In einer Predigt am Sonntag sagte der Moskauer Patriarch Kyrill, dass das russische Volk die Behörden unterstützen und die Behörden den Menschen in „Demut“ dienen sollten. Dies werde „wahre Solidarität“ nähren und „innere und äußere Feinde abwehren“. Daraus wird laut Kyrill „so viel Gutes, so viel Wahrheit und so viel Liebe wie möglich“ entstehen. Der Patriarch steht in der Kritik, weil er den russischen Angriffskrieg von Beginn an vehement unterstützt hat.
Herrschaft fordere „Respekt aus dem Gewissen“
In Anlehnung an das Markus-Evangelium, in dem Jesus Herrscher zum Dienst aufruft, erklärte Kyrill, dass ein Herrscher, der andere anführe „Respekt, Autorität, Gehorsam nicht aus Angst, sondern aus dem Gewissen“ brauche. Dies gelte nicht nur für Staatslenker, sondern auch für jene, die bei der Arbeit oder in der Familie Einfluss über andere hätten. Die heilige Schrift verlangt Respekt vor der Macht, weil alle Macht von Gott käme, so der Moskauer Patriarch. Wenn Macht den Menschen diene, verwandle sich Respekt in Liebe und Dankbarkeit.
Krieg als „metaphysischer Kampf“
Vor einer Woche hatte Kyrill bei einem Gottesdienst Soldaten dazu aufgefordert, ihren Eid zu erfüllen, und dies mit dem Gebot begründet, sich selbst für den Nächsten hinzugeben. Anfang März hatte Kyrill, der als enger Vertrauter Putins gilt, den Krieg Russlands gegen die Ukraine als „metaphysischen Kampf“ des Guten gegen das Böse aus dem Westen verteidigt. Im Ausland wurde der Patriarch wegen seinen Äußerungen scharf kritisiert. DT/sdu
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