelohnt“

Die katholische Journalistenschule ifp hat Passagen aus einem letzten Interview mit dem im März verstorbenen Mainzer Bischof veröffentlicht. Darin verteidigt Kardinal Lehmann seinen Einsatz für einen Verbleib der Bischöfe in der Schwangerenkonfliktberatung.
Karl Kardinal Lehmann
Foto: Boris Roessler (dpa) | „Mir war immer klar, dass wir verlieren können. Aber ich hätte nie hingeschmissen. Denn: Wir beraten die Frauen auf alle Fälle weiter – in welcher Form auch immer“, so Kardinal Lehmann.

Der im März dieses Jahres verstorbene Kardinal Karl Lehmann hat sich in einem letzten Interview zu seiner Rolle im Kampf um die Schwangerenkonfliktberatung geäußert. Der stellvertretende Pressesprecher des Bistums Mainz, Alexander Matschak, führte das Gespräch am 11. September 2017 im Haus des ehemaligen Mainzer Bischöfe.

Kirche darf Nähe zu denen nicht aufgeben, die um Hilfe rufen

In einem ausführlichen Porträt, das nun auf der Website der katholischen Journalistenschule ifp veröffentlicht wurde, werden mehrere Passagen aus dem Gespräch zitiert. Zur Diskussion um den Beratungsschein für hilfesuchende Frauen im Schwangerschaftskonflikt meinte Lehmann damals: „Eine Kirche, die sich aufrichtig auf die Wunden und Verletzungen einer Gesellschaft einlässt, muss zwar allen Nötigungen der ihr eigenen Freiheit wehren, aber sie darf nicht die größtmögliche Nähe zu denen aufgeben, die um Hilfe rufen. Für manche mag dies wie Verstrickung in eine anfechtbare Situation aussehen. Doch wenn man kein Wagnis mehr eingehen will, gibt man auch viele Chancen des Einsatzes auf.“

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte 1995 zunächst beschlossen, nach einer Reform der Abtreibungsgesetzgebung weiter Beratungsscheine auszustellen. Papst Johannes Paul II. forderte die deutschen Bischöfe 1999 jedoch auf, diese Praxis einzustellen. Lehmann suchte nach einem Kompromiss und kämpfte für den Verbleib der Bischöfe in der Beratung. Fast 20 Jahre nach dem Ende des Streits bilanzierte Lehmann im September 2017: „Der Kampf hat sich gelohnt.“

"Mir war immer klar, dass wir verlieren können"

„Mir war immer klar, dass wir verlieren können. Aber ich hätte nie hingeschmissen. Denn: Wir beraten die Frauen auf alle Fälle weiter – in welcher Form auch immer“, zitiert der stellvertretende Pressesprecher des Bistums Mainz den Kardinal. Wenige Tage nach dem Gespräch wird Lehmann in ein Mainzer Krankenhaus eingeliefert. Von den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung erholt er sich nicht mehr.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost. Kostenlos erhalten Sie die Zeitung hier.

Themen & Autoren
Bischof Bistum Mainz Deutsche Bischofskonferenz Johannes Paul II. Kardinäle Karl Lehmann Päpste

Weitere Artikel

Kirche

Yannick Schmitz, Referent beim Berliner Vorortspräsidium des Cartellverbandes, sieht gute Gründe dafür, dass der Verband künftig wahrnehmbarer auftritt.
27.04.2024, 13 Uhr
Regina Einig
Das römische Dokument „Dignitas infinita" lädt ein, aus der Fülle der Identität als Erben Christi zu leben, statt eigene Identitäten zu konstruieren. 
26.04.2024, 17 Uhr
Dorothea Schmidt
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig
Von Thomas von Aquin über Immanuel Kant bis Papst Franziskus:  Das Böse muss ernst genommen und überwunden werden.
27.04.2024, 19 Uhr
Stefan Hartmann